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Zur Kaiserschnittgeburt meiner beiden Söhne möchte ich gerne erzählen, wie es
mir ergangen ist.
Meine beiden Schwangerschaften verliefen beide ohne größere Probleme, obwohl
ich starkes Übergewicht hatte.
Es sah alles nach einer natürlichen Geburt aus.
Am 6.10.90 war der errechnete Geburtstermin. Da sich allerdings nichts "tat"
in Sachen Wehen oder Anzeichen einer beginnenden Geburt, überwies mein
Frauenarzt mich "vorsorglich" am 10.10.ins Krankenhaus.
Dort wurde ich überaus nett und freundlich empfangen, die netten Schwestern
zeigten mir mein Bett, und dann mußte ich zum CTG in den Kreißsaal. Mein Mann
begleitete mich dorthin, und unterhielt sich mit der Hebamme, die auch
überaus lieb und verständnisvoll war.
Die Herztöne meines Babies sackten dann peu à peu auf 0, und die Hebamme
meinte, ich sollte mich mal auf die Seite legen, dann wurde es besser und sie
stabilisierten sich wieder. Also, keine Beunruhigung, ich durfte dann nach
einer Stunde Wehenschreiber auf mein Zimmer, und das Mittagessen einnehmen.
Um 16 Uhr sollte ich wieder zum CTG in den Kreißsaal. Mein Mann war
mittlerweile nach Hause gegangen. Plötzlich ging alles sehr schnell, die
Herztöne sackten wieder ab, diesmal besserten sie sich aber nicht, trotz
Seitenlage. Der Chefarzt kam, untersuchte mich und sagte: Sofort
Kaiserschnitt, sonst ist das Kind tot. Kann man nachempfinden, was man in so
einem Augenblick empfindet? Ich bat, doch bitte meinen Mann zu verständigen,
was auch sofort getan wurde, ich bekam noch einen Einlauf (toll!!!!!), wurde
rasiert, bekam den Blasenkatheder gelegt, mein Mann war mittlerweile
eingetroffen (Glücklicherweise wohnen wir nur 10 Min. Vom Krankenhaus
entfernt), und machte mir Mut. Ich war echt am Heulen, vor Angst um mein Kind
und die Ungewißheit, was nun auf mich zukommt. Ich unterschrieb meine
Einwilligung zum OP schon halb auf dem Weg dorthin, und dann kann ich mich an
nichts mehr erinnern.
Als ich aufwachte, hatte ich höllische Schmerzen, war benebelt wie nach einer
durchzechten Nacht, und wollte nur noch sterben.
Verschwommen hörte ich die Stimme meines Mannes, der sagte wir haben einen
Sohn, er ist gesund, und ich weiß noch genau, daß mir das in dem Moment
volkommen egal war. Ich sagte nur, daß ich keinen Besuch haben wollte, noch
nicht einmal ansehen wollte ich den Kleinen, den mein Mann zum Glück direkt
in den Arm bekommen hatte, nachdem er gebadet worden war.
Am nächsten Tag ging es auch nicht viel besser, ich fühlte mich so gar nicht
als glückliche Mutter, mein Sohn war mir richtig fremd, und ich konnte ihn
nicht lange halten, da man mir die Infusion ausgerechnet in den rechten Arm
gelegt hatte.
Dann ging es ab dem 3. Tag aufwärts, und am 4. Tag spazierte ich bereits mit
meinem Mann im Krankenhausgarten herum.
Leider hatte ich Pech mit der Wundheilung, am 10. Tag, nachdem die Fäden
gezogen waren, schüttelte die Ärztin den Kopf, sagte, sie müsse das nochmal
aufmachen, und trennte mit einer kleinen Schere die Narbe wieder auf, was
auch nicht allzusehr weh tat, nur die oberste Schicht, da war noch
Wundsekret, das austrat, und das mußte erstmal heilen.
Nun bekam ich den Bauch täglich 3 bis 4 mal mit Wasserstoffperoxid gespült, 3
Wochen, nachdem ich die OP hatte, entschloß man sich, mich nochmal unter
Vollnarkose zu operieren, d.h. die Narbe nochmal tiefer zu öffnen, die Wunde
zu säubern und nochmal zu schließen.
Am 31.10. fand diese OP statt, und am 6.11. konnte ich endlich mit meinem
Sohn, der die ganze Zeit bei mir im Krankenhaus war, mit nach hause nehmen.
Ein 2. Kind hatte ich mir trotz allem immer gewünscht, leider hat es nicht so
schnell geklappt. Nachdem ich dann wieder angefangen hatte zu arbeiten, es
waren genau 2 Monate nach Arbeitsbeginn, stellte mein Frauenarzt fest, daß
ich wieder schwanger war. Meine erste Frage war natürlich, ob es wieder ein
Kaiserschnitt wird, und er meinte, es sähe nicht danach aus, da Michael
damals ein Notkaiserschnitt war, hätte ich durchaus Chancen, diesmal normal
zu entbinden.
Entbindungstermin war Michaels 5. Geburtstag (gutes Timing....), der
10.10.95. Am 12.10. ging ich nochmal zum CTG ins Krankenhaus. Ich wurde noch
an den Wehentropf angschlossen, aber es tat sich nichts. Plötzlich lief alles
wie beim 1. Mal, Herztöne weg, Fruchtwasser schon trüb, und der Oberarzt kam
und ordnete einen Kaiserschnitt an. Auf meine Frage, ob man das nicht diesmal
mit PDA machen könnte, meinte er, es sei nicht so bedrohlich wie damals bei
Michael, aber man sollte es doch jetzt so schnell wie möglich machen, und bis
die PDA richtig gesetzt ist und wirkt, das würde zu lange dauern. Es war mir
eigentlich auch dann egal, ich war nur froh, daß es bald "vorbei" sein sollte.
Im OP empfing mich ein netter Anästhesist, dem ich erstmal erzählte, wie es
mir beim ersten Mal ergangen ist, auch daß ich so schlapp war von der Narkose
und daß ich Probleme hatte mit der Wundheilung.
Er beruhigte mich, und sagte, daß die Narkosetechniken im Laufe der letzten
Jahre sich verbessert hätten, und eine sogenannte Sekundärheilung nicht mehr
so häufig auftritt. Auch die Narkose würde diesmal leichter dosiert werden.
Ich lag auf dem OP-Tisch, man schloß mich an etliche Geräte an (so schien mir
zumindest), jemand sagte "Alles klar, dann geht's jetzt los", und ich war
"weg". Als ich aufwachte, lag ich noch auf dem OP-Tisch, war zwar schlapp,
aber lange nicht so sehr wie nach Michaels Geburt, und fragte die Hebamme,
was es "denn sei". Sie sagte, es ist ein Junge mit Riesenfüßen, und ich mußte
lachen.
Dann kam ich in den Kreißsaal, wo mein Mann schon mit dem schreienden Bündel
auf dem Arm wartete. Ich konnte ihn sehen, und mit ihm sprechen, nur leider
nicht in den Arm nehmen, und ich sagte "hallo, mein kleiner Mann, da bist du
ja endlich". Ich nickte nochmal ein bißchen ein, wurde in meinem Zimmer
wieder wach, und bekam den Kleinen direkt von einer netten Schwester in die
Arme gelegt (diesmal war die Infusion glücklicherweise im anderen Arm).
Natürlich hatte ich Schmerzen, Nachwehen, usw. aber das Glück, das ich in
dieser folgenden Nacht empfand, werde ich nie vergessen. Ich konnte kaum
schlafen, immer wieder knipste ich das Licht an, und schaute mir das Foto an,
das im Kreißsaal von meinem Mann und Tobias aufgenommen worden war.
Am nächsten Tag stand ich schon auf, eine Freundin von mir hatte auch in
dieser Nacht entbunden, und kam zu mir ins Zimmer, ich war froh, nette
Gesellschaft zu haben.
Am 10. Tag wurden die Klammern aus der Wunde entfernt, alles war prima
verheilt und nach 12 Tagen konnte ich mit unserem 2. Sohn Tobias die Klinik
verlassen.
Heute sind die beiden 5 und 10 Jahre alt. Keiner fragt mehr, wie sie zur Welt
gekommen sind. Natürlich hatte ich anfangs öfter das Gefühl "etwas verpaßt"
zu haben durch den Kaiserschnitt, aber ich denke, Hauptsache gesund.
War mir einfach ein Bedürfnis, meine Erinnerungen aufzufrischen, nachdem ich
per Zufall auf diese Site gestoßen bin.
Wünsche allen Kaiserschnittmüttern viel Glück
ohne Namen am 05.06.01
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