Mein Wochenende verbrachte ich mit der besten aller Freundinnen in der elterlichen Ferienwohnung
am Amstelmeer in Nordholland. Davor hatte ich eifrig und aufwendig dafür gesorgt, daß
der Hüter der Kinder und Strohwitwer ein leidlich geputztes Haus und versöhnliche
Vorräte an Schokolade, Bier und Dosenmampf vorfand.
Das Wochenende war herrlich, denn der Wettergott war uns gut gesonnen und verteilte
strahlende Sonne für Strandspaziergänge und Regen, um besten Gewissens zu faulenzen,
genau so, wie wir es brauchten.
An einer Tankstelle hatte ich auf der Hinfahrt einen kleinen Vorrat an sogenannten
Frauenzeitschriften angelegt. Zwecks Steigerung des Urlaubsgefühls.
Zwei Blätter boten gerade Trennkost an, das dritte meine geliebte Brigitte-Diät.
Leider sehr Sellerielastig. Stangensellerie, Knollensellerie - bah!
Es gibt kaum etwas, was ich noch weniger mag - jedenfalls nichts, was eigentlich zum
Verzehr bestimmt ist. Meine Freundin hat aber wohl beschlossen, mich aus dem Reich der
Moppel zu holen und meinte mit fester Stimme, ich sollte sie doch trotzdem machen
und den Sellerie einfach ersetzen.
3 Tage hüpfte sie dann mit ihrer Kleidergrösse 34 in hochmodernen Klamotten vor mir herum
und am letzten Tag in Alkmaar, erwachten ungeahnte Diätgelüste in mir. Wir streiften
nämlich durch Boutiquen.
Ich definiere mich nicht hauptsächlich über Äusserlichkeiten
hatte ich irgendwann mal sehr nett gesagt, aber ich habe vermutlich nicht erwähnt,
daß ich einen ziemlichen Modefimmel habe. Boutiquen, keine Kinder und dann auch
noch Winterschlussverkauf. Ich spürte eine intensive Kauflust und machte danach
das eine oder andere geht nicht zu-Erlebnis.
Die lauernden Blicke meiner Freundin bemerkte ich gerade noch rechtzeitig und so
strahlte ich auch noch, nachdem ich bei einer wirklich wunderschönen Hose nicht in
die 42 passte.
Die Farbe passt einfach nicht
redete ich mich heraus. Dieses Schwarz passt einfach nicht zu dem anderen Schwarz...
Das war gemein!
Schliesslich war ich schon eine Woche lang tapfer gewesen und dann so etwas.
Diese 42 war ehrlich gesagt nicht nur nicht zugegangen - sie hatte sich standhaft geweigert,
überhaupt in die Nähe meiner Taille aufzusteigen.
Eine nette Verkäuferin, mit ähnlichen Polstern wie ich bedacht, kam aber herbeigeschwebt
und klärte mich auf, daß dies italienische Grössen wären und eine 42 etwa einer 36 oder
so entspräche.
Neben mir kicherte es daraufhin ziemlich lange von wegen die Farbe hat nicht gepasst.
Ich unterdrückte alle Gedanken, in denen ich sie zufällig und ganz versehentlich in
eine nahegelegene Gracht schubsen würde, als ich plötzlich ein Traum von einem grauen
Kostüm entdeckte.
Natürlich war es nicht in meiner Grösse da - aber eine drunter.
Mit etwas Konzentration, gelang es mir in der Kabine, den Rock zu schliessen,
aber meine Oberweite versperrte hartnäckig ein Zusammentreffen der Blazerknöpfe mit
den zugehörigen Knopflöchern.
Rock, Blazer und Weste für 360 Gulden - und dann noch zu eng?
Ich grübelte und grübelte. Meine Freundin war auch keine rechte Hilfe, da sie mir zwei
Varianten anbot:
da passt du doch eh nicht rein!
klar, wenn du noch ein wenig abnimmst, ca 10-200 kg *pruuust*
Die Verkäuferin konnte mir leider mit dem Preis nicht noch weiter entgegen kommen -
und zur nächsten Gracht war es gerade auch zu weit, sonst hätte ich dieses Weib,
was sich ganz zu Unrecht meine Freundin schimpft, dann doch versenkt!
Wir landeten in einem netten Café und ich grübelte weiter. Kurz vor Ladenschluss
sprang ich wie angestochen auf, stürmte die Boutique und kaufte das Kostüm dann doch
- für 350,- Gulden.
Ja, und jetzt hängt es am Schrank und grinst mich an.
Direkt davor steht meine Waage und ich werde den Ratschlag meiner Freundin beherzigen:
Stangensellerie einfach austauschen!
Weiß jemand, wieviele Schokokekse auf 100 Gramm Sellerie getauscht werden können?