Suche!
Impressum
Datenschutz

home - zum Eingang
zum Club - tritt ein
zur Forenübersicht
zum Chat

Kleinanzeigen
Eltern
Rezepte
Handarbeiten
Küchentipps
Haushaltstipps
Körperpflege
Heirat
Liebe
Diät
Buchtipps
Schreibstube

-Weiberecke
-Hausfrauenreport
--Neues von der Hausfrau
-Männerecke
-Wühltisch
-Umfragen

Hausfrauenseite -> Weiberecke -> Galicien -> Weltmeisterin

 

Weltmeisterin

Sicher gibt es für jeden von uns Arbeiten, die man nicht so gerne ausführt. Ich aber bin bestimmt Weltmeisterin im vor mir Herschieben von Büetzen, die mir ganz einfach stinken. Ich erledige dann von Zeit zu Zeit ein Stückchen davon. Es macht mir überhaupt nichts aus, eine ungeliebte Strick- oder Stickarbeit Monate, ja sogar Jahre lang im Schrank zu verstecken. Irgendwann fällt sie mir dann in die Hände und ich stelle sie fertig, als wäre das die normalste Sache der Welt. Bügeln? Das gleiche Übel. Und alles Andere eben auch.

Ein neuer Kombikühlschrank sollte geliefert werden. Wir haben uns den Luxus geleistet, ein Gerät anzuschaffen, nur für die Getränke im oberen Kühlschrankteil, für Fische, Köder und Kühlelemente (unverzichtbare Sache, um beim Angeln das Bier kühl zu halten) im Tiefkühlteil. Allerdings, der Raum, wo das Ding hin sollte, wartete seit Monaten auf die Fertigstellung. Das Möbel, das mein Mann extra angefertigt hatte, wartete auf seine "Versetzung" in den gleichen Raum.
Der Backofenraum!!!
Die Nische, wo die Tiefkühltruhe steht, habe ich schon im vergangenen Jahr fertig gestellt, Die Bodenplatten waren im ganzen Raum verlegt und zum grössten Teil auch verfugt. Ich beendigte den Rest auch noch. Und dann blieben nur noch die Wände.

Das ist nun so eine Sache bei uns, das mit den Wänden. Unter dem Putz sind meistens krumme Steinmauern. Mein Mann ist zwar ein williger, aber ansonsten nicht sehr begabter Maurer. Macht nichts. Guter Wille muss genügen. Und dementsprechend sieht der Putz dann eben auch aus.
Rustikal.
Rauh, uneben, löcherig. Und da sollte ich nun weisse Dispersion darüber anbringen.
Mutig machte ich mich also daran, Kartons auf dem Boden auszubreiten, den Schemel hinzustellen, damit ich an die Decke reichen konnte, der Eimer mit den 15 Litern Farbe war sauschwer. Ich zog meine schäbigsten Jeans und ein altes Hemd an und machte mich an die Arbeit.
Draussen war einer der ersten heissen Tage. Der Raum hat kein richtiges Fenster, sondern eine grosse Luke. Sie dient den Katzen auch als Ein- und Ausgang. Die Hitze flimmerte ungehindert herein.
Pinsel in den Eimer, Pinsel abstreichen, auf den Schemel steigen, Farbe an die Wand bringen, vom Schemel wieder herunter, Pinsel in den Eimer...... So ging das nun eine Weile, bis ich die Oberkante der einen Wand gestrichen hatte. Da der Untergrund die Farbe vom Pinsel regelrecht wegsaugte, nahm diese Aerobicvorstellung eine ganze Zeit in Anspruch. Schliesslich aber konnte ich mit der Rolle arbeiten. Nun musste ich nicht mehr auf den Schemel steigen. Ich stellte also für mehr Bequemlichkeit den Farbeimer auf den Schemel. Manchmal blieb ein wenig Mörtel an der Farbrolle hängen. Manchmal musste ich ein besonders schönes Loch mit dem Pinsel ausbessern. Ein Klecks fiel mir ins Gesicht. Aber ich war stur, ich malte weiter. Ich schob den Schemel mit dem Fuss ein wenig weiter und..... na kalr, der Eimer kippte herunter.
Eine schöne Bescherung. Mit der Kehrichtschaufel wischte ich die verschüttete Farbe in den Eimer zurück. Klar doch, dass ein erheblicher Teil unter die Schutzkartons lief. Die Sauerei war gigantisch. Ich habe gut eine Stunde lang geputzt.
Mein Mann lugte durch den Türspalt herein und sagte grinsend: "Einem Anderen wäre der Eimer auf den Boden gefallen." Sein Glück, dass er den Kopf sofort wieder zurückzog. Ich hatte gerade einen klatschnassen Lappen in der Hand. Ich hatte die Klinkerplatten und die Fugen noch nicht versiegelt. Also saugten sie sich mit Weiss voll. Mit einer Stahlbürste, viel verdünnter Salzsäure und viel Wasser habe ich aber alles einigermassen wieder hingekriegt.

Weiter! Das Ding musste bis zum Mittagessen fertig gestrichen sein, damit ich am Nachmittag den zweiten Anstrich tätigen konnte. Es gelang mir aber nicht. Bis zum Mittag hatte ich etwas mehr als die Hälfte einmal gestrichen.
Die Nachmittage von heissen Tagen haben es so an sich, dass sie noch heisser sind als die Vormittage. Aber, da gab es kein Pardon. Ich ging also wieder ans Werk. Etwas schläfrig. Ich hätte lieber eine Siesta gemacht.
Die zweite Wand wurde fertig, dann auch noch die dritte, um den Backofen herum musste ich dann wieder auf den Schemel steigen, denn dort konnte ich mit der Rolle nicht arbeiten. Und.. und dann hatte ich einen mächtigen Durst. Ich hatte einfach vergessen zu trinken. Das war wieder einmal typisch, das passiert mir oft. Ich ging also in die Küche und holte mir ein Bier. Ein schönes, kühles Pils. Ich setzte mich auf den Schemel und genoss das kühle Nass. Was gibt es Schöneres als den grossen Durst mit einem kühlen Bier zu löschen. Wer kein Bier mag, der verpasst wirklich etwas. Finde ich jedenfalls. Während ich so da sass, kam Azrael durch die Luke, patschte über die frische Farbe an der Wand und hinterliess Pfötchenabdrücke auf den kurz zuvor so mühsam gereinigten Bodenplatten. Nicht aufregen, einfach wieder putzen. Halb so schlimm.
Dann stellte ich mein Bier weg, ich hatte es ja sowieso schon fast ausgetrunken, und tauchte den Pinsel in den Eimer, strich die überschüssige Farbe vom Pinsel, wollte auf den Schemel steigen und krachte auf der anderen Seite des Schemels auf den Boden. Besoffen.
Von einem einzigen Bierchen besoffen.
Den Arm hatte ich mir aufgeschrammt, den Beckenknochen angeschlagen, es tat höllisch weh.
Ich schwöre, es war ein einziges Bierchen.
Ich setzte mich wieder hin und tat mir Leid. Mit dem Farbpinsel hatte ich die Türe verschmiert. Wegputzen!
Nach einer Weile hatte ich mich soweit erholt, dass ich den Rest des Raumes noch streichen konnte. Der zweite Anstrich am nächsten Tag ging dann ohne Probleme. Ich malte sogar mit verschiedenen Farben, damit der Raum schöner aussah. Der übernächste Tag war ein Samstag, es gewitterte und schüttete. Wir luden unsere Freunde ein, um den Raum einzuweihen. Das Tolle an der Sache ist nämlich, dass man den Backofen prima zu Grillen benutzen kann. Im Ofen bereitet man die Glut, auf dem grossen Stein davor hat ein grosser Grillrost Platz.
Einige Tage später wurde dann der Kühlschrank geliefert, das Möbel haben wir von der Terrasse ebenfalls hinunterbugsiert und aufgestellt. Ich bin wirklich stolz auf mich.

He nu, dass da noch eine kleine Ecke AUF dem Backofen nicht ganz fertig ist, muss ja niemand wissen. Irgendwann überkommt es mich bestimmt, dann krieche ich dort hinauf und beende das Werk.

weitere Geschichten aus Galicien
Hausfrauenseite E-Mail an die Hausfrauenseite