Petra
Nachdem ich mir die Beiträge so durchgelesen habe, dachte ich im Stillen für mich "Du hast wirklich Beide Seiten" erlebt.
Ich bin jetzt 34 Jahre und bekam mein erstes Kind mit 21 Jahren.
Damals konnten ich und mein damaliger Mann es uns einfach nicht leisten, dass ich Zuhause blieb!
Er war bei der Bundeswehr und bekam lediglich ein paar Kröten von denen nicht mal die Miete richtig zu bezahlen war. Ich war damals in der Gastronomie tätig und arbeitete bis zum letzten Tag. Genau 3 Wochen später habe ich dann die Arbeit wieder aufgenommen. Mein Chef hatte damals auch nichts dagegen, dass ich zwischendurch mein Kind mitnahm. Damals wurde ich von außen als die absolute Rabenmutter dargestellt, die sich nicht scheute, ihr armes Kind sogar teilweise mitzunehmen. Nach 5 Jahre heiratete ich und bekam meine zweite Tochter. Da konnten wir es uns dann finanziell leisten das ich Zuhause bei den Kindern blieb. Und wie war die Reaktion aus dem Bekanntenkreis? Was??? Du bleibst Zuhause, sag mal ist das nicht zu Langweilig? Ich hatte komischerweise immer Argumente, allerdings auch irgendwann keine Lust mehr mich zu rechtfertigen. Nach meinem Erziehungs-Urlaub habe ich wieder bei meinem Arbeitgeber (öfftl. Dienst) in Teilzeit angefangen. Mittlerweile bin ich geschieden und arbeite jetzt Vollzeit. Die Kinder sind tagsüber nach der Schule in einem Hort bis 16 Uhr. Natürlich hätte ich auch gerne viel lieber mehr Zeit, ich bin aber sehr stolz auf mich und meine Kinder, das wir es auch so schaffen (ohne Kerl).
Und diejenigen, die großartig Urteil abgeben, sollten doch einfach erstmal die jeweilige Situation selbst durchleben, dann nehme sogar ich es gerne an.
Gruss Petra am 10.03.02
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Carolin
Liebe Mütter, die Ihr nicht so genau wisst, welches der richtige Weg ist,
ich werde Euch mal meine "Geschichte" erzählen. Kurz nach der Wende habe
ich meinen Mann kennengerlernt, der in Ostberlin lebte. Er hatte seinen
Sohn - damals 12 Jahre - alleine groß gezogen und hatte somit Arbeit und
Familie immer unter einen Hut gebracht. Schon kurz nachdem wir
zusammengezogen waren, wurde ich schwanger und für mich stand immer fest,
daß ich bald wieder arbeite. Wir wohnten damals in Bielefeld, also im
"Westen", wo ich ja auch aufgewachsen war, mit einer Mutter, die nie auf
die Idee gekommen wäre, arbeiten zu gehen (wäre vielleicht mit 4 Kindern
auch nicht möglich gewesen) und wo eigentlich alle meine Freundinnen, die
Kinder hatten, auch nicht arbeiteten. Mein Mann aber fand es völlig
normal, daß auch Mütter arbeiten und so fing ich nach 10 Monaten wieder
an, für 19 Stunden ins Büro zu gehen. Unser gemeinsamer Sohn ging zur
Tagesmutter, der "Große" war mittlerweile 13 Jahre und sowieso vormittags
in der Schule. Irgendwie fanden alle, daß ich eine "Rabenmutter" wäre,
mein "Baby" frohgemut jeden Morgen einer fremden Frau anzuvertrauen. Gesagt
hat das zwar niemand, aber die Reaktionen waren eindeutig. Am besten die
meines Personalchefs, der auf meine Aussage, daß mir 10 Tage pro Jahr
zustehen, an denen ich zu Haus bleiben kann, wenn mein Kind krank ist,
sagte: "Dann haben sie ja Anspruch auf 2 Wochen mehr Urlaub als alle
anderen!"
Nach 18 Monaten kam eine große Veränderung: wir sind nach Leipzig gezogen,
in den "Osten". Ich wurde sofort wieder schwanger, fand natürlich keine
Arbeit und war plötzlich eine Mutter mit einem Kindergartenkind, die nur zu
Hause saß. Alle Frauen, die ich nun kennenlernte, hielten mich für eine
typische, eher faule, "Wessifrau", die sich von ihrem Mann aushalten ließ!
So unterschiedlich sind die Einstellungen in ein und demselben Land
gewesen.
Bald nach der Geburt unseres zweiten gemeinsamen Kindes habe ich wieder
angefangen zu arbeiten, erst zu Hause und dann "richtig", im Büro.
Natürlich immer halbtags, ich will ja auch ganz bewußt meine Zeit mit den
Kindern verbringen. Die sind mittlerweile 23, 9 und 7, sehr
selbständig, gute Schüler, "wohlerzogen" und ich bin ausgeglichen, im
Prinzip auch nie "ausgelaugt" oder überarbeitet. Ich könnte mir nicht
vorstellen, immer zu Hause zu sein, kenne aber viele Frauen, die das machen
und dabei auch glücklich sind. Hauptsache ist doch, dass die Familie nicht
auf der Strecke bleibt, entweder weil eine Mutter total erschöpft oder
völlig frustiert ist!
liebe Grüße
Carolin am 09.03.02
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Nicole
Ich bin 44 Jahre alt und habe 2 Kinder (20 und 15 Jahre). Nach unserem
ersten Kind habe ich Vollzeit weiter gearbeitet. Ich konnte viel von zuhause
aus arbeiten und da mein Mann im Außendienst beschäftigt war, konnten wir
uns mit der Kindererziehung auch gut abwechseln. Als dann aber unser zweites
Kind kam, konnte ich auf einmal nicht mehr arbeiten gehen, weil unser Baby
an einer Lungenkrankheit litt und ständig betreut werden musste. Ich wäre
fast verzweifelt, weil die Arbeit mein Ein und Alles war. Ich konnte einfach
nicht zuhause sitzen und den ganzen Tag nur Kinder und Haushalt betreuen.
Aber irgendwie musste es funktionieren und es klappte auch. Bis vor 5
Jahren. Unser Nesthäckchen wurde operiert und war wieder kerngesund. Das
heißt, ich könnte jetzt wieder arbeiten gehen. Aber es hat mir der Mut
gefehlt, mich wieder zu bewerben, weil ich Angst hatte, dass ich nur Absagen
bekomme oder vielleicht sogar ausgelacht werde nach einer so lange
Babypause. Ich habe mich dann fast ein halbes Jahr nicht getraut, bis ich
durch einen glücklichen Zufall durch einen Bekannten eine Arbeitsstelle
bekam, die genau meinen Wünschen entsprach. Die ersten 3 Monate waren toll:
endlich wieder arbeiten, endlich wieder Leute kennenlernen und Geld nach
Hause bringen.
Aber jetzt habe ich damit ein Problem. Die ersten Monate waren nur die
Euphorie, das Neue, ich wollte das "alte Arbeitsgefühl" wieder haben. Aber
es war nicht so. Ich habe mich so daran gewöhnt, zuhause zu sein und auf die
Kinder und den Haushalt zu achten, dass ich mich nicht mehr in die Arbeit
reinfinden kann.
Ich werde das alles aber jetzt durchziehen und wenigstens noch 1 Jahr lang
so weiterarbeiten. Vielleicht wird es ja wieder. Hoffentlich!
Wenn nicht, dann versuche ich es mit Teilzeitarbeit. Das wäre dann immerhin
ein Kompromiss. Schließlich habe ich mich auch an das Hausfrauensein
gewöhnen können.
Viele liebe Grüße und viel Glück für alle, die einen Neuanfang wagen!
Nicole am 05.03.02 |
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