
gesammelte Weihnachtskatastrophen Teil I

Weihnachten - hach, ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Oma mir meinen ersten Dildo
schenkte. Ich spüre das Kribbeln noch heute. Ich hatte gleich das Gefühl, daß ich etwas ganz
Besonders bin ...
Ok, ok, das ist gelogen.
Spektakuläre Geschenke sind eher selten bei uns und auch ich selbst neige mit leichter
Verbissenheit zu Selbstgestricktem oder Kochbüchern. Dieses Jahr überschwemmte ich
den Freundes- und Bekanntenkreis mit Kochbüchern aller Art, da mich das Geburtstagsgeschenk
eines Freundes beschäftigt hielt. Es tut leise weh, wenn man einen Pulli fix und fertig
konfektioniert hat, den Kragen zweifarbig raffiniert nach innen eingenäht und sämtliche
Nähte unsichtbar zugestickt hat und dann feststellt, daß die Armkugel irgendwie
8cm zu kurz ist. Kurz hoffte ich, besagter Freund hätte evtl. an den Oberarmen Gewicht
verloren, aber sein -
wie schön, wie lieb - nur an den Armen zwackt es etwas,
verdeutlichte, daß er das Teil so niemals tragen würde. Ich besserte nach und
Weihnachten stand rumms vor der Tür. Ja, ich habe ihm den gleichen Pulli eiskalt auch noch
zu Weihnachten geschenkt.
Ok, weihnachtliche Katastrophen bisher.
Felix prägte den Kinderlein ein, welche Kugeln sie an den Baum hängen dürften.
Am Vortag hatte ich beim Pesch-Ausverkauf noch einige zu 30 Prozent herabgesetzte, futuristischen
Plastik-Scheusslichkeiten in rosa-lila-glitzer erstanden in der irrigen Hoffnung, die Kinder seien
damit hinreichend beschäftigt und liessen ihre kleinen, klumpig ungeschickten Händchen
von meinen wunderfeinen Weihnachtskugeln.
Pustekuchen ...
Mit großen, blanken Äuglein bettelten sie, doch auch die Kugeln aufhängen zu dürfen.
Ich schob den Kasten mit den Vögeln und Rosen aus ihrer Reichweite - mittels Trethocker sogar
aus meiner Reichweite - und beschloss, nach einem Nicken unverzüglich das Wohnzimmer zu verlassen.
Batsch! das erste Klirren schlug mir in den Nacken, noch bevor ich an der Tür war ...
Interessanterweise erzeugte das zweite und letzte Klirren ich selbst ...
Zuvor war der beste aller Männer durch das Haus geirrt auf der Suche nach der Lichterkette
für den Weihnachtsbaum. Bei einem Kaffee zwischendurch hatte er mir gestanden, daß es
für ihn einer dieser eigentümlich weihnachtlichen Momente sei, die Lichterkette aus dem
Karton zu nehmen, da er beim Einpacken nach Weihnachten jedesmal denken würde, daß es
nun ein Jahr dauern würde, bis er sie wieder aus dem Karton nähme.
Das Gefühl wieder ein Jahr gealtert zu sein, habe ich ihm diesmal erspart, denn da wir Berge
von Lichterketten haben, hatte ich keine Skrupel gehabt, eine Kette zu verleihen - auf einem Karton
stand "Baumkette" - den hatte ich deshalb behalten - aber darin befindet sich eine mit bunten
Lichtern bestückte Kette - ja, schauderhaft ... hängt aber dieses Jahr an unserem
Baum.
Ich selbst wandte mich wieder der Gans zu, die am Vorabend noch 2 Stunden im Bräter verbrach hatte.
Nun galt es, sie aus dem Bräter wieder auf den Rost zu legen - nach einigem Grübeln
rollte ich sie einfach aus dem Topf heraus und fing einige Liter Fett in einer Schüssel
darunter auf. Irgendwie hätte ich der Gans zu lebzeiten gerne mal meinen kleinen Körperfettmesser
in die Flügel gedrückt. Ist es möglich, daß so ein Vieh zu 90 Prozent aus Fett
besteht?
Ich schob sie wieder in den Ofen, wo sie noch eine Stunde zum knusprig werden verbringen konnte,
während ich aus dem in der Fettpfanne aufgefangenen Glibber eine Sauce zubereiten sollte.
Zeug durch Sieb kippen, gesiebtes Zeug erhiten, Hühnerfond beigeben, Wein beigeben, Stärkemehl
beigeben, fertig. Mir erschien es eine irre Menge Geglibber, so stocherte ich im Sieb nicht herum,
beschloss genug Sauce zu haben und liess diese Reste aber glücklicherweise im Sieb stehen,
statt sie umgehend zu entsorgen. Als ich die Sauce probierte, gellte ein
bah! durchs Haus.
Die kluge Hausfrau hatte schieres Gänsefett gewonnen und wurde den Gedanken an eine liebe Freundin
nicht mehr los, die sich in Kürze Fett vom Hintern saugen lässt.
Entschlossen piekste ich einen Finger in das Sieb-Geglibber. Siehe an, es schmeckte irgendwie nach
irgendwas, nicht nur nach Fett. Also zauberte ich daraus eine Sauce.
Als ich Majoran an das Pilzgemüse geben wollte, stellte ich fest, daß ich es der Gans
in den Hintern gestopft hatte und der Beifuß noch friedlich im Gemüsekorb baumelte.
Langer Rede, kurzer Sinn - Felix und andere fanden die Gans köstlich - ich habe sie tatsächlich
nicht probiert. Ich konnte nicht. Man sagt so etwas ja nur -
davon werde ich nichts essen können
- aber mir war es ernst damit. Ich labte mich an Kartoffeln, frischem Rotkohl, Pilzgemüse
und Sauce. Die Rest-Gans wickelte ich in Alu und gab sie meinem Schwiegerpapa zu später
Stunde mit nach hause. Bah! Das war meine letzte Gans.
Weshalb ich dort oben das Bild von Flaming June habe?
Weil ein riesiges Paket für mich neben dem Baum stand - nicht das Original - aber mit irgendeiner
verrückten Technik so auf Leinwand gedruckt, daß es so aussieht. Weltbester Kitsch und
viel besser als Omis Dildo ...