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Neues vonder Hausfrau

Lippenstiftlinie

Die Göttin der kleinen Dinge

wer ist hier dick??? Gelegentlich gerät die Göttin der kleinen Dinge in Vergessenheit und man beginnt den Fehler, Kleinigkeiten als selbstverständlich hinzunehmen, ohne ihr den gebührenden Dank und Respekt zu zollen.
Das rächt sich!
Wie wichtig sie ist, kann man sich durch den Kopf gehen lassen, wenn man einem Weg folgt, den kurz zuvor eine Horde Schüler nahm. Angesichts der vielen Kaugummi- und Spuckeflecken am Boden, verspürt man evtl. doch tiefe Dankbarkeit für den Umstand der Schwerkraft, die das Zeug an den Boden befördert hat, statt es nun durch die Luft schwirren zu lassen.
Wie kommt es eigentlich zu diesem Verlangen bei Jugendlichen, sich auf irgendwelche Stangen, Mauern oder sonstwas (Rücklehnen von Bänken, niemals aber ihre Sitzflächen!) zu setzen und auf den Boden zu spucken. Oft. Sehr oft. Mindestens, bis die Bahn kommt?
Wird mein kleiner, süßer Sohnemannschatz dies auch tun?
Gut, aber es gibt andere Kleinigkeiten, die wir viel zu oft danklos hinnehmen. Zum Beispiel, daß man Autos mit einem Schlüssel aufschliessen kann. Ich werde nie wieder vergessen, dankbar zu seufzen, wenn sich mein Auto aufschliessen lässt, denn die launische Göttin hat mir gezeigt, was eine Harke bzw. eine (besser noch 4) verschlossene Autotüren bedeuten.
Mist, jetzt habe ich vergessen sehr eindringlich zu schildern, daß ein ziemlich mieser Vormittag hinter mir lag. Einer dieser Morgende, an denen man aufwacht und sich nicht entscheiden kann, ob die eigene Ehe zu eng oder zu ausgelatscht ist. Einer dieser Morgende, an denen man blöd genug ist, auf die Waage zu steigen, an denen man sich in Unterwäsche hinsetzt und feststellen muß, daß sich eine Speckfalte bildet. Einer dieser Morgende, an denen entweder kein Kaffee, keine Milch oder kein Zucker im Haus ist.
Habt Ihr ein Bild?
Ok, es war also solch ein Morgen und ich hatte mich plötzlich meiner Schwester besonnen. Große Schwestern sind Klasse an solchen Tagen. Insbesondere, wenn sie vieeeeel älter sind und einen Biohof mit Rindern haben. Zu Zeiten von BSE kann man sich trefflich am Leid dieser Landwirte, noch dazu älterer, wieder aufbauen - ganz sicher, wenn sie Kaffee im Haus und Milch im Tank haben. Biomilch halt.
Beim Gedanken, wie ich all das noch weiter aufbessern könnte, stopfte ich spontan Nachtzeug für meine Kinder in eine Tasche. Ich würde nicht nur einen Kaffee bekommen, sondern sicher läge dort auch noch viel mehr Schnee als in Köln und dann würden die Kinderlein betteln, bei der Tante auf dem Bauernhof bleiben zu dürfen und rein zufällig hätte ich dann sogar ihre Nachthemden und Zahnbürsten dabei.
Meine Laune besserte sich.
Einzig ein kleines, logistisches Meisterwerk war zu vollbringen, aber das schaffen Mütter (insbesondere jene mit 7 Jahren Übung) mit links. Erst zum Kindergarten, Oliver abholen, dann zur Bank, dann zur Post, dann Michaela abholen, dann zur Bauchtanzlehrerin, Kostüm anprobieren, dann zur Tanke, tanken, Brötchen kaufen, damit Kinder abfüttern und ruhigstellen und ab zum Bauernhof und dort bitteres Leid klagen, Kaffee schnorren, Kinder fürs Wochenende abladen.
Bin ich genial?
Wir kamen bis zur Post und lagen gut in der Zeit. Oliver wartete im Auto, ich hüpfte in die Post, kam zurückgehüpft, wollte das Auto aufschliessen - das Auto wollte nicht.
Ich probierte alle Schlösser und bekam lediglich den Kofferraum auf.
Oliver sah mir von drinnen sehr interessiert zu, die Türen blieben ebenso zu.
Mama, ich habe Hunger!, verkündete er in hinreichend hörbarer Lautstärke und ich freute mich intensiv, daß er immerhin schon fast 4 Jahre alt ist und dies in Worten mitteilt, statt schlicht und ergreifend bis zur Rotköpfigkeit zu brüllen.
Noch mehr freute ich mich, daß er schon ein Fenster herabkurbeln kann, was er dann nämlich tat. Ich hob ihn durch das Fenster auf die Strasse - in einem feindlich gesonnenen Wagen wollte ich ihn nicht lassen - und zerrte an den Knöpfchen herum. Nichts tat sich - ach doch, der Fingernagel meines Mittelfingers brach und einige Leute sahen mich an und überlegten, ob sie vielleicht die Polizei rufen sollten.
Ich schob Oliver durch das Fenster wieder hinein und versprach ihm einige Tonnen Bonbons, damit er alle Fenster im Auto öffnete. Er war da eher unwillig, weil es schneite und ihm das zu kühl erschien ...
Danach konzentrierte ich mich auf die Fahrertür. du gehst jetzt auf, leierte ich beschwörend, opferte der Göttin der kleinen Dinge weitere Fingernägel und widerstand der Versuchung, glotzenden Passanten die Zunge herauszustrecken.
Dies wurde belohnt - das Knöpfchen der Fahrertür ging hoch, die Tür auf.
Ich stopfte Oliver wieder ins Auto, quetschte mir minder wichtige Körperteile im Bemühen ihn in seinem Sitz hinter dem Beifahrersitz wieder anzuschnallen, kurbelte alle Fenster wieder hoch und kam sogar noch pünktlich zur Schule. (ach ja, stimmt - ich hatte Luft in meiner Zeitrechnung gelassen, um noch Brot beim Bioladen zu holen ...)
Wir hakten den Punkt mit dem Bauchtanzkostüm ab und mußten also nur noch tanken und ab ins Bergische! An der Tankstelle - laut Anzeige hatte ich noch Benzin für 30 km - überraschte mich die Erkenntnis, daß das Tankschloss an der defekten Zentralverriegelung hing. Da stand ich mit dem Schlauch und konnte doch nicht tanken.
Sekunden später waren wir auf dem Weg zum Opel-Händler. Es ist keine Schleichwerbung, wenn ich sage, daß dieses Auto ein Werk Opels ist, oder?
Oliver nölte, er habe Hunger, aber ich machte ihm die Notwendigkeit einer klitzekleinen Reparatur unseres Schrott... ähm, Autos klar. Der Einfachheit halber warteten die beiden im Auto, während ich in die Werkstatt ging. Der Mensch telefonierte mit einem weiteren Opelfahrer, der ein Kabelproblem hatte, welches aber heute nicht mehr behoben werden konnte, da der Techniker schon im Wochenende war.
Kabelproblem? Ich habe nicht viel Ahnung von Autos, aber eine Zentralverrieglung hat vermutlich mit Kabeln zu tun. Fast hätte ich leise zu weinen begonnen, als ich den Plan aber schon so umgestellt hatte, daß ich unser Auto zwecks Reparatur dort liesse und mir einen Leihwagen nahm.
Gute Idee - die haben nur keine Winterreifen und ohne Winterreifen käme ich nicht ins Bergische.
Mein Auto hat Winterreifen, liess sich aber nicht betanken.
Ich konzentrierte mich und als der Meister auflegte, fragte ich ihn freundlich:
Haben Sie einen Hammer?
Etwas unmotiviert fragte er mich, ob ich den Film Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs kennen würde. (Pointe: nein, er auch nicht haha er sieht ja dauernd echte Frauen haha was braucht er einen Film? *schenkelklopf*)
Eine innere Stimme riet mir, ihm nicht den Hals umzudrehen, da dies den Tag nur noch unnötig verkomplizieren könnte und meine äussere Stimme riet ihm, nett zu mir zu sein, da vor ihm eine potentielle Autokäuferin stünde. (Auto - nicht unbedingt Opel ...)
Eine uralte, vergessen geglaubte Stimme riet mir, hilflos mit den Augen zu klappern, die Brust herauszustrecken und schmeichlerisch zu behaupten, er (und nur er) wüßte aber doch sicher einen Trick, wie man den Tank öffnen könnte.
Wußte er!
Ne, verrate ich hier aber nicht - fragt doch den netten Autoknacker von nebenan ...
Also, auf zur Tanke, tanken - und nebenan ein Mc D. mit lauter köstlichen Fisch- und Huhn-Schweinereien!
Der Einfachheit halber warteten die beiden im Auto, während ich den Laden stürmte und mich in einer Riesenschlange anstellen durfte. Als ich endlich dran war, bestellte ich Hühnerstücke, Hühner-Burger und und und, damit die Kinderlein mit einer Junk-Food-Orgie für geduldiges Warten belohnt würden.
Auf dem Tablett türmte es sich eindrucksvoll, als der bleichgesichtige Jüngling mit den vielen roten Pickeln, mich fragte, ob ich das mitnehmen, oder hier essen möchte.
Ich starrte auf einen besonders großen Pickel - sein Zucken verriet, daß er ihn kannte ... und meinte, daß ich das lieber heimlich im Auto runterschlingen würde, als hier vor all den Leuten.
Er besaß die Freundlichkeit, die Hintergrundfarbe seines Antlitzes den Vordergrundpickeln anzupassen, stopfte alles in eine Tüte und entliess mich in die Freiheit. Die Kinder nahmen die Hühner-Ferkeleien mit Jubel entgegen. Der Bio-Trip ihrer Mutter hat sie wohl in Sachen Junk auf Entzug gesetzt.
Ich nahm die nächste Autobahnauffahrt auf die A4 und fuhr zügig an einem Stau auf der Gegenfahrbahn vorbei bis Poll. Poll? Dort fuhr ich ab und überlegte, wie herum ich fahren müßte, um in der Gegenrichtung wieder auf die Autobahn aufzufahren. Links?
Ich fuhr links, rechts wäre richtig gewesen. Einmal wenden und nun Richtung Olpe wieder auf die A4. Ok, ja, vor mir also nun Stau - aber hinter dem Stau, Kaffee! Was könnte jetzt noch schiefgehen?
Mama!, schmatzte es hinter mir Mama, ich muß mal!
Gut, aber danach kamen wir dann wirklich zu meiner Schwester. Ich trank Kaffee, viel Kaffee und die Kinderlein bauten mit ihren Kusinen Schneemänner, fuhren Schlitten, kugelten die Hänge herab und und und. Die Zeit des Aufbruchs nahte und da kam meine jüngste Nichte und bettelte:
darf ich mit zu euch???
Die Augen meiner Schwester glitzerten lüstern und ich fügte mich in mein Schicksal. Als sie sich von ihrer Tochter verabschiedete, sah sie den Beutel mit dem Nachtzeug meiner Kinder.
Nun, jetzt glaubte sie mir, daß es nicht mein Tag war - aber ich bin ein guter Verlierer - und es wurde doch noch ein richtig gutes Wochenende.


Einen Kommentar von Sylvia findet Ihr hier:
Sylvia und ihr böser Golf

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