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Neues vonder Hausfrau

Fliegende Fetzen

wer ist hier dick???

Auch dieser Titel ist vollkommen irreführend und gehört auf das Buch, das ich gestern kaufte und seither verschlinge. Terry Pratchett - seeeeehr gut und absurd.
Gestern gönnte ich mir nämlich einen Vormittag in der Stadt. Zuerst schaute ich bei meiner Freundin Ari vorbei, die ein Wollgeschäft in der Neumarkt-Passage hat. Dabei kam ich sehr zwangsläufig an einem Modegeschäft vorbei, das sich dort am Aufzug befindet.
Oliver war ausnehmend gut gelaunt und so gönnte ich mir einen Streifzug entlang der Kleiderständer. Samstag sind wir auf einer Hochzeit und angesichts der Sommermode kam mir der spontane Gedanke, daß dieser Anlass der perfekte Vorwand wäre, etwas Neues zu kaufen.
Brav ignorierte ich meine Lieblingsfarbe schwarz und stiess auf ein raffiniertes Etui-Kleid in rot. Ich liebe schwarze Sachen - nicht nur, weil die Farbe im Ruf steht, schlank zu machen, sondern auch weil darauf dunkelblonde Wallemähnen besonders gut zur Geltung kommen. Und meine Haare reichen mittlerweile fast bis zu meinem breiten Gesäss. Bis in die Knie, wenn du den Kopf noch ein wenig weiter in den Nacken wirfst, würde der Welt beste Freundin nun spotten, die mir einen Haarfimmel unterstellt - aber nur, weil sie nie die Geduld aufbringt lange bei einer Frisur oder Farbe zu bleiben. Oh, ich muß aufpassen, was ich hier schreibe, denn mittlerweile lernt man online nicht nur nette, neue Leute kennen, sondern trifft auch alte Bekannte und Freunde.
Ich kenne zum Beispiel eine Frau, die sehr hohe literarische Ansprüche stellt - den Kram sogar studiert und deshalb - oder trotzdem? regelmässige Leserin dieser Rubrik ist und mich damit ziemlich nervös macht. Wenn sich jemand entschliesst, sein Leben mit viel grünem Tee und guten Büchern, statt einer Horde Kinder zu verbringen, fühlt man seinen eigenen, biederen Lebenswanndel vermutlich gelegentlich in Frage gestellt. Natürlich weiß ich, daß diese Sorgen unbegründet sind, denn was ich vom Leben erhoffe, hat sie schon damals begriffen, als ich mir meinen ersten Apfelschneider kaufte. Praktisches Teil. Man kann den Apfel damit gleichzeitig achteln und vom Kerngehäuse befreien! Und gleichzeitig ein Statement in Richtung Spiessertum ablegen. Sieh her, ich gedenke viele Apfelkuchen zu backen und natürlich backen nur spiessige Hausmütterchen Apfelkuchen!
Hihi - ich bin nicht nachtragend, überhaupt nicht. Ich nehme es auch nicht mehr übel, daß ich vor ca 7 Jahren für den Kauf eines Apfelschneiders ausgelacht wurde... gar nicht!
Ich war bei dem roten Kleid, nicht wahr?
Es war zufällig in meiner Grösse da und ich überliess der Verkäuferin, die mir so gerne helfen wollte meinen Sohn. Eine grössere Hilfe, als mich davor zu bewahren, eine kleine Umkleidekabine mit ihm zu teilen, gibt es gar nicht. Schnell schlüpfte ich in das Kleid und hatte dann wieder das traumhafte Erlebnis, das man hat, wenn man mit normalen Strümpfen und unrasierten Waden ein sommerliches Kleid anprobiert. Verschärfend kam hinzu, daß dieses Kleid beschloss im Hüftbereich zu spannen. Misstrauisch beäugte ich das Zettelchen mit der Grösse, aber die Zahl war unverkennbar die Antwort auf alle Fragen dieser Welt (wer Douglas Adams liest, weiß was ich meine...). Energisch, bevor die Verkäuferin sich von meinem Sohn losreissen und zur Kabine kommen konnte, um den Vorhang zu lupfen und mich im zu engen Kleid zu sehen... zog ich schnell wieder meine Sachen an, hängte das Kleid wieder auf den Bügel und verliess die Kabine. Und? flötete die Verkäuferin. Ach, ich weiß nicht, der transparente Einsatz hier oben am Kragen sieht so grellrot aus, irgendwie nuttig - das sah man auf dem Bügel gar nicht.
Ja, meinte sie dieses Modell ist auch sehr eng geschnitten.
Ich widmete ihr einen Killerblick, aber sie warf mir einen unschuldig kaufanregenden Blick zu. So verabschiedete ich mich, erblickte ein fröhlich sommer-graues T-Shirt, kaufte es, verabschiedete mich erneut und ging. Wenn sich jemand schon den Beinamen der schwarze Dichter trägt, hat er sicher nichts gegen Hochzeitsgäste in vorteilhaft schwarzer Kleidung, oder?
Ari hatte Saft für Oliver und Kaffee für mich. Mit dem Saft erkaufen wir Zeit zum gemütlichen Plaudern, solange keine Kunden kommen. Da Oliver nur selten Saft bekommt, kann man ihn damit fantastisch davon abhalten, Knäule abzuwickeln oder neu zu sortieren. Nach und nach schaffte er die ganze Flasche Multivitaminsaft und ich hatte leichte Sorgen, ob seine Windel das halten würde. Blaue Flüssigkeit ist für diese Windelsorte kein Problem, das weiß ich aus der Werbung, aber Multivitaminsaft?
Ich wollte mit dem Windelwechsel auf sein Mittagshäufchen warten, aber als wir dann den besten aller schwerarbeitenden Gatten im Restaurant trafen, hielt die Windel Babys Po nicht mehr schön trocken und wurde dann doch ausgetauscht. Kaum hatten wir unsere Enchiladas, schenkte Oliver uns ein strahlendes Lächeln, krümmte sich ein wenig, sagte gna und errötete tief vor Anstrengung.
Kein Weltuntergang, wenn man noch eine Windel dabei hat und das Kind zuvor nicht literweise Saft getrunken hat. Überhaupt kein Problem, wenn man Ersatzklamotten und ein kleines Reisewaschbecken dabei hat. Schon eine ziemliche Belastung, wenn man nach dem Essen noch mit einer sommerlich warmen Strassenbahn heimfahren möchte.
Oliver strahlte und flirtete fröhlich mit allen Mitreisenden, aber irgendwie fand er nicht den gewohnten, begeisterten Anklang. Ein Herr betrachtete misstrauisch seine Schuhe, ob er vielleicht irgendwo hineingetreten habe und ein Jugendlicher, der den freien Platz neben ihm angesteuert hatte, zog die Nase kraus und ging dann zügig weiter, als hätte ihn der freie Platz nie interessiert.
Säuerliche Schwaden zogen durch die Bahn, Fenster wurden geöffnet und Zeitungen als Fächer missbraucht. Wenige KVB-Kunden nur erkannten in Oliver die Geruchsquelle, die anderen mutmassten und starrten dann vollkommen unschuldige Mitreisende böse an.
Ich vertiefte mich in die Fliegenden Fetzen und versuchte möglichst flach zu atmen. Loyalität mit meinem Sohn, dem kleinen Stinktier hielt mich auf meinem Sitz. Dennoch hatte ich düstere Vorahnungen was mich wohl daheim in seinem Windelbereich erwartete.
Es war übel... Der Windelbereich hatte sich sozusagen ausgebreitet und die Windel fühlte sich kein bisschen mehr wie Baumwolle an, obwohl dies auf der Packung versprochen wird. Allerdings konnte ich bei Oliver noch nie eine besondere Vorliebe für Baumwolle entdecken. Ihn störte das alles wenig. Vermutlich fand er es aber sehr ungewöhnlich, daß ich ihn in der Dusche splitterfasernackt auszog und dann aber zusammen mit seiner Kleidung duschte.
Ich glaube, ich werde Ari bitten, Apfelsaft zu kaufen, bevor wir das nächste Mal kommen !

Lippenstiftlinie

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