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Ich gehe mit meiner Laterne...

"Wir müssen unbedingt noch eine Laterne basteln, Mami", nuschelt meine Tochter am Frühstückstisch, während ihr kleiner Bruder die Cornflakes über den gesamten Tisch verteilt, "Ich brauch `ne SUPER Laterne !"
"Klar basteln wir noch eine Laterne", versichere ich meiner Großen und rupfe dem Jüngsten das Lätzchen vom Hals, um damit den Milchsee auf der Tischdecke aufzusaugen, "Wie wär`s denn mit heute Nachmittag ?"
Zweifacher Jubel läßt mein Trommelfell erzittern. Also spaziere ich, nachdem ich die Große im Kindergarten abgegeben habe, durch das Bastelgeschäft in unserem Ort und inspiziere das "Laternen-Regal"
Die Auswahl ist schier unbeschreiblich !
Da gibt es zum Beispiel Laternen aus Holz, mit Glaseinsatz.... Wahrlich entzückend! Andererseits, so schießt es mir durch den Kopf, brauch` ich da vermutlich schon das erste Pflaster bevor die Kinder ihre Gummistiefel anhaben....
Auch vorgestanzte Laternen gibt es, mit aktuellen Stars wie den "Pokemons" oder den "Teletubbies",.... wie anheimelnd! Und ich stelle mir vor, wie das gräßlich Pokemon seine bunten Schatten auf das Strassenpflaster wirft, während wir singend durch den Ort ziehen...- kommt nicht in Frage.
Doch sogar fertige Laternen gibt es hier zu kaufen.... solche, mit denen man jede andere Mami auf dem Laternenumzug vor Neid erblassen lassen kann, ohne auch nur mit der Uhu-Flasche in Berührung gekommen zu sein. Wie praktisch.
Aber, nein nein, ich bin da eher konservativ gestrickt. Wir basteln unsere Laternen selbst. Punkt. Schließlich haben die Kinder sich das gewünscht, und überhaupt...

Also, ich brauche dunkelblauen Tonkarton, buntes Transparentpapier, zwei Drahtbügel und....wo sind hier bloß die Laternenstecken aus Holz?
"Die gibt es nicht mehr", werde ich von einer anderen Kundin belehrt.
"Heute benutzt man doch diese praktischen Angeln aus Plastik; im Griff sitzt die Batterie, und vorne baumelt eine kleine Glühlampe - das hat den Vorteil, daß die Laternen auch bei Wind und Wetter leuchten und die Kinder sich nicht daran verbrennen oder sich die Haare versengen können..."
"Aha", nicke ich ergriffen und greife mir auch gleich zwei solcher Hightech-Geräte zu 3,20 Euro das Stück, Batterien sind natürlich noch nicht dabei, logo.
Andererseits ist das mit den versengten Haaren natürlich ein Argument....

Am Nachmittag breite ich dann die alte Kunststoffdecke über unserem Eßtisch aus, schneide kleine Sterne aus dem Tonkarton und zeige meiner Tochter, wie man diese mit buntem Transparentpapier so hinterklebt, daß die Öffnungen später leuchten. "Wird das denn auch eine coole Laterne?" vergewissert sich mein reizendes Kind, während es seinem Bruder ein Stück grünes Transparentpapier auf die Stirn klebt. "Na klar!", beteuere ich mit dem überzeugenden Ton eines Gebrauchtwagenhändlers und schiebe eilig hinterher: "Ich glaube, diese Laterne wird einzigartig!" - "Ich weiß ja nicht..." meine Tochter beäugt das bis dahin entstandene Kunstwerk ausgesprochen mißtrauisch. "Laura hat von ihrer Oma eine Laterne mit Blinklicht, Glitzer-Puder und Kunstschnee gekriegt!", trumpft sie auf und sieht mich dabei mißbilligend an.
"Ahhh...so...?"- mir rinnt der Schweiß über die Stirn, während ich versuche, die klebrige Tonpapierrolle in die runde, unwillige Käseschachtel zu kleben - "Weißt Du....dafür habe ich Dir einen elektrischen Super-Zauber-Leuchte-Stab mitgebracht, der ist echt spitze!" (- Uuuups, das war knapp! Wenn ich mir vorstelle, ich stünde jetzt mit zwei lächerlichen Holzstecken da...Oh Graus !!!)
Doch so leuchten die Augen meiner Tochter auf, der Kleine lutscht zufrieden am Tonpapier und der Laternenumzug ist gerettet.
Und endlich, ENDLICH, ist der Tag des Lichterfestes auch schon gekommen. Natürlich gießt es an diesem Nachmittag (wie in jedem Jahr) in Strömen. Aber - wer wird denn wegen eines orkanartigen Wolkenbruchs und Minusgraden zu Hause bleiben ?!
"Es gibt nur schlechte Kleidung, kein schlechtes Wetter!", informiert mich meine Schwiegermutter über`s Telefon. Und so packen wir unsere Sprößlinge winter- und wetterfest ein, bis sie aussehen, wie zwei kleine, überfütterte Astronauten. Dann zwängen wir den Kleinen in die Sportkarre, die Große kommt an Papas Hand und auf geht`s, - heissa- , zum Laternenumzug.

An der Kirche treffen wir dann auch auf all die anderen unternehmungslustigen Familien: Dicke, vermummte Kinder mit Laternen, und frierende Eltern mit Regenschirmen. Und gerade, als wir Wetten darüber abschließen wollen, ob St.Martin bei diesem Wetter überhaupt vor die Tür treten wird, kommt dieser auf seinem Pferd herbeigeritten und alles setzt sich in Bewegung.
Während die Große ihre Laterne nun mit einer Mischung aus kindlicher Freude und verletztem Stolz vor sich her trägt ("Meine ist doch uncool, Mami! Schau mal dort hin: Lisa hat eine Harry-Potter-Laterne aus Regenbogenpapier...!"), läßt unser Sohn seine Laterne wie ein Lasso über seinem Kopf schwingen, bis sich das Papiergebilde der Zentrifugalkraft nicht länger erwehren kann und im hohen Bogen in den Rinnstein fliegt.- Plog -
Vor uns singen sie gerade das Lied vom "St. Martin", hinter uns tönt es laut (aber schief):"Ich gehe mit meiner Laterne...", unser Sohn heult, weil sein Vater ihm verbietet, auf der Glühlampe herumzukauen und unsere Tochter gibt keinen Ton von sich, weil sie sich so sehr auf das Tragen ihrer Laterne konzentrieren muß.
Und schließlich, nach fünfundfünfzig Minuten (- "gefühlte" Zeit: Vier Stunden, mindestens !-) sind wir auch schon wieder zurück an der Kirche.

Der Kleine ist im Kinderwagen eingeschlafen, die Große, (die auf den letzten 300 Metern nur noch gejammert hat), ist auf Papas Schultern gelandet und wird heimgetragen, und ich halte zwei aufgeweichte, undefinierbare Laternenreste in der Hand.
Ich spüre meine Zehen nicht mehr, meine Jacke ist völlig durchnäßt, und sicher habe ich morgen einen Schnupfen.... Hust, Schnüff, Selbstmitleid !!!
Auf gar keinen Fall werde ich jedoch noch einmal zu solch einem dämlichen Umzug gehen. Keine zehn Pferde kriegen mich da hin. Niemals! Zuhause angekommen tragen wir die schlafenden Kinder ins Kinderzimmer und verfrachten sie vorsichtig in ihren Betten. Da schlingen sich plötzlich zwei kleine Arme um meinen Hals und eine Stimme flüstert:
"Das war aber ein toller Tag, was Mami? Ich hab` meine Laterne kein einziges mal fallen gelassen, so doll hab` ich aufgepaßt. Und das allerbeste war das Pferd, das hatte soooo liebe Augen...
Und auf dem Heimweg, weißt Du , da war ich der St.Martin und Papa das Pferd, und Du warst der arme Mensch...."
(- Ach was hab` ich für ein feinfühliges Kind! Genau so habe ich mich gefühlt:
Ich war der ARME MENSCH, jawohl !!!-)
"Ach, ich freue mich ja schon auf das nächste mal..." - mitten im Satz schläft unsere Tochter lächelnd ein.
Natürlich werden wir auch beim nächsten mal wieder dabei sein.
Und nun träum was Schönes. Gute Nacht.

von Felicitas Rupprecht am 09.09.03

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