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Eheseminar

Liebe Gemeinde, liebe Brüder und Schwestern, liebe Liebenden!
Gern möchte ich Euch einladen, an meinen Erlebnissen des zurückliegenden Wochenendes teilzuhaben. Höret, was ich Euch zu berichten weiß und vernehmt die frohe Botschaft.

Wir ihr wisst, hat mich meine Frau in edler Absicht zu einem gemeinsamen Wochenende im "Kloster" genötigt, in dem wir mal unser Eheleben so richtig aufpolieren können.

Mir fiel natürlich spontan was ein, wie und was poliert werden soll und so dachte ich mir. Wieso eigentlich nicht? Ein ganzes Wochenende durch knattern, bügeln, vögeln, poppen was das Zeug hält. Klingt doch nicht schlecht, oder?

Wir machten uns auf, meine Frau und ich, fuhren am Freitag Abend. Sie parkte auch fast direkt vor unserem Domizil. Die drei Parkplätze direkt davor überließ sie freundlicherweise den etwas in die Jahre gekommenen Mit-Ehe-Auffrischungswilligen.

Das Zimmer war wirklich passend zum Anlass gewählt:
Klein und mit einer Einrichtung, die man durchaus "schlicht" nennen könnte:
Schrank, Tisch, Stuhl, zwei Betten. Getrennt. Getrennte Betten. In verschiedenen Ecken des Zimmers. Auf der einen Längsseite jedes Bettes ist ein hohes Brett, auf der anderen ein festgeklebter Nachttisch. Natürlich kann man die Betten zusammenschieben. Aber entweder man hat die Nachttischchen oder die Bretter in der Mitte. Wenigstens konnte man die Matratzen herausnehmen und tatsächlich nebeneinander auf den Boden legen.

Das Zimmer hatte noch ein paar Auffälligkeiten: im "Bad" (so eine Klo-Duschkabine-Waschbecken-Kombination auf 4 qm) hatte der Architekt sein volles Gestaltungspotential ausgelebt. Zu den weißen Fliesen gesellten sich aus der Serie "Was man aus Rohren alles biegen kann" dunkelgrüne Türklinken, rote Handtuch- und Toilettenrollenhalter und siemensblaue Handtücher.

Neben der Zimmertür befand sich ein Schild. Befehlsmäßig und mit exakt dieser Interpunktion hieß es da:

Heizung abdrehen
Licht ausschalten
Fenster schließen

Man beachte die Reihenfolge!
Im Dunkeln von der Ausgangstür zu den Fenstern rennen und wieder zurück. Wunden heilen!

Am Fahrstuhl pappte außen ein Schild:
"Treppenhaus und Aufzug Video überwacht" Vielleicht hätte da jemand mal besser ein Regelwerk überwacht als das Treppenhaus...

Abendessen war angesagt. Gleich mal runter zum Speisesaal getigert. Vor dem Buffet, das ein Äthiopier vielleicht reichhaltig nennen würde, stand ich, das liebevoll aufgestellte Schild "vegetarisch" in mein Herz schließend, neben meiner Frau, die schwer mit der Bewältigung ihres Lachkrampfes ob des Anblicks der anderen Teilnehmer kämpfte. Ich kämpfte derweil auf der Suche nach etwas Essbarem mit dem meinem.

Preiset den Herrn.

Wir bekamen Namensschildchen. Wundersamerweise mit unserem Namen. Ich saß plötzlich einer Frau gegenüber die genauso hieß wie ich. Also hinten wenigstens.

Es ging dann in so eine Art Gesprächskreis. Halbkreis. In der Mitte saßen Heike und Bertram. Sie in gelber Leinentunika, Filzlatschen, Perlenkette (Riesenklunker), Bürstenschnitt. Lehrerin. Gut im Futter. Bertrams hervorstechendes Merkmal war seine Lippenform, die eine Verwandtschaft mit Günter Verheugen wahrscheinlich erscheinen lässt. Nunja. Da waren auch noch andere: Kurt, Heidrun, Melanie, Ludwig, Margot, Ottmar, Andrea, Hartmut, Petra, Günter, Uta, Wilhelm und noch ein paar, die bei der Namenswahl durch ihre Eltern nicht laut genug protestieren konnten.

Heike und Bertram ließen nun gemeinsam die Katze aus dem Sack und erzählten uns davon, sich gegenseitig Liebesbriefe zu schreiben. Nicht schmachtend, sondern so mit Regeln und so. Gib Deinem Partner keine Tier- oder Vogelnamen. (Sind Vögel nicht auch Tiere?) Wir durften uns eine vorgegebene Zeit einander schreiben und danach miteinander darüber reden. Ein Partner durfte aufs Zimmer, der andere schrieb unter Aufsicht von Bruder Johannes, bis der das Glöckchen erhob und selbiges zum frohlockenden Klingen brachte. Verlockung? Vogel? Da war doch was??? Richtig. Partner Beobachtet durfte zu Partner Zimmer. Aber mal ehrlich 10 Minuten reicht ja nicht mal für 'nen richtigen Quickie.

Das Spiel ging dann bis halb elf. Keine Kleinigkeit, über die man nicht einen 10-Minuten-Brief schreiben könnte! Bertram zum Beispiel schreibt auch mal darüber, dass er beim Einkaufen glücklichst war, den Tofu gefunden zu haben. Und Heike kann darüber schreiben, dass er gern das Licht ausmacht und lieber nochmal nachsieht, ob's aus ist. Sowas kann zu echten Spannungen führen! Aber dank ihres Liebesbriefes haben sie eine Lösung gefunden und die Spannung ist da wo sie hingehört, in der E-Leitung.

Der letzte Brief meiner Frau enthielt für diesen Tag: "ich habe so einen Hunger, ich könnte ein halbes Schwein fressen!"
Das veranlasste mich, mich hinauszuschleichen und eiligst aus der Pizzeria eine Pizza Schinken/Champignon ins Zimmer zu schmuggeln. Morgens um sieben. Samstag. Nein, eigentlich halb sieben. Poch pocht es an die Tür. Aufstehen, frühstücken, nächste Runde bis nachts halb elf. Fragen. Liebesbriefe. Zu kurze Zeit zwischendurch.
Unterbrochen wurden wir vom Mittagessen. Es gab Fleischpflanzerl, Hackfleischküchle, Buletten oder nennen wir es einfach zähe Masse. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass man durchgedrehtes Fleisch auch zäh hinbekommt. (Was für die Hausfraueneck ???)

Nachdem Heike und Bertram die Katze schon aus dem Sack gelassen hatten, ließen sie nun auch noch die Sau raus. Heikles Thema Sex. Nun wissen alle, Bertram kann nicht immer. Vor dem Gipfel zieht manchmal Nebel auf und er muss umkehren.
Schade eigentlich.

Apropos, eine Eheheilungsgetriebene fragte meine Frau doch glatt, was wir wohl in der halben Stunde Zwischenzeit machen.
Was sagt meine Frau? Richtig! "Vögeln!!!"

Naja, irgendwann kam die abschließende Frage nach der Bilanz unserer Ehe (pleite aber glücklich?), dreißig Seiten Liebesbriefe lagen hinter uns. Wir waren ziemlich K.O., aber wir haben ganz prima therapiert.

Bleibt noch das Erlebnis "Katholische Messe". Krönender Abschluss. Mein erstes Mal. Als Nicht-Katholik finde ich das ständige Aufstehen und Hinsetzen eine Mischung aus Drill und Sport. Die theatralischen Gesten um Oblaten und gegärten Traubenmost wirkten ein wenig wie einem Historienepos mit Yul Brunner entliehen. Ein Opferlamm hat gefehlt. Wir herzten uns alle sprangen durcheinander auf uns zu, fassten uns an den Händen und hauchten uns gerührt ein "Schalom" entgegen.

Ich durfte mein Eheversprechen erneuern. Ohne Vorsagen. Stammelte was von "ehren und lieben..., Treue...", schaute erwartungsvoll meine Frau an und bat sie um ihres. Was sagt sie? Richtig! "Ich auch."

Und so küssten wir uns und blieben glücklich bis an unser Lebensende.

Zottellockes Mann am 05.06.07


 

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