08.01.1998
Na, langsam sinkt die Hausfrauenseite auf das Niveau normaler Frauenzeitschriften ab. Irgendwo rufe ich laut "Hey, Mädels,
liebt Euch, wie Ihr seid! Diäten sind frauenfeindlich!!!" um auf der anderen Seite leise vor mich hin zu diäten, um meine Umfänge
wieder anderen Konfektionsgrößen zuträglich zu machen...
Scheinheilig...
...naja - vielleicht geht es noch als Inkonsequenz durch?
Wißt Ihr, was ich vorhin im Supermarkt getan habe? 5 kg Mehl aufeinander gestapelt und überlegt, wo ich diese 5 kg hatte. Das
ist ein richtig guter Motivationsschub. Ziemlich heruntergerissen hat mich allerdings die Tatsache, daß nicht genügend Mehl
im Regal war, um zu schauen, was ich noch abnehmen möchte. Ich wich auf den Zucker aus und fühlte mich nach einem leisen
Stirnrunzeln der Verkäuferin, die zwecks Inventur gestern alles fein neu gestapelt hatte, genötigt tatsächlich ein Paket zu kaufen...
Um ihr meine Stapelei plausibel zu machen, hielt ich das Paket hoch, beäugte es ganz genau und nahm dann ein anderes Paket...
Von "Nur-Hausfrauen" erwartet man vermutlich gewisse seherische Fähigkeiten, was die Auswahl von Supermarktprodukten
angeht. So schnüffle ich brav an Ananas, und klopfe gegen Melonen, bevor ich dann irgendeine kaufe - auch starre ich Tomaten
lange an, bevor ich mich entscheiden kann. Strauchtomaten üben allein schon vom Wort her einen gewissen Reiz auf mich aus,
der nur durch das Wort "holländisch" getrübt werden kann...
Ich schweife ab - was hat das mit Diäten zu tun?
Früher (ja damals, in den Ardennen...) war ich schlank - sehr schlank - und glaubte hartnäckig, ich könnte essen, was ich wolle
ohne zuzunehmen. Das stimmte damals auch, denn ich kam wohl nie zum Essen. Nicht, daß ich wirklich sportlich gewesen bin -
mir fehlte immer das Geschick, aber ich verbrachte sehr viel Zeit mit Sport, der wenig Geschick verlangte, aber wohl heftig
Kalorien verbrannte - oder ich hatte durch den Sport einfach keine Zeit, Kalorien zu mir zu nehmen...
Noch bevor ich mit der Ausbildung zum Bankkaufmann fertig war, zog es mich hinaus aus dem Elternhaus in die große, weite
Welt - ok, ok, ich zog in ein schnuckliges Hochhaus in Erftstadt-Liblar (nein, nicht in das, wo sie Hans Martin Schleyer festhielten -
in das gegenüber...). Meine Abneigung gegen Fahrstühle und die Wohnung in der 7. Etage hielten mich gemeinsam mit einem
etwas stressigen Job in der Sparkasse schlank. Die Mittagspausen arbeitete ich meist durch - nicht, weil ich so ungemein tüchtig bin,
sondern da auf unserer Zweigstelle sehr viele Angestellte weniger waren, als vorgesehen und unser Zweigstellenleiter uns
mit gemeinsam die Karre aus dem Dreck ziehen Sprüchen zu motivieren wußte.
Auch abends kam ich nie pünktlich raus - und damals waren die Ladenschlußzeiten ziemlich Überstundenfeindlich. Ich weiß noch,
daß ich nach 2 Wochen Reis mit Ketschup erstmals über einen anderen Job nachdachte und meine erste Bewerbung schrieb,
als mir auch noch das Ketschup ausging.
Ich bekam meine absolute Traumstelle - Auslandsabteilung einer Privatbank - einer Privatbank mit Kantine...
fand eine schnucklige Maisonettewohnung mitten in Köln und entwuchs innerhalb weniger Monate
der Kleidergröße 34. Zugleich lernte ich DEN Göttergatten kennen und verbrachte plötzlich Abende daheim. Das unstete Diskoleben
endete nach und nach und ich habe nur verschwommene Erinnerungen an Kleidung in Größe 36.
Noch einmal schaffte ich es mit viel Sport und eisernem Willen, mich in eine 36 zu zwängen: hier
Danach kam die 38 und dann geschah nichts mehr, bis ich erstmal erschwangerte. Ich versuchte alles, um als verfressenste
Schwangere aller Zeiten in das Buch der Rekorde aufgenommen zu werden - auch in der 2. Schwangerschaft gab ich mir alle
Mühe, aber es reichte nur zu einer Konfektionsgröße 42.
Die nächsten Wochen, Monate - Jahre? - werde ich mal schauen, ob man die Zeit zurückdrehen kann...
Vielleicht kann man ja sagen, die meisten Diäten sind frauenfeindlich und dienen nur der Reduzierung unserer Geldreserven?!
Nein, immer noch inkonsequent. Ich sollte sagen, ich bin rund, na und
Mal sehen - vielleicht komme ich noch zu dem Punkt...
Aber bis dahin versuche ich es mit der Brigitte Diät. Nein, nicht mit der, die sich hinter dem Bildchen versteckt - ich habe seit Urzeiten das Buch.
(von der allerbesten und allerschlanksten Freundin nach der ersten Schwangerschaft geschenkt bekommen...)
Um die Redaktion der Brigitte mal ein wenig zu ärgern - ich habe dort minutiös und täglich mein Gewicht notiert und muß sagen,
daß ich jede Diät 3 kg schwerer beginne, als die vorhergehende...
Jojo kann man also auch mit der sagenhaften Brigitte Diät spielen...
Aus meiner reichhaltigen Erfahrung kann ich Euch aber auch einige Tips für "Mütter auf Diät" geben...
