
Die Mutter der Nation

Gestern war es wieder einmal soweit - die umzugswütigste aller meiner Freundinnen saß auf
diversen Kartons und wartete auf Hilfe. Nach diversen kleinen Aussetzern meinerseits, wollte ich mich
gerne wieder als normale Frau präsentieren - nicht so ein naseputzendes, kümmerndes Mutterwesen.
In der Vergangenheit war es gelegentlich zu kleinen Zwischenfällen gekommen, die zu nachdenklichen
Blicken führten und sie in ihrer Kinderlosigkeit zu bestätigen schienen.
So hatte ich bei einem Schaufensterbummel einmal ganz in Gedanken ein
Warte, die Mama möchte sich das einmal ansehen! von mir gegeben und bei der Überquerung
einer größeren Straße hatte ich energisch nach ihrer Hand gegriffen.
Diesmal wollte ich doch zeigen, daß man wunderbar ganz nebenbei Mutter sein kann. Bin ich nicht
die Freundin, die spontan zu einer Hochzeit kommen kann, die sie ausgerechnet in San-Francisco feiert?
Bin ich nicht die Freundin, die bisher bei jedem einzelnen ihrer 7 Umzüge mitgeschleppt hat?
Trotz diverser Kinder und Schwangerschaften?
ok, da hatte ich weniger geschleppt
Also schlich ich morgens im Haus herum um niemanden zu wecken - schon gar nicht die Kinder - als ich
dann doch leise Kinderschritte hinter mir hörte.
Was machst du?
Ich schilderte den bevorstehenden Umzug so langweilig wie möglich, aber ihre Augen glitzerten
interessiert. Also nahm ich sie mit.
Kleine Planänderung:
Ich würde diesen Tag nutzen, mich als perfekte Mutter, weltbeste Freundin und souveräne
Frau präsentieren und dazu noch Michaela mitbringen, die die perfekte Mischung aus lieb,
gut erzogen und schlagfertig darstellen würde *bitte, bitte*
Bei einem Umzug sieht alles unordentlich und sehr dreckig aus, erklärte ich ihr auf der
Fahrt, damit sie dies nicht lauthals und überrascht kommentieren würde. Dann erlaubte ich
ihr noch, auf den Spielplatz am Ende der Straße zu gehen, sollte ihr langweilig werden.
Ach, es war Klasse!
Die Maus half erst, unser Auto vollzuladen und hüpfte dann zum Spielplatz. Man war voll des
Lobes, als Marion irgendwann mit Blick auf die voll beladenen Autos und den Anhänger seufzte,
da wird die Mama noch einmal fahren müssen!.
Oh, ich kann nicht, sagte ich
nachher kommen Jeanette und Mirko...
Sie sah mich mit großen "Carola-braucht-Urlaub"-Augen an und sagte ganz langsam und sehr
deutlich
meine Mama...
Ach, menno...