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Seit langem wollten wir uns einen Pferdewagen kaufen, nur so einen ganz
kleinen, zweirädrigen. Nichts Besonderes, beileibe! Nur, es ist halt schwierig, sowas zu finden in einem Land, wo man früher Kühe vor die Karren mit Holzrädern spannte, Pferde nur für die Adligen und die Reichen aus dem Süden und für die Klöster da waren, und überhaupt: Wozu denn sowas, wo es heute doch Autos gibt, die nichts fressen, wenn sie still stehen. Wir haben uns das aber in den Kopf gesetzt. Überall fragten wir herum. |
Wir fragten weiter in der Gegend herum und erfuhren von einem
Pferdehändler in einem der Nachbardörfer, der "ganz billig" Pferdewagen
verkaufe. Er liess sie nach dem Muster von Mallorca-Wägelchen herstellen.
Also, nichts wie hin. Nein, nicht nach Mallorca, nur nach Senra.
Ja, es gebe in etwa einem oder zwei Monaten eine neue Lieferung. Die
Wägelchen seien klein, ohne Bremse, die Räder seien Motorradräder. Die
Wägelchen kosten so um die achthundert Euro.
Und die Zügel, und so weiter?
Nein, die müssten wir uns selber besorgen.
Mit dem Auto mussten wir nach Lugo zur periodischen Wartung. Der
Händler, welchen wir in Moeche getroffen hatten, hat nun zufälliger
Weise seinen Betrieb nur zwei Blocks von der Suzuki-Vertretung entfernt.
Also gingen wir dort vorbei.
Wir gingen ihn anschauen.
Was soll ich sagen:Gekauft. Was denn sonst.
Wie kleine Kinder freuten wir uns. Als wir nach Hause kamen, öffneten wir eine Flasche Sekt.Und heute wurde der Wagen geliefert. Sonntag. Regentag. Furchtbarer
Regentag. Es regnete, es schiffte, es war ein ekelhaftes Sauwetter.
Dann stellte ich fest, dass ein kleines, winziges Stückchen Blau zu
sehen war.
Dann kam der Wagenhändler an, das Stück Blau wurde grösser, die Sonne
erschien.
Wir hatten Sinda schon eine Stunde vorher in den Unterstand gestellt,
ihr gut zugeredet, sie abgetrocknet. Mensch, die stinkt wie nasser Hund,
wenn sie so im Regen war. Das kleine bisschen Mähne, das ihr die
"Übungen" unter dem Apfelbaum übrig liessen, kämmte ich ordentlich auf
eine Seite. (Sie findet sich am Apfelbaum reiben ausserordentlich angenehm.)
Als der Händler und seine Frau da waren, liess Sinda alles ganz ruhig
mit sich machen. Das Geschirr anpassen, den Wagen anpassen, so ungefähr
zwei Stunden brauchten wir für alles. Sinda stand ganz ruhig da.
Und die Sonne schien.
Als wir fertig waren, führten wir Sinda mit dem Wagen einmal hinauf zur
Strasse, wendeten und stellten Pferd und Wagen unter den Feigenbaum
Der Händler und seine Frau erhielten ihr Geld und fuhren weg.
Es war Zeit für das Mittagessen.
Wir waren kaum im Haus, hörten wir es rauschen und donnern. Sinda war
gar nicht mehr zufrieden. Sie schob den Wagen herum und wollte sich
lösen, um sich ins Trockene zu bringen. Wir mussten sie losbinden und
sorgfältig mitsamt dem Wagen zum Unterstand bringen. Kaum waren wir
wieder im Haus, blitzte und donnerte es wieder, Sinda wollte sich wieder
losreissen. Ging aber nicht.
Nach dem Essen machten wir einen ersten Fahrversuch. Männe sass auf dem
Wagen, ich führte das Ross an der Leine und am Halfter. So ging es
gemütlich in Richtung Foxo. Es schien Sinda zu gefallen. Manierlich zog
sie den Wagen bis in Foxo, und auch auf dem Weg weiter. Dann wollte ich
mal auf den Wagen, Männe sollte das Pferd führen.
Da hatten wir eine kleine Diskussion mit Sinda, bis wir sie davon
überzeugt hatten, dass es nun weiter zu gehen hatte.
Ja, es war ein Erlebnis. Zwischendurch hat es geregnet wie Sau, aber das
konnte unserer Freude keinen Abbruch tun. Wir banden Sinda los und
liessen sie laufen. Es hat ihr auch gefallen, diese Ausfahrt. Sie war
ganz zufrieden, schnaubte kaum, wollte sogar manchmal in Trab verfallen.
Das konnten wir aber noch nicht zulassen.
Nicht ihretwegen, unseretwegen.
Und so sind wir jetzt glückliche Besitzer eines JGM, mit Hafermotor, 1 PS.