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Hausfrauenseite -> Weiberecke -> Galicien -> Marke JGM, Hafermotor, 1 PS

 

Marke JGM, Hafermotor, 1 PS

Sinda Seit langem wollten wir uns einen Pferdewagen kaufen, nur so einen ganz kleinen, zweirädrigen. Nichts Besonderes, beileibe!
Nur, es ist halt schwierig, sowas zu finden in einem Land, wo man früher Kühe vor die Karren mit Holzrädern spannte, Pferde nur für die Adligen und die Reichen aus dem Süden und für die Klöster da waren, und überhaupt: Wozu denn sowas, wo es heute doch Autos gibt, die nichts fressen, wenn sie still stehen.

Wir haben uns das aber in den Kopf gesetzt. Überall fragten wir herum.
"Schwierig, schwierig ..." Das war der Tenor.
Der andere war: "Och, die gibt es ganz billig, überall." Oder dann: "Die kosten aber viel Geld."
Also, was jetzt!?

Hartnäckig fragten wir weiter. Wir gingen bestimmt einigen Leuten auf den Wecker, machte uns aber gar nichts aus. Unser Haus haben wir seinerzeit auch so gefunden. Und, tatsächlich. Da sagte uns ein Mann aus dem Nachbardorf, wir sollten mal in Moeche an der Feria den Mann fragen, der Pferdezubehör verkauft.
Das taten wir.
Er sagte uns, dass seine Familie selber diese Wagen herstelle. Schon seit Generationen.
Er zeigte uns einen Katalog. Ach du meine Güte. Die Preise waren einfach weit ausserhalb unserer Reichweite. Wir fragten dann, ob er denn nicht einen Wagen aus zweiter Hand habe.
Ja, vielleicht nächste Woche. Könne sein. Könne aber auch nicht sein. Er wisse es noch nicht so genau.

Wir fragten weiter in der Gegend herum und erfuhren von einem Pferdehändler in einem der Nachbardörfer, der "ganz billig" Pferdewagen verkaufe. Er liess sie nach dem Muster von Mallorca-Wägelchen herstellen. Also, nichts wie hin. Nein, nicht nach Mallorca, nur nach Senra. Ja, es gebe in etwa einem oder zwei Monaten eine neue Lieferung. Die Wägelchen seien klein, ohne Bremse, die Räder seien Motorradräder. Die Wägelchen kosten so um die achthundert Euro.
Und die Zügel, und so weiter?
Nein, die müssten wir uns selber besorgen.

Nun ja, wir liessen uns mal auf die Warteliste setzen.
Besser als nichts, nicht wahr?

Mit dem Auto mussten wir nach Lugo zur periodischen Wartung. Der Händler, welchen wir in Moeche getroffen hatten, hat nun zufälliger Weise seinen Betrieb nur zwei Blocks von der Suzuki-Vertretung entfernt.
Also gingen wir dort vorbei.

Ja, so ein Wagen sei dieser Tage hereingekommen. Nein, er sei noch nicht versprochen.
Ja, er sei in gutem Zustand.

Wir gingen ihn anschauen.

Was soll ich sagen:
Liebe auf den ersten Blick. Schön, eigentlich neu, nicht einen Kratzer konnte man finden. Die Reifen absolut neu.
Hydraulische Fussbremse, mechanische Handbremse. Hinten einen Träger mit Picknickkorb aus Weide. Schööööön!
Der Wagen war gekauft. Aber eben: Tausendachthundert Euro. Und die Zügel und so weiter?
Wenn wir den Wagen so nehmen, kriegen wir eine komplette ungarische Montur für zweihundert Euro dazu.

Gekauft. Was denn sonst.

Wie kleine Kinder freuten wir uns. Als wir nach Hause kamen, öffneten wir eine Flasche Sekt.

Und heute wurde der Wagen geliefert. Sonntag. Regentag. Furchtbarer Regentag. Es regnete, es schiffte, es war ein ekelhaftes Sauwetter. Dann stellte ich fest, dass ein kleines, winziges Stückchen Blau zu sehen war.
Dann kam der Wagenhändler an, das Stück Blau wurde grösser, die Sonne erschien.
Wir hatten Sinda schon eine Stunde vorher in den Unterstand gestellt, ihr gut zugeredet, sie abgetrocknet. Mensch, die stinkt wie nasser Hund, wenn sie so im Regen war. Das kleine bisschen Mähne, das ihr die "Übungen" unter dem Apfelbaum übrig liessen, kämmte ich ordentlich auf eine Seite. (Sie findet sich am Apfelbaum reiben ausserordentlich angenehm.) Als der Händler und seine Frau da waren, liess Sinda alles ganz ruhig mit sich machen. Das Geschirr anpassen, den Wagen anpassen, so ungefähr zwei Stunden brauchten wir für alles. Sinda stand ganz ruhig da.
Und die Sonne schien.
Als wir fertig waren, führten wir Sinda mit dem Wagen einmal hinauf zur Strasse, wendeten und stellten Pferd und Wagen unter den Feigenbaum Der Händler und seine Frau erhielten ihr Geld und fuhren weg.
Es war Zeit für das Mittagessen.
Wir waren kaum im Haus, hörten wir es rauschen und donnern. Sinda war gar nicht mehr zufrieden. Sie schob den Wagen herum und wollte sich lösen, um sich ins Trockene zu bringen. Wir mussten sie losbinden und sorgfältig mitsamt dem Wagen zum Unterstand bringen. Kaum waren wir wieder im Haus, blitzte und donnerte es wieder, Sinda wollte sich wieder losreissen. Ging aber nicht.
Nach dem Essen machten wir einen ersten Fahrversuch. Männe sass auf dem Wagen, ich führte das Ross an der Leine und am Halfter. So ging es gemütlich in Richtung Foxo. Es schien Sinda zu gefallen. Manierlich zog sie den Wagen bis in Foxo, und auch auf dem Weg weiter. Dann wollte ich mal auf den Wagen, Männe sollte das Pferd führen.
Da hatten wir eine kleine Diskussion mit Sinda, bis wir sie davon überzeugt hatten, dass es nun weiter zu gehen hatte.

Als wir dann wieder im Weiler ankamen, standen da am Strassenrand Carmen und Doña Gumersinda. "Oh, schaut, sie haben eine neues Pferd, Und sie üben mit dem Wagen zu fahren."
Nein, das ist kein neues Pferd, Doña Gumersinda.
Dies ist unsere Gumersinda, Sinda.
Welch eine Freude. Die Frauen klatschten in die Hände. Sowas Schönes, ein Pferdewagen.
Ein paar Meter weiter kam gerade Unai, der Enkel von Laureano auf seinem Fahrrad daher. Als wir beim Nachbar Nando vorbeifuhren, bellte Rex, blieb aber auf seinem Hof. Beim Eingang zu unserer Finca standen Unai und sein Bruder mit ihren Fahrrädern, um uns zuzusehen, wie wir mit dem Wagen zurückkamen.

Ja, es war ein Erlebnis. Zwischendurch hat es geregnet wie Sau, aber das konnte unserer Freude keinen Abbruch tun. Wir banden Sinda los und liessen sie laufen. Es hat ihr auch gefallen, diese Ausfahrt. Sie war ganz zufrieden, schnaubte kaum, wollte sogar manchmal in Trab verfallen. Das konnten wir aber noch nicht zulassen.
Nicht ihretwegen, unseretwegen.

der Hafermotor

Und so sind wir jetzt glückliche Besitzer eines JGM, mit Hafermotor, 1 PS.

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