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Neues vonder Hausfrau

Die Hausfrau und die Freiheit

wer ist hier dick???

Lippenstiftlinie

31.01.1998
Letzten Mittwoch saß ich in unserem Uraltopel und fuhr nach Belgien zu der kugeligen Jeanette. Oliver war leise schmatzend noch in der Garagenausfahrt eingedöst und im Radio fragte mich eine junge Frau, ob ich meine, daß der Wind weht, wenn ich sage Wind wehe. Sie wolle frei sein, erklärte sie die dusselige Frage - frei wie der Wind, wenn er weht.
Freiheit - ein Wort, daß ein gewisses sehnsüchtiges Ziehen in meiner Magengegend auslöst.
Freiheit , die; -,-en: Unabhängigkeit von Zwang und Bevormundung
Das kann man als Mutter einfach abhaken, vergessen und möglichst nicht mehr dran denken.
Wer ist schon frei?
So richtig vermutlich niemand, aber so unfrei wie eine Mutter vermutlich auch niemand.
Keine Entscheidung, in der die Existenz sämtlicher Kinder nicht irgendeine Rolle spielt.
nach Australien aussiedeln? - und die Kinder???
das Radio einschalten?- nein, der Kleine schläft gerade so schön, oder die bringen TicTacToe und man muß wieder erklären, weshalb die verpiss dich sagen darf und sie nicht...
ein Stündchen schlafen - solange die Kinder wach sind??? *kicher*
ein Schaumbad? LOL
mal eben irgendwo anrufen? Mamaaaaa, ich will auch mal Hallo sagen... Mamaaa, Popo abwischen... Mamaaaa, der Oliver kotzt...
zum Trost Schokolade futtern? - schlechtes Vorbild für die Kinder...
Ihr versteht das Prinzip, oder? Wer, außer einer Mutter täuscht schon einen Gang zur Toilette vor, um heimlich zu lesen, Pralinen zu futtern und ein Zigarettchen zu rauchen? Moment - wer, außer einer Mutter und einem Durchschnittsteenie...
So halten uns Kinder schon wieder richtig jung, oder?
Ein Schild, das die Richtung nach Antwerpen wies, zog mich völlig zu Unrecht in seinen Bann, der Sender brachte nur noch ein Rauschen und ich fand nur einen Schlagersender, in dem mir dann ein Mann mit künstlich ausländischem Akzent ein frei bedeutet allein zu sein, ohne Ziel, wie der Wind, wenn er weht entgegenzuknödeln. Die erste Abfahrt nach der Grenze war prompt nicht die, die dort sein sollte - wann werde ich mir merken können, daß ich NICHT Richtung Antwerpen muß???
Lüttich!!!
Alles wieder zurück und dann kommt Milva, die bei ihrem Mann ganz frei und doch ganz Frau sein kann. Aha...
Ich denke einfach nicht mehr drüber nach, denn mittlerweile ist es mir gelungen, den ganzen Schleif zurück, Richtung Lüttich wieder drauf, erste Abfahrt runter und dann am blauen Haus links, einem sich durch irgendwelche Käffer windenden Sträßlein folgend, zu Jeanette zu gelangen.
Noch ist sie frei, aber was tut das dumme Ding?
Hach, ich mag nicht mehr warten... Sitzt da breitbeinig auf der Sofakante, läßt den Bauch lässig zwischen den Beinen hängen und beäugt den noch verschlafenen Oliver mit dem zufriedenen Lächeln aller Schwangerer, die wissen, daß ihr Baby eh viel niedlicher wird...
Mein genieß die Zeit noch, trifft auf taube Ohren, denn keine Schwangere kann sich vorstellen, daß sie die nächsten Jahre bereuen wird, in dieser Zeit nicht ganz bewusst ungestört zu schlafen, zu baden, zu lesen, zu duschen oder auch nur auf der Toilette zu sitzen...
Erfahrungen kann man nicht weitergeben - keine Chance, aber zumindest kann sie sich nicht beschweren, ich hätte sie nicht gewarnt.
Grübelt Ihr gerade, ob ich mit meinem Leben unzufrieden bin und sämtliche Kinder bereue?
Ganz falsch! Nein, ich schwelge in Vorfreude - nur noch etwa 30 Jahre und die Kinder sind aus dem Gröbsten raus... Natürlich ist es nervig, nachts aus dem Schlaf geschrien zu werden, das warme Bett verlassen zu müssen, um in der Küche ein Fläschlein zuzubereiten. Das alles tue ich leise mosernd im Halbschlaf. Dann betrete ich Olivers Zimmer, stehe vor einem rotköpfig brüllendem Monster, das sich Sekunden später in ein zufrieden schmatzendes Baby verwandelt.
Beide Ärmchen hat er mir entgegengestreckt und mit jedem Schluck läßt er sie ein wenig weiter nach unten sacken. Seine Äuglein sind fest geschlossen, während er schmatzt und schmatzt. Meine Füße werden kalt, mein Rücken protestiert gegen die gebeugte Haltung, aber mein Mutterherz glüht leise vor sich hin.
Ist er nicht süß? Ist er nicht niedlich? Ist er endlich fertig?
Die Ärmchen über dem Kopf ausgestreckt, schläft er wieder ein, ich ziehe die Flasche vorsichtig aus seinem Schnütchen - eine unvorsichtige Bewegung und die Ärmchen sind wieder oben...
Die Flasche in den Flaschenwärmer, mich wieder ins Bett und die kalten Füße dem arglos schnarchenden Göttergatten unter den warmen Bauch geschoben...
Bevor Ihr auf ihm herumhackt - die nächste Schicht gehört ihm und das morgendliche Ausschlafen mir, mir ganz allein.
Freiheit?
Man kann sie ja doch nicht schätzen, wenn man sie nicht einmal eine Weile einbüßt...
Kinder, das kann kein Mensch sinnvoll erklären, weshalb wir uns das antun.
Allein schon die Kosten!!!
Und ganz ehrlich, die Geburt!!! *schauder*
Habt Ihr eine Ahnung, wie lang die Spritze ist, mit der einem die PDA (fälschlich auch Rückenmarkspritze genannt) gesetzt wird? der war für Dich, Jeanette :-))
Und wofür das alles? Weshalb dieses dämlich verzückte Grinsen im Gesicht dieser frischentbundenen körperlichen Wracks, die kaum wissen, wie sie laufen oder sitzen sollen?
Nur, weil Babies hinterm Öhrchen irgendwie nach Karamel duften?
Weil sie so samtweiche Haut haben, daß man gar nicht aufhören mag, sie zu knutschen?
Babyhaut kann süchtig machen! Die meisten Nichtmütter kennen ja nur Babies, die einige Tage oder Wochen alt sind - kein Vergleich zu den ersten Stunden.
Ich wollte im Krankenhaus beim zweiten Kind keinen Besuch haben, weil ich diesmal nicht eine Sekunde verschenken wollte.
Nein, jetzt ist Schluß - ist ja eklig, wie sentimental ich werden kann...
Ich werde jetzt an volle Windeln denken, an die Dammschnittnaht und die Trotzphase, sonst fange ich noch an zu überlegen, wie es denn mit 3 Kindern wäre.

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