... die sahen aus wie Brustimplantate ...
... Krückenabitur bestanden! ...
|
Tags zuvor Freitags nach der Arbeit war ich reichlich erschöpft und hab mich ein paar Minuten mittags zur Ruhe
begeben. Gegen 16 Uhr stand ich dann auf und schaute auf dem Balkon nach dem rechten, ob noch was für das
Samstagsgrillen zu richten sei, und ging wieder in die Küche.
Dann weiss ich nur noch, dass ich von meinem eigenen Gebrüll wach wurde, da war es ca. 16h15.
Mein Mann eilte aufgeschreckt vom Schrei aus dem Schlafzimmer in die Küche und fand mich dort auf dem Boden liegend
vor. Ich war nicht mehr in der Lage alleine aufzustehen. Mit Mühe und Not stellte er mich auf die Beine bzw. bugsierte mich
auf einen Küchenstuhl und rief die Rettung. Zwischenzeitlich brachte er einen großen Eimer Kalt Wasser, mit dem ich meinen
Knöchel kühlen konnte, der mittlerweile auf die doppelte Größe angeschwollen war. Ich dachte nur, ach nee, bitte lass
es nur ein Bänderriss sein und keinen Knochenbruch, es tat tierisch weh und ich überlegte wie es kommen konnte,
dass ich mitten am hellen Tage in der Küche wie ein vom Blitz getroffener Baum so stürzen konnte.
Ich weiss es bis heute nicht wirklich. Zu allem Überfluss schmerzte auch das linke Knie etwas und die Wade kam mir
sehr geprellt vor.
Die Rettung verfrachtete mich dann auf einem Sitzstuhl nach draussen. Gottseidank wohnen wir im Hochparterre,
so dass man nur 3 Stufen bewältigen musste. Habt ihr schon mal auf so einer Sänfte gehockt?
Mir war schlecht vor Schwindel und dann hoben sie mich auf eine Tragbahre, die normalerweise dann per Lift ins Auto fährt.
Nur jetzt nicht. Der Sanitäter brachte es schnell auf den Punkt: Elektronik ausgefallen.
Oh Schxxxxx., dachte ich nur. Da saß ich mit dem schmerzenden Knöchel und dem zwickenden Knie und die dämliche
Automatik in dem ollen Montagsauto funktioniert nicht.
So forderten sie nach einigen zwecklosen Versuchen, das Dingen wieder ans Laufen zu kriegen, einen Ersatzrettungswagen
an. Der kam dann auch irgendwann, und die ganze Prozedur ging von vorne los.
Schmerzmittel dürfen sie einem nicht verabreichen, die Sanitäter.
Sie sind quasi Unfalltaxis, aber immerhin. Im nächstbesten Krankenhaus lieferten sie mich ab und fuhren wieder davon.
Der Unfallarzt ließ meinen Knöchel und das Knie röntgen und befand: Nix gebrochen und riet:
hochlagern & kühlen. Ok, das geht ja auch zuhaus, meinte ich. Er meinte, ja klar.
Also lud mein Mann, der mit unserem Auto dem Rettungswagen hinterhergefahren war, mich wieder ins Auto ein und
drapierte mich aufs Sofa und verabreichte mir ein vorhandenes Schmerzmittel. Da waren es dann 18 Uhr und ich
bedient. An Schlaf war nicht zu denken, da das Knie dann auch immer mehr weh tat.
Gegen 2 Uhr nachts meinte ich zu meinem Mann, dass ich vermute, im Knie ist doch was kaputt gegangen, ich fürchte, das
schafft er alleine mit mir nicht mit 2 angeknacksten Beinen - da muss ärztliche Hilfe her, und wenns nur ein dicker Packen
ordentliches Schmerzmittel wäre. Gesagt getan - er rief die Rettung wiederum, die mich erneut im gleichen
Krankenhaus absetzte, wo auch noch der Arzt, der mich bereits vor Stunden gesehen hatte, empfing und stationär aufnahm.
Natürlich passierte erst mal gar nichts am Samstag Morgen in der Großstadt um 3 Uhr in der Frühe.
Am Sonntag kamen dann mein Sohn und seine Freundin ins Krankenhaus und besuchten mich.
Mittlerweile hatte ich eine schöne Dosis Schmerzmittel erhalten und sah die Welt rosigrot.
Nach einer Stunde zogen sie wieder ab und wir dachten alle, dass ich montags nach gründlicher Untersuchung wieder heim
kann. Aber Pustekusten - der Chefarzt riet mir, das Knie spiegeln zu lassen, weil es nicht normal sei, wie sich die Schmerzen
darin hielten. Ich war einverstanden und liess die Untersuchung unter Vollnarkose durchführen, wobei dann auch gleich der
abgerissene Meniskus angenäht wurde. Hätte man das nicht getan, hätte das ständige Schmerzen zur Folge gehabt,
sagte man mir später. Dienstags wurde ich bereits aus dem Bett heraus wieder auf die Beine gestellt. Ich dachte nur an
Tarzan und Jane und dass ich den Schlachtruf von Tarzan wohl gut hingekriegt hab. Naja. Schön wars nicht.
Mittwochs traute ich mich dann bei der Visite zu fragen, was der Chefarzt denn vermutet, wann ich einigermaßen wieder
gehen kann und wann man mich heim schickte.
Er meinte nur:
am besten ginge ich gleich, denn dann käme ich am gleichen Tage wieder mit einem doppelten Handbruch vom
Abstützen im Fallen, sie könnten das Geld gut brauchen. Kölnischer Charm.
Dann erklärte er mir, sobald ich sicher in der Lage sei, unter Anleitung von zwei zugegebenermaßen bildhübschen und
jungen Physiotherapeuten an 2 Krücken auf gerader Strecke vorsichtig zu gehen und auch das Treppensteigen erlernte,
würde man mich entlassen. So fing ich dann mittwochs an, nicht ganz im Stile von Heidi Klums Mädchen auf dem
Catwalk unter Zuhilfenahme von zwei bildschönen grauroten Krücken und zwei bildschönen Füsions das Gehen zu üben.
Es reichte zwar nicht zur Note 5,9 - 5,9 - 5,8 - aber die 4.1 genügte, um mir das Krückenabitur zu verschaffen und
freitags dann die Entlassungspapiere in die Hände gedrückt zu bekommen, mit der Maßgabe, dass ich ein Rezept für 6
Hausbesuche der Füsions erhielt, die mein Knie weiter mobilisieren sollte.
In Aussicht wurde mir gestellt, dass diese Verletzungen ca. 6 bis 8 Wochen brauchten, um einigermaßen abzuheilen.
Prost Mahlzeit. Fürs Knie - links - und den Knöchel - rechts - erhielt ich jeweils Eisbeutel, aus crushed ice in
Netzbeutelchen, die sahen aus wie Brustimplantate.
Der Thai besuchte mich jeweils morgens und abends.
Samstags hatte ich eine junge Frau als Mitpatientin, die sehnsüchtig von ihrem 10jährigen Töchterlein und ihrem Mann
zuhause erwartet wurde und nach gelungener OP tatsächlich auch noch am Samstag nachhause durfte.
Montags bekam ich Gesellschaft von einer 86jährigen Dame, deren Leistenbruch einer OP bedurfte und diese war fitter als
ich. Der Fernseher blieb aus, ich mag im Krankenhaus nicht fernsehen, kein Radio und auch kein Telefon am Bett,
will einfach nur meine Ruhe haben, ich alter grauer Lurch.
Die alte Dame wurde ebenfalls erfolgreich operiert und war mopsfidel, schaffte es in den 3 Tagen mir ihr ganzes Leben und
das ihrer zahlreichen Brüder und Schwestern sowie ihres Mannes und dessen Brüder und Schwestern, Eltern, Verwandte zu
erzählen und gab mir noch ein Rezept für einen Reissalat auf Siegerländer Art mit auf den Weg, welchen ich zu einem
späteren Zeitpunkt nachreichen werde.
Mein Sohn besuchte mich auch und sein Vater fand ebenfalls den Weg an mein Krankenlager, was mich sehr gefreut
hat, und Tuepfel von den Weibsbildern hat mich donnerstags besucht, wir konnten ein Stündchen ratschen und sie
brachte mir neben den neuesten Neuigkeiten, einem leckeren Körbchen frischer Erdbeeren und zwei Büchern und einer
Tüte Zimtröllchen von IKEx einen Ausdruck der Mails mit, die mir die Weibsbilder ins HFS gesandt hatten auf Tuepfels
Initiative hin. Ich war hoch erfreut und gerührt über so viel Anteilnahme und gute Wünsche.
Wer hätte das gedacht, dass aus uns ehemaligen ESTILIZADAS und späteren WEIBSBILDERN so ein jeckes Grüppchen
Bestand haben kann, und man übers Internet echte Freunde fürs Leben finden kann.
Und das alles, weil ich mal ein Rezept für ein Kürbiscremesüppchen suchte und Google mich achtkantig in die
Hausfrauenseite katapultierte. In diesem Sinne auch: Danke, Carola ! Du bist in Schuld !
bin ich doch immer ... Anm. d. Red.
Das war Saarbinis Muttertag 2011 mit Vor- und Nachwort.
Ich überlege: Soll Muttertag 2012 besser ausfallen? Was würdet ihr machen an meiner Stelle?
Liebe Grüße und einen schönen Tag wünscht Saarbini, am 16.05.11 zwar leicht angeknaxt, aber noch am Leben.
zurück zur Übersicht 
|