Juni 2004 - eine Sache der Gefühle
Diesen Monat 'mal ein Thema, zu dem sicher einigen hier 'was einfallen wird. Musik ist ja in sehr vielen Fällen einfach dazu da, Gefühle auszudrücken. Aber um welche Gefühle geht es denn da? Doch meist um Liebe (glücklich oder unglücklich), Freude oder Wut. Sehe ich das ganz falsch? Wenn ich da an mich denke, dann kann ich z.B. sofort ein Lied zu Liebeskummer assoziieren: Flugzeuge im Bauch von Herbert Grönemeyer. Wenn ich da dann die Textzeile Gib mir mein Herz zurück... höre, dann erinnere ich mich ganz genau daran, wie es war, als die Beziehung zu meinem ersten Freund zu Ende ging...
Bei 'Wut' wird es schon schwieriger. Da ist es mehr eine gewisse Kategorie von Bands, die ich im Kopf habe. Für die 'Freude' fällt mir soviel auf einmal ein, dass ich das erst 'mal mühevoll sortieren müsste, um es hier 'reinschreiben zu können. :-)
Etwas 'exotisches' kann ich auch bieten :-). Wenn ich Perfect Strangers von Deep Purple höre, dann kommt ein Gefühl von Heimweh in mir auf, auch wenn ich gerade dazu keinen Grund hätte. Das liegt wohl daran, dass ich diese Platte sehr viel hörte, als ich nach dem Studium 3 Monate allein in Guatemala und Chile unterwegs war. Auch wenn dieser Urlaub supertoll war und ich ihn um nichts in der Welt aus meinem Leben streichen möchte, blieben solche Momente des Heimwehs nicht aus, und irgendwie müssen die da immer von Perfect Strangers untermalt gewesen sein, anders kann ich mir das nicht erklären :-)
Wie ist das bei Euch? Koppelt ihr Gefühle 'der anderen Art' an bestimmte Musikstücke?
schreibt es Susanne |
Antworten:
OMD Forever live and die ... da läuft es mir regelmässig kühl den Rücken
herunter. Ich mag das Lied.
Die Liebe ist ein seltsames Spiel, da hatte ich meine ersten
Schlittschuh-Tanzversuche im Prinzregenten-Eispalast gedreht und wenn ein
bestimmtes Cowboylied kommt, denke automatisch an den Hoover-Damm auf dem
wir standen und der Nachbar lauthals das Radio laufen liess. -
Ja Musik ist Stimmungsbezogen - Ob im Auto oder im TV - man kann fröhlich
werden oder traurig sein - allein ---
- bei Live-Musik zieht es dich viel mehr zum Gesang hin und wird mehr
Personenbezogen und taucht viel mehr in die Athmospäre ein.
Gruss Miss Magicflower
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Im Moment gibt es für mich ein Lied, das mir sehr zu Herzen geht. "Top of
the world" von den Carpenters. Eine einfach nur wunderschöne
Liebeserklärung, die meine Gefühle und Gedanken für den Mann meiner Träume
so wunderschön kitschig zusammenfaßt. Und er bleibt ebenso unerreichbar,
als wenn ich flöge und er auf der Erde ist.
Und - passend zum Monat - Junimond von Rio Reiser. Für mich das
Schlußmach-Lied schlechthin. Aber nur wirklich wirksam in der Version von
Reiser.
Ciao Christine
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Ich hab auch so ein Lied, welches für mich total emotional beladen ist. Von
Xavier Naidoo - Abschied nehmen. Muß dabei immer an meinen Bruder denken,
obwohl er nicht gestorben ist oder einen Unfall hatte oder dergleichen.
Mein Bruder hat aber schon schwierige Zeiten durchlebt und dieses Lied
erinnert mich dann immer daran.
von Claudia
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Und ob! Als erstes und wohl wichtigstes fällt mir dazu Music was my first
love ein. Ich hänge an dieser Schnulze schon ewig. Ich jodle es mit wo
immer es läuft. Und es holt mich immer zurück - runter von einer Palme,
raus aus einem Tief, hervor aus einer Unlustphase, egal. Ich verbinde mit
diesem Song das Gefühl von Kraft, Hoffnung, Überwindung. Deshalb war auch
das Highlight in 2003 der 17.12., da war ich nämlich in Frankfurt auf der
NOKIA night. Ich war per Bahn und mußte relativ früh wieder zurück, dachte
natürlich, daß ich John Miles verpassen würde, aber nunja, nichts zu
machen. Weit gefehlt! Da war er plötzlich, eine halbe Stunde, ehe ich weg
mußte, die ersten Takte schon war ich hin und weg, das Licht ging aus, die
Jahrhunderthalle war gefüllt von einigen Tausend Feuerzeuglichtern und alle
sangen mit - ich war überwältigt. Und die schlimme Zeit, die ich hinter mir
hatte, war plötzlich relativ - ich war überzeugt, es wird alles besser, ab
sofort. Dieser Song ist meine Medizin!
von 'The Boss'
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Musik ohne Gefühle geht nicht.
Ich habe schon ziemlich viel Musik in meinem Leben gehört und auch selbst
gespielt. Viele Lebensabschnitte haben mich mit unterschiedlichen
Musikstilen begleitet. Sei es beim Lernen fürs Examen oder für den
Führerschein, beim Lesen eines traumhaften Buches oder während der
Schwangerschaft, all diese spannenden Momente habe ich immer mit Musik
erlebt. Selbst als ich meinen 1. Unfall mit dem Auto hatte, könnte ich noch
genau den Titel des Stückes nennen. Musik prägt mich positiv wie negativ.
Ich kann ohne Musik nicht denken und mir geht es gut mit der richtigen
Musik einfach nur gut.
Natürlich kann man mit der entsprechenden Musik auch ziemlich traurig sein
und sich richtig gehen lassen. Das kann man mit vielen Partnern nicht so
unbedingt.
Bestimmt geht es vielen Menschen so wie mir.
I hope so.
Gruss Sylvia
Es gibt eine deutsche Gruppe, die mich schon lange durch mein Leben
begleitet, und es gibt kaum ein Lied das nicht auf irgendeine Situation in
meinem Leben passt oder schon gepasst hat.
Liebe Grüsse Kerstin
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Ich bekomme heute noch Schmetterlinge im Bauch, wenn ich "Touch and go" von
Stanley Clark und George Duke höre. Das war "unser" Lied. Leider hat meine
große Liebe es textlich wohl zu genau interpretiert. Trotzdem sind die
Erinnerungen an die Kuschelstunden wunderschön und beim Hören dieses Liedes
besonders intensiv. Aber auch traurige Erinnerungen kommen hoch. Ich kann
heute noch nicht, nach gut 20 Jahren, den "Gefangenen-Chor von Nabucco"
hören. Das war das Lieblingslied meines Opas an dem ich sehr hing. Es wurde
bei seiner Beisetzung gespielt. Oder Dean Martin, den ich immer mit meinem
kürzlich verstorbenen Dad in unserer Hausbar hörte. Er hätte morgen
Geburtstag. Er fehlt mir sehr. Ich stelle gerade fest, daß ich die meisten
Lieder mit Menschen verbinde, die ich verloren habe, daß die Musik mich an
sie und die gemeinsame Zeit erinnert. Manchmal mit Tränen im Gesicht und
manchmal mit einem Lächeln. Aber immer sehr intensiv. Das möchte ich nicht
missen.
von Michaela
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Ich glaube so Jeder kann ein bestimmtes Musikstück mit positiven oder
negativen Gefühlen verbinden. Es stimmt allerdings, daß man Negatives
schwer findet, ich glaube auch, dass Negatives vom Gehirn eher in eine
tiefe dunkle laß-es-ruhen-Schublade gesteckt wird. Zu den positiven kommen
natürlich die romantischen Gefühle noch hinzu Luftschlösser/Tagträume).
So, das war mein Senf dazu. Schönes Wochenende noch.
Grüßle
schneewittchen26
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Moin!
Deinen Artikel kann ich nur unterstützen. Mit 12 schenkten mir meine Eltern
meinen 1. Plattenspieler. Damals konnte man sogar noch LP'S bei Aldi kaufen
(bin Jahrg. 62). Fortan gab es ständig leidige Diskussionen, weil ich mein
schmales Taschengeld bis auf den letzten Heller für Musik ausgab. Bis heute
habe ich mir dann eine nette Sammlung organisiert. Teilweise suche ich dann
locker eine halbe Stunde nach einem ganz bestimmten Lied in meinem schlecht
sortierten Haufen Vinyl. Was immer mal wieder bei mir auf den Teller muß,
ist King Crimson; "21 Century Shizoid Man".
Mach weiter so und leg nur nach Gefühl auf.
Gruß Taucher
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Oh ja, z.B Lieder aus meiner Jugend-und Drangzeit, da fällt mir so manches
ein.
Dann Lieder die ich gehört habe, als ich meinen - mittlerweile - Exmann
kennengelernt habe. Lieder die gehört habe, wenn ich besonders traurig oder
glücklich war.
Es gibt so viele Lieder, mit denen ich irgend etwas in Verbindung bringe
und bei den allermeisten kommt ein wohliges, warmes Gefühl der Erinnerung
in mir auf.
In diesem Sinne LG von Waschbär
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Spontan fiel mir beim Lesen Deiner Umfrage etwas ziemlich verrücktes ein:
Bislang war ich zweimal im Krankenhaus: Beim Aufwachen nach der Mandel-OP
hörte ich "So blau blüht der Enzian", was meine Zimmernachbarin offenbar
sehr mochte.
In der Frauenklinik kam es noch DICKER: Die Wildecker Herzbuben sangen
"Herzilein".
Ich habe gegen beide Lieder nichts, aber sie sind für mich auf ewig mit
Krankenhaus verknüpft.
Dann: Die Lieder von Bernd Clüver, Ulli Martin, Howard Carpendale usw, die
immer von "Radio Luxemburg" im Schulbus liefen. Und all die
"Herzschmerzlieder", die ich -- ganz leise wg. elterlicher
Zu-Bett-geh-Kontrolle --- spät abends hörte und träumte.
Dann all die Lieder von Reinhard Mey und Udo Jürgens, die ich mit meinem
(späteren) Mann stundenlang hörte.
Degenhard: DIE PROTESTLIEDER schlechthin
von Schnoeoef
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Ich verbinde auch sehr viel mit Musik. Ein Song dabei, ist "Stairway to
heaven", von Led Zeppelin. Ich verbinde damit meine "Jugend" und auch viele
Feten. Natürlich gibt es auch noch andere Lieder, bei denen einfach ein
bestimmtes gefühl wieder da ist.
L.G.
Conny
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Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß man mit Musik keine Gefühle
verbindet. Natürlich habe auch ich so Stücke, die mich sofort an einen
bestimmten emotionalen Punkt in meinem Leben versetzen. Sehr spannend finde
ich aber auch, daß manche Stücke die ich gar nicht kenne schon beim ersten
hören eine tiefe Sehnsucht, oder so was wie Verliebtheit auslösen können,
obwohl meine Lebenssituation das gerade nicht hergibt. Als ich zB. zum
ersten Mal Yvonne Catterfield: "Für Dich" hörte, lief da in mir ein
unglaublich emotionaler Film ab. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah ...
Das hat sich auch bis jetzt nicht "gelegt".
Ich bin der Musik dankbar für diese Momente. Es sind kleine Fluchten aus
dem Alltagstrott, den man als Mutter von zwei Kindern ja nun mal hat. Es
ist das Gleiche, als wenn man in einen Film geht und sich ganz reinfallen
läßt, nur kürzer, aber auch so intensiv.
Traumhafte Grüße
Frau Sirius
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Ja, ich verbinde Gefühle mit bestimmten Melodien. Ganz besonders mit
Yesterday und King Of The Road.
Als 1988 unser Sohn bei einem Autounfall starb, haben wir den Organisten
gebeten, während der Trauerfeier diese zwei Melodien zu spielen. Darum
wecken sie in mir die Gefühle von damals. Es ist nicht eigentlich Trauer.
Denn ich hatte zu dem, was da im Sarg vor uns lag keine Beziehung. Ich
hatte das Gefühl, unser Sohn sitzt neben uns und schaut ebenfalls zu und
hört seine Lieblingslieder. Alle seine Freunde waren in Westernkluft
gekommen. Die Friedhofskapelle war so voll, dass sogar die Türen aufbleiben
mussten und die Leute draussen die Feier verfolgen konnten. Da wir keiner
religiösen Gemeinschaft angehören, war es auch keine kirchliche Feier. Es
sprachen Freunde über ihn und zu ihm. Es war sehr schön. Anschliessend an
die Feier haben uns viele Leute - solche, die wir gar nicht kannten -
gedankt dafür, dass wir ihnen zeigten, wie das geht. So ganz ohne Pfarrer.
Das Gefühl der Nähe zu unserem Sohn ist nie ganz vergangen. Noch jetzt
denke ich viel an ihn. Ja, ich habe auch geweint. Aber, er war immer da.
Anfangs erwachte ich nachts und dachte, er stehe neben meinem Bett. Da habe
ich einmal mein Herz in beide Hände genommen und laut geagt: "Also, wenn Du
hier wohnen willst, dann bitte. Du bist hier zuhause. Aber lass mich in
Ruhe schlafen!" Und, ob ihr es glaubt oder nicht: Fortan hatte ich Ruhe.
Verrückt? Möglich. Es macht mir nichts aus. Dann bin ich halt verrückt.
von Verena
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