Neues von der Hausfrau

Fussball

12.07.98
Nur noch heute, dann ist es wieder geschafft!
Und was haben wir nicht alles gelernt!
Ich würde sagen, daß ich derzeit eine leichte mentale Krise habe, die meine Offensivbereitschaft etwas aufgeweicht hat und vielleicht besser eine kleine Verletzungspause nehmen sollte, um die Fans demnächst wieder mit der gewohnten Wortakrobatik in Jubeltaumel versetzen zu können.
Nach einigen Tagen Spiel und Spektakel fand dann heute morgen im Osman das Traumfinale statt, ein historisches Frühstücksbuffet anlässlich dem lang entgegen gefieberten 31 Geburtstags meiner allerbesten Freundin. Sie ist physisch enorm stark - ein wahres Konditionswunder, während ich doch eher der ruhende Pol der Gesellschaft war.
An sich war der Brunch keine schlechte Idee, da heute abend irgend so ein Fussballspiel stattfindet und ich deshalb "Natalie II, nach der Hölle vom Babystrich" nicht sehen kann. Schade, klingt nach einem nieveauvollen Film!
Statt dessen also 22 Männer, von denen 11 gläubig, locker und maulfaul sind und 11 nett, impulsiv und verrückt. Sagt jedenfalls der Kölner Stadtanzeiger. Ach, es hätte schlimmer kommen können - Heribert hätte sicher moderiert, wenn heute 11 überbezahlte, alte, Langweiler gespielt hätten :-)
Ich lieeeeebe es, Sportberichte zu lesen. Wenn Fussball läuft, sehe ich irgendwelche Männer mehr oder weniger lustlos über das Spielfeld rennen, ausgesprochen eklig auf den Rasen rotzen oder wie sie sich völlig unmotiviert auf den Boden plumpsen lassen und dabei höchst überzeugend das Gesicht verzerren.
Später lese ich dann
er machte den Eindruck eines Fanatikers, der von einer unheimlichen Obsession getrieben wird
Carlos Dunga - Brasiliens Antreiber.
Ach ja, dat kenn ich! Wenn die Sonne so durch die verschmierten Fenster strahlt, packt mich auch jedesmal eine unheimliche Obsession, die mich mit finsterer Kraft erfüllt...
Ich kenne nur eine Sache, die sich noch spassiger liest, als Fussballberichterstattung - oder Sportberichte - nämlich der Katalog für die moderne Hausfrau!
Was habe ich bei Sani für einen Spaß mit dem Ding gehabt - und keiner, keiner, keiner hat dann das gegebene Versprechen eingelöst und mir den kleinen Plastikpapst geschenkt! Ihr habt mich doch nicht so lieb, wie ich immer dachte...
Ich versuche gerade mich selbst in den Spielerbeschreibungen zu finden...
Na, das ist es doch:

Ronaldo:
Unglaublich, was er
leistet. Auf ihm lastet ein gewalti-
ger Druck, und er wird damit den-
noch fertig. Er ist der beste Fuß-
baller der Welt und genießt inner-
halb unseres Teams großen Re-
spekt. Privat ist er ein ganz nor-
maler Mensch.

Ohne unbescheiden wirken zu wollen - Ronaldo und ich scheinen viel gemein zu haben. Ich werde nachher mal ein Auge auf ihn haben, während ich einen schönen warmen Sommerpulli mit Rollkragen stricke.
Wenn das der Sommer ist, wird mir ja langsam Angst und Bange vor dem Herbst! schon, weil wir im Herbst Urlaub machen...
Unsere beiden brasilianischen Gäste können unser Wetter hier gar nicht fassen. Zum ersten Mal haben wir derart junge Gäste bekommen und können uns so schon mal auf Michaelas Pubertät vorbereiten... Die beiden Herren sind 14 und finden uns doof.
Dabei kann ich überhaupt nichts dafür, aber wir sollen darauf achten, daß die Knaben um 20 Uhr daheim sind, nicht schwarzfahren und morgens pünktlich aufstehen. Gleich 2 Punkte davon nerven die beiden ganz ungemein - und Ihr ahnt, daß ich nicht die Fahrkarten kontrolliere.
Woher wir 2 Brasilianer haben?
Noch aus Felix Studentenzeit stammt unser "Nebenjob", als Gastfamilie für eine Sprachschule zu arbeiten, was wir jetzt aber nur noch tun, wenn sie anrufen, uns 1 Stunde lang beknien und bekneten, weil sie mehr Studenten, als Gastfamilien haben und an alte Zeiten erinnern, als sie so nett waren uns immer voll auszubuchen. Auch meine liebe Angewohnheit, den Zorn japanischer Männer zu erregen, indem ich ihnen honigsüß den Unterschied zwischen Gastfamilie und Hotel erklärte. Der Unterschied? Ich muß deren Krempel nicht aufräumen, deren Schuhe nicht putzen und und und...
Mit japanischen Frauen hatten wir dagegen nie Probleme. Die waren immer sehr nett, sehr emanzipiert und völlig heiratsunwillig. Vergesst die Gerüchte, Südländer seien Machos - Japaner (einige Japaner zumindest :-) stellen die Jungs echt in den Schatten.
So, jetzt verliere ich vermutlich meine komplette, japanische Leserschaft, männliche welche und sollte unbedingt erwähnen, daß ich auch nette, japanische Männer kennengelernt habe.
Doch, habe ich! Einer der nettesten Machos der Welt :-))
oh, ich muß Knabberzeug, Wein und Strickzeug zum Fernseher schleppen, ein frisch gebadetes Baby randvoll mit Babymampf abfüllen und schlafenlegen - und vorher noch das Update hier machen...

Herzlichen Glückwunsch, Frankreich!
Und wer war das nur, der mir einredete, Heribert würde heute abend nicht kommentieren???
Argh!
3:0 für Frankreich und Heribert "vermutet", daß Frankreich Weltmeister wird... und überlegt, was wohl im Kopf von Dings vorgeht, was wohl in jenem überhaupt vorgeht und dann all die schwachsinnigen Bezeichnungen für den Spieler Zadine. "Tonsurköpfchen"
Heribert, Du bist ne Laberbacke! Anno 1952 da gab es mal einen ganz ähnlichen Kommentator... der hatte immer einen kleinen Plastikpapst in der Tasche...
Ich schmolle ja noch immer, daß mir den keiner geschenkt hat - obwohl ich die Delphinschaukel auch toll fand. Wer nicht weiß, wovon ich rede, soll in den Katalog "Moderne hausfrau" sehen. Das Grabsteindeo war auch nicht übel...
Auweia - ich will morgen die beiden kleinen Brasilianer nicht wecken - ich glaube, diesmal nehme ich lieber einen Rüffel des Eurozentrums in Kauf, daß sie zu spät zur Schule kommen... Ich möchte unserer Nationalelf fast danken, daß sie nicht ins Finale kamen und siegten. Ich werde den beiden Jungs morgen schon klarmachen, daß wir für Brasilien waren, die eigentlich auch fantastisch gespielt haben... *hüstel*
Die Franzosen haben eh nur gewonnen, weil sie brasilianisch gespielt haben - hat Heribert gesagt!!!
Die ganze Zeit über wünscht ich, der Radiokommentator in der Nebenkabine würde noch etwas lauter...