Leseprobe
Das Restaurant "Zorkers" befand sich gleich neben dem Hotel. Sein Eingang bestand nur aus einem einzigen großen "Z". Alle Gäste mussten durch dieses riesige, violettfarben leuchtende "Z" steigen, um dann mit einer der langen Rutschen ins untere Stockwerk zu gelangen. Die Rutschen waren so breit, dass alle Platz fanden, selbst Trotan. Ein kleiner fliegender Roboter, der ein bisschen einem Kolibri ähnelte, wies ihnen eine Rutsche zu. Jane stand am Rutschenrand und schaute in die Tiefe. "Ganz schön steil", dachte sie noch, als sie durch einen kleinen (nicht gerade sanften, aber er konnte es ja nicht besser) Schubs von Trotan plötzlich auf der Rutschplattform landete, genau hinter Cell. "Aha, die Damen wollen zuerst rutschen." Mit diesen Worten ließ er die Frauen per Knopfdruck in die steile Rutschbahn einschwenken. Der kleine Kolibri beschwerte sich, als Trotan ihm seine Aufgabe entzog. "Alles fertig?", brüllte Trotan und drückte unter Protest des kleinen Roboters noch einen Knopf, der die weibliche Rutschengesellschaft in die Tiefe sausen ließ.
Mit flauem Magen krallte sich Jane an Cell fest, als sie in wildem Tempo hinabstürzten. "Oh mein Gott, und ich hab noch nichts gegessen", dachte sie noch und dann war ihr endgültig schlecht.
Cell landete als Erste mit ihrer Nase auf einer sehr weichen Bremshilfe und maulte laut, als Jane ihr in den Rücken fiel. Eine superweiche Gummimatte hatte ihren Sturz aufgehalten. Der IMOK belehrte sie, es handele sich hierbei um "ein `Polytrax`, ein Lebewesen, halb Tier, halb Gummi, eine sensationelle Züchtung und natürlich furchtbar selten. Es kann sich jedem Aufprall anpassen. Soweit ich weiß, gibt es nur ein Exemplar, und zwar dieses hier." "Hier wird es ja auch dringend gebraucht", dachte Jane, rieb sich ihr Hinterteil und schaute die Rutschbahn hinauf. Trotan hatte so viel Schwung, dass er beim Aufprall wie ein Zementklotz aus dem dritten Stock ein gewaltiges Loch in das Gummitier schlug und gleichzeitig den armen Irisis unter sich begrub. Mehrere Restaurantangestellte, die alle samt Roboter waren, eilten sofort zur Rettung herbei und befreiten Irisis aus seiner misslichen Lage. Die Frauen, insbesondere Jane, kümmerten sich so rührend um Trotans Opfer, dass Trotan selbst nur neidisch brummte: "Und was ist mit mir?" Aber zum Glück war nicht viel passiert bis auf die Tatsache, dass Irisis Jane näher gekommen war und das Polytrax den restlichen Abend frei bekam, um sich zu regenerieren.
Ein kleiner Roboter mit einer feinen, piepsigen Stimme führte die leicht angeschlagenen Gäste in den Empfangsraum. "Donnerwetter!" Jane staunte nicht schlecht über die riesigen lila Marmorsäulen. Die gesamte große Empfangshalle war violettfarben gestaltet. Erst jetzt fiel es ihr richtig auf, dass auch schon der Eingang, die Rutschen und selbst der kleine piepsige Roboter einen feinen violetten Farbton hatten.
Eine sehr hübsche Empfangsdame mit einer eigenartigen lila Hochsteckfrisur schritt mit einem leicht schwebenden Gang auf sie zu und begrüßte sie freundlich. "Willkommen im `Zorkers`, dem einzigartigen Erlebnisrestaurant hier auf Semiase. Sie erhalten zur Begrüßung einen Drehdichnichtum-Cocktail und ein Tombola-Los." Trotan war ganz aufgeregt und schnappte sich den ersten Cocktail und alle Tombola-Lose vom Tablett. "Ich sag euch, Freunde, der schmeckt einzigartig gut", und dann gurgelte er ihn nur so herunter.
In der Tat, er schmeckte hervorragend. Der IMOK wollte Jane gerade warnen, dass sie sich auf keinen Fall umdrehen solle, da drehte sich Cell um, weil ein paar neue Gäste lautstark grölend in den Empfangsraum torkelten. Die Frage "Wieso?" hätte Jane sich sparen können, denn sie sah, wie sich Cells Gesicht von einer auf die andere Sekunde von anfangs sehr blass über gelb und grün in ein leuchtendes Blau verfärbte, das einige Sekunden später wieder verschwand und zu guter Letzt lila Punkte auf ihrem Gesicht hinterließ.
"Ah!", schrie sie. "Was ist los? Mir ist so seltsam!" Trotan lachte. "Wenn du wüsstest, wie komisch du aussiehst." Er konnte sich vor Lachen kaum halten. Irisis kicherte und Jane hatte Mühe, ihr Lachen zurückzuhalten. Cell sah wirklich zu komisch aus mit ihren Punkten im Gesicht und an den Händen, obendrein lief sie noch rot an vor Wut. Die hübsche Empfangsdame reichte ihr einen Spiegel, in den sie mächtig sauer hineinstarrte. "Das hast du gewusst", brüllte sie Trotan an, "und du hast uns nicht gewarnt!"
"Wieso?", kicherte er und wischte sich eine Träne aus dem Auge. "Sagt doch schon der Name Drehdichnichtum-Cocktail!" Er begann erneut, sich vor Lachen zu krümmen. Es ertönte ein glockenähnlicher Ton und die hübsche Empfangsdame wies den Gästen einen Tisch im anliegenden Speisesaal zu mit der Bemerkung, dass sie allen eine aufregende Zeit wünsche und sie sich wieder nach Belieben umdrehen könnten, da die Wirkung des Cocktails vorbei sei. Sie reichte Cell eine kleine Uhr, auf der die noch verbleibende Zeit der Auswirkung des Cocktails angezeigt wurde. "Dauert zirka dreißig Minuten, dieser Unfug", bedauerte der IMOK, der Mitleid mit Cell hatte. Ein wenig niedergeschlagen bedankte sich Cell bei der hübschen Dame und starrte auf die Uhr.
Der riesige Speisesaal hatte eine unbeschreiblich angenehme Atmosphäre. Alles und jeder waren in sanftes violettes Licht getaucht. Der Saal glich einer großen, aus grobem Stein geschlagenen Tropfsteinhöhle, deren Wände mit funkelnden violetten Edelsteinen besetzt waren. Im hinteren Teil des Saales befand sich eine riesige Baranlage mit einer kreisrunden lila Marmortheke. Alle Barhocker um die Bar herum waren mit den eigenartigsten Lebewesen besetzt, die Jane je gesehen hatte.
Sie setzten sich an den ihnen zugewiesenen Tisch und Jane starrte auf die fremdartigen Leute am Nebentisch, die sich jedoch keinesfalls von diesem unbedeutenden Exemplar der menschlichen Spezies ablenken ließen. Jane grüßte freundlich, fand aber so viel Beachtung wie ein abgetauter Kühlschrank im Hochsommer. In Gedanken fragte sie den IMOK Löcher in den Bauch. "Wenn der einen gehabt hätte, sähe er bald wie ein Schweizer Käse aus", stellte sich Jane in Gedanken vor und musste kichern. Sie wollte alles erfahren über die eigenartigen Lebewesen, die an ihr vorüberschlenderten, und der IMOK beantwortete all ihre Fragen, so gut er konnte.
In der Zwischenzeit hatten sich Trotan und Irisis die Speisekarte gegriffen und studierten genau die einzelnen Gerichte. Doch Cell war der Appetit erst einmal gründlich vergangen, sie starrte die ganze Zeit nur auf ihre Cocktailuhr. Selbst Jane, die vorhin noch richtigen Hunger hatte, war so abgelenkt von all den Dingen um sie herum, dass sie es glatt vergessen hatte.
"Ich kann euch nur das Wolkensüppchen auf lila Pollpollschaum empfehlen, einzigartige Vorspeise, sag ich euch." Trotan blätterte weiter in der Speisekarte. "Danach vielleicht den penguanischen Spuckvogel in Schwarzweincreme auf einem Trollerblütenbett." Irisis nickte wohlwollend. Trotan geriet ins Schwärmen, als er das lila Höhlensorbet als Nachspeise empfahl. "Und einen Z-Cocktail vorweg", sagte er, als würde er eine Rede halten.
Aber Cell konnte seine Begeisterung überhaupt nicht teilen und verzog nur ihr lila getupftes Gesicht. Trotan, der immer für einen Spaß zu haben war, besonders wenn andere Leute betroffen waren, konnte es nicht lassen und fragte Cell scheinheilig, ob sie nicht lieber eine Gucknichthoch-Suppe als Vorspeise probieren wolle. Dabei kringelte er sich wieder vor Lachen. Cell versuchte ihn zu ignorieren, indem sie angestrengt auf ihre Cocktailuhr starrte.
Es kam wieder eine hübsche Dame mit einer lilafarbenen Hochsteckfrisur an ihren Tisch, um die Bestellung aufzunehmen. "Ich bin Ihre Bestelldame für den heutigen Abend und begrüße Sie recht herzlich. Mein Name ist Lila und sollten Sie einen Wunsch haben, komme ich sofort." "Das klingt gut", sagte Trotan und bestellte seine favorisierten Speisen bei Lila. Jane grübelte nicht lange, da sie sowieso nicht wusste, was sie erwartete, und vertraute auf Trotans Geschmack und seinen fülligen Leib. Irisis schloss sich der gleichen Auswahl an. Cell dagegen war sich noch nicht sicher, ob sie es wagen sollte, etwas zu bestellen, von dem sie nicht genau wusste, wie es hergestellt wurde und vor allem, wie es wirkte. Also fragte sie erst einmal die nette Bestelldame aus, die ihr sehr geduldig Auskunft gab.
Dabei fiel Jane auf, dass die hübsche Dame Lila genauso aussah wie die Empfangsdame. Erst dachte sie, dass sie vielleicht Schwestern seien, aber dann sah sie sich um und entdeckte, dass alle Bestelldamen und sogar die Barkeeperin genauso aussahen. Nicht nur, dass sie sich ähnlich waren, sie sahen genau gleich aus. "Es sind Klone", antwortete ihr der IMOK in Gedanken. "Sie haben alle die gleichen Gene." "Ah!" Jetzt war alles klar, sie sahen wirklich aus wie aus einer Form gegossen. "Scheint wohl praktischer zu sein", dachte Jane. "Ist es auch", antwortete ihr der IMOK. "Diese hier sind nur für den Servicebereich geklont worden und sehen sehr hübsch aus", schwärmte er.
Jane nickte instinktiv und sah sich weiter um. Von der Mitte der großen, runden Bar hing eine riesige Anzeigetafel herunter oder schwebte vielmehr frei, auf der ein Countdown zählte. Er stand bei 2423 und zählte unermüdlich weiter rückwärts.
Da unterbrach Trotan plötzlich ihre Gedanken mit seinem brummigen Lachen, weil Irisis gerade in allen Einzelheiten erzählte, wie es einem Freund von ihm bei der Nichteinhaltung einer Hauniemalsaufdentisch-Cremespeise ergangen war, woraufhin beide Cell grinsend provozierten. Das brachte die lila Punkte auf ihrem Gesicht fast zum Verdampfen. Zum Glück brachte die nette Bestelldame gerade die Z-Cocktails an den Tisch, sonst wäre die Situation eskaliert. Sie wünschte allen eine aufregende Zeit und verließ den Tisch. Jane schaute zur Bar, der Countdown befand sich bei 2398. Sie fragte den IMOK, ob er wisse, was passiere, wenn der Countdown bei Null ankomme, doch der wusste es auch nicht. . . .
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Zur Autorin
Gabriele Rose, 1963 in Berlin geboren, verheiratet, zwei kleine Söhne, drei
abgeschlossene Ausbildungen. Wohnhaft nahe München.
Schon mit 10 Jahren habe ich angefangen Kurzgeschichten zu schreiben. Durch
die Geburt meines zweiten Sohnes wurde ich inspiriert, diesen Roman in Angriff
zu nehmen und habe dadurch eine wunderbare Welt für mich entdeckt. In frühster
Jugend von M. Ende, Douglas A. & Co. beeinflusst, ist eine Liebe zu völlig
absurden und skurrilen Geschichten entfacht worden, die nicht alltäglich sind.
Die mich schwebend aus der Wirklichkeit tragen und mir damit ein Fenster in
einer anderen Dimension öffnen.
Wie bei den meisten Romanen spiegelt er zum Teil meine Welt wieder oder die
Welt in der ich wünschte zu leben. Ich habe meinen Frust und mein Verlangen,
sowie meine Phantasie darin verarbeitet. Verknüpft mit all den Dingen, die uns
tagtäglich begegnen und mit denen wir uns manchmal rumschlagen müssen.
Jeden Tag neu erleben mit dem Vorsatz das Universum nicht so ernst zu nehmen.
Ich habe diesen Phantastischen Roman für all diejenigen geschrieben, die des
Morgens gelangweilt in dreckigen U- und S-Bahnen sitzen müssen und darauf
warten, das sich für Sie irgendwann einmal ein Fenster öffnet. Die tagein,
tagaus ihren Verpflichtungen, verpflichtet sind und im Dunkeln nach dem Sinn
des Lebens suchen. Für Diejenigen die sich ihre Phantasien bewahren konnten,
sie wie einen kostbaren Schatz gehütet haben und sich wie ein kleines Kind vor
dem leuchtendem Weihnachtsbaum, daran erfreuen können. Auch für all die
entfesselten Seelen die ihre Bestimmung gefunden haben, jeden Tag neu erleben,
mit dem Vorsatz das Universum nicht so ernst zu nehmen, ist dieses Buch
"Im Zickzack durchs Universum" einfach nur zur reinen Unterhaltung geschrieben
worden.
Wie ist es, ein eigenes Buch auf dem Markt zu haben?
Ich habe schon immer gern, wie fast jedes Kind Geschichten erfunden und
manche auch niedergeschrieben. Zum Lesen kam ich aber erst viel später.
Und irgendwann gab es eine Zeit,
da habe ich mich über die U-und S-Bahnen geärgert.
Diese langen Fahrten in den stickigen Zügen waren mir ein Greul und nur
mit dem Lesen eines Romans zu ertragen. Doch irgendwann gingen mir meine
geliebten Kurzlektüren, alla Per Anhalter und Rankin aus.
darum beschloss ich für mich, auch irgendwann mal ein Buch zu schreiben,
natürlich nur wenn ich die Zeit dafür finden würde. Kurzweilig und
leicht zu lesen so sollte es sein.
Mit der Geburt meines zweiten Sohnes bekam ich dann die Gelegenheit und
die nötige Inspiration . . .und so fing ich einfach an und schrieb
immer ein paar Zeilen, zwischen Windelwechseln und Kindergeschrei.
Mit der Zeit nahmen meine Schriftstücke dann Form an und ich feilte
solange daran, bis es war wie ich es haben wollte.
Eigentlich hatte ich nicht die rechte Lust mein Buch jetzt schon auf den
Markt zu bringen, aber mein Mann hatte es gelesen und bestand darauf.
Also hörte ich mich um
und informierte mich über die verschiedenen Möglichkeiten.
Wie so üblich, kümmerten sich die großen Verlage nicht um einen "Nobody"
und bei den Kleineren gab es auch mehrere Haken und Ösen. Dann
entdeckten wir die Selbstverlage,
die dank des Computer und Internetzeitalters nicht mehr so teuer waren.
Wir entschieden uns für BOD, mitunter weil dieser Verlag mir freie
Gestaltungmöglichkeiten für mein Bucheinband (Cover) ermöglichte.
So kam Eines zum Anderen. Es ist wirklich ein gutes Gefühl mein Buch im
Schaufenster in unserer Buchhandlung zu sehen. Ich gebe Lesungen und
versuche weiterhin Zeit zum Schreiben zu finden. Mein Roman "Im
Zickzack durchs Universum" ist ganz normal über den Buchhandel und über
www.Amazon.de /www.Libri.de, bestellbar. Persönlich signierte Exemplare
sind über meine Website: www.Im-Zickzack-durchs-Universum.com erhältlich.
Ich kann nur jedem Menschen der auch mal gern ein Buch schreiben möchte
empfehlen, es einfach mal zu versuchen. Fangt einfach an. Nach dem
Motto: Tu einfach das wozu du am meisten Mut brauchst!
Gabriele Rose
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