
ein Schlüsselerlebnis

Kinder verändern ein Leben komplett. Klar, weiß jeder, aber in welche Bereiche das eingreift,
können sich unsere kinderlosen Mitmenschen vielleicht nicht vorstellen.
Kinderlose Menschen sehen in einem Schlüssel ein Instrument, um Türen zu öffnen oder zu
verschliessen. Mehrere Schlüssel kann man herrlich enerviert klimpern lassen, wenn man an einer
Supermarktkasse das Pech hat hinter einer mehrfachen Mutter zu stehen, die ihren Kindern keinen
Funken Disziplin und Anstand vermittelt hat und deren Blagen nun angesichts der Quengelware quengeln.
Eltern wissen mit Schlüsseln viel mehr anzufangen, wenn sie sie nur finden. Zum Beispiel kann man
einen kühlen Schlüssel auf eine wachsende Beule legen, um besagtes Wachstum zu hemmen.
Man kann die Schlüssel nehmen und sämtliche
Badezimmer und Putzschränke etc sicher
von aussen zuschliessen.
Leider wissen Kinder mit Schlüsseln noch viel mehr anzufangen. Schlüssel passen hervorragend
in Gulli-Löcher und machen ein lustiges "poing"-Geräusch, wenn man sie in die Toiletteschüssel
wirft.
Oliver hatte heute das bisher grösste Erfolgserlebnis in Sachen Schlüssel. Irgendwann gestern
hat er nämlich den Schlüssel vom Putzraum abgezogen und - tja, keine Ahnung.
Die Nacht vertrieb er uns kurzweilig mit zwei Kotzattacken und da stand ich heute morgen dann mit meinem
ungezügelten Putzverlangen vor verschlossener Tür.
Dem Bedürfnis, mehrere Maschinen mit säuerlich duftender Bett- und Nachtwäsche zu füllen
konnte ich zumindest nachkommen, aber Eimer, Lappen und Staubsauger blieben hinter verschlossener Tür.
Glücklicher Weise ging es den Kinderlein aber hinreichend übel, so daß ich mich mit
unermüdlichem Tee kochen und ähnlichem beschäftigen konnte.
Und eben hat Felix, mein Held, einen unserer Kleiderbügel zerstört und aus dem oberen Teil
einen handlichen Dietrich gebaut, mit dem es ihm dann im Handumdrehen gelang, die Küchentür
abzuschliessen. Ich hätte ihm vorher sagen sollen, daß der Schlüssel von der Küche
auch vor einiger Zeit verschwand.
Ich bin allerdings zuversichtlich, daß er die Lage in den Griff bekommt, während ich gleich
gemütlich auf einem Geburtstagsklönabend herumsitze.