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Neues vonder Hausfrau

Lippenstiftlinie

Nie mehr!

wer ist hier dick??? Es passiert doch immer wieder ...
Wenn ich Schwangere treffe, Gummibärchen auf Ultraschallbildern bewundere und ihre Ungeduld spüre, den Nachwuchs endlich zu haben, fühle ich mich unendlich weise und abgeklärt, was ich mit Sprüchen wie genieß lieber noch die ruhigen Nächte und Tage, beweise.
Ein Gehfrei kam mir nie ins Haus, denn ich weiß, daß die Dinger sperrig und in der Nähe von Treppen geradezu gefährlich sind - ausserdem:
genieß einfach die Zeit, in der das Kind dort liegenbleibt, wo du es ablädst ...
Nein, ich bin kein ungeduldiger Muttertyp, ich bin weise, erfahren und abgeklärt. Nur die Tatsache, daß mein Sohn nicht sprechen konnte oder wollte, nagte gelegentlich leise an mir. Nicht aus Ungeduld, sondern mehr aus vollkommen berechtigter Sorge, natürlich. Ausserdem konnte ich auch keinerlei Vorteil in dem Umstand seiner relativen Sprachlosigkeit erkennen.
Bisher ...
Denn jetzt kann er sprechen, wenn er will ... und nun weiß ich, weshalb man beim zweiten Kind die Zeit, die es noch nicht spricht, sehr intensiv genießen sollte.
Geschwisterstreit, heißt der Grund.
Natürlich können kleine, sprachunfähige Brüder beißen, treten, an den Haaren ziehen, schubsen, schlagen, kneifen, spucken, Barbies köpfen, WindowColor-Kunstwerke zu Kügelchen rollen, Haarspangen knacken, Süßigkeiten wegessen, Papis Schoß blockieren, Sandkuchen platttreten (ttt?), ins Badewasser pinkeln, Bilder schwarz überkrakeln, sich vor den Fernseher stellen, und und und ...
aber richtig zanken können sie erst mit einem gewissen Wortschatz.
Oliver perfektionierte erst seinen Fuhrpark-Wortschatz, konzentrierte sich auf Klischees und redete eigentlich nur in ulkigen Zweiwortmitteilungen.
da Betonmischer!
ca ICE
da Güterzug
da Krankenwagen ...

Seinen Namen kann er übrigens noch immer nicht und Michaela hat er zu Micha oder Ela verkürzt, je nach Tagesform, allerdings nie in Kombination.
Kaum war Felix in Malaysia, entdeckte Oliver die Macht der Worte und so stand Michaela morgens um 5.45 Uhr an meinem Bett und teilte mir tränenüberströmt mit, daß sie nie wieder Olivers Fahrrad benutzen dürfte.
Ich brauchte eine Weile um wirklich wach zu werden. Mir war so, als wäre Oliver drei Jahre alt und sein Fuhrpark bestünde aus Michaelas altem Dreirad, ihrem alten Bobbycar, ihrem alten Roller und vom Opa einem großen, sperrigen Bagger.
Fahrrad?
Oliver hat doch gar kein Fahrrad?!
ja, aber wenn er einmal ein Fahrrad hat, dann darf ich es nie mehr fahren!, schluchzte meine Tochter ganz erbärmlich. Mir war kalt, ich war müde, ich wollte Kaffee - nein, falsch, ich wollte schlafen!
Du hast doch aber ein eigenes Fahrrad, murmelte ich und sank wieder in dieses wohlig weiche Kissen, das so herrlich nach Schlaf riecht. Mein Windelmatz kam dazu.
das meint der Oliver doch gar nicht so, sage ich
nie mehr mein Fahrrad!, kräht er sofort mit blitzenden Augen und die Stimme voll Triumph.
Michaela weint und mir wird bewusst, daß wir in der Erziehung einen groben Fehler gemacht haben:
sie weiß noch nicht, was leere Drohungen sind!
Als natürlicher Feind des Wenn, danns, habe ich dies nur ausgesprochen, wenn mir ein wirklich perfides, aber durchführbares dann zur Verfügung stand.
So brauche ich Michaela nur in einem Gefrierton zu sagen, daß sie nun besser aufräumt. Wenn nicht, dann räume ich auf
- und laut schreiend wirft sie sich auf ihre Schätze und stopft alles in die Regale. Irgendwann erzähle ich ihr, daß ich die Sachen damals nur in einen Müllbeutel gesammelt hatte, weil ich nichts besseres zur Hand hatte - aber noch nicht ...
Das Problem bei den beiden ist, daß Michaela gewohnt ist, ihre Probleme verbal zu lösen, zu argumentieren, zu diskutieren etc. Sie meint es ernst und wird ernst genommen (nicht von Oliver natürlich).
Oliver hat kein Problem, Oliver hat eine große Schwester ...
während sie noch erklärt, was teilen ist, futtert er ihre Gummibärchen auf und wenn ich dann sage, daß Michaela jetzt ganz traurig ist, schaut er mich erwartungsvoll an, wo nun die Pointe bleibt. Gelegentlich wende ich zaghaft ein, daß sie doch viel größer ist, woraufhin mich mein pazifistisch erzogenes Töchterlein erwartungsvoll anschaut und auf die Pointe wartet.
wehr dich! schlag zurück!
liegt auf meiner Zunge, aber ich verschlucke es aus mehreren Gründen. Einer davon ist, daß ich mir nicht sicher bin, daß Michaela einen Zweikampf für sich entscheiden könnte. Kleinere Geschwister haben meist weniger Kraft, dafür aber ganz andere Tricks - ich weiß das, ich bin das jüngste von 4 Kindern ...
Intuitiv habe ich an diesem Morgen aber den passenden Ausweg aus einem Geschwisterstreit gefunden. Man muß seinen Kindern zeigen, daß sie sich lieben, daß sie zusammen gehören, daß sie gemeinsam stark sind. Man muß den Kindern zeigen, daß sie sich nicht gegenseitig bekämpfen dürfen.
Wie?
Zeigt ihnen, wer der wirkliche Feind ist!
Wenn Ihr wollt, daß Eure Kinder sich vertragen, müßt Ihr nur dafür sorgen, daß sie auf Euch sauer sind ...
Und dafür reicht es, eine kleine Flut grässlicher, leerer Drohungen zu äussern, die beim Abbestellen des Weihnachtsmannes beginnen kann und dem niemals nicht kaufen eines Fahrrads endet.
Dann ist Ruhe und Ihr könnt ungestört schlafen.

 

ca. 6 Minuten lang ...

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