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Schön bunt

Vor ein paar Tagen wäre mir auf dem Weg in die Stadt ein anderer Autofahrer fast hinten drauf geknallt. Und es wäre meine Schuld gewesen, was ich selbstverständlich nie und nimmer zugegeben hätte.
Wäre ja noch schöner!

Unsere Gegend war während Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten sehr, sehr arm.
Das hat den Charakter der Leute geprägt. Sie sind noch heute genügsam. Wenn sie zu essen und zu wohnen haben, manchmal in die Beiz gehen können und ansonsten ein ruhiges Leben geniessen, sind sie ganz zufrieden.
Es gibt eine Redensart, die mir zu denken gibt: "Der hat Brot gegessen" ist die Bezeichnung für jemanden, der es unter Franco gut hatte, er hatte Geld und Beziehungen, um Brot zu kaufen.
Mit der älteren Generation scheint aber auch diese Redensart auszusterben, ich höre sie nicht mehr so oft.
Erst mit der grossen Auswanderungswelle nach Europa, vor allem nach Deutschland und der Schweiz, kam etwas Geld herein. Erst einmal wurde das Notwendigste angeschafft, dann aber, Ende Sechziger, Anfangs Siebziger, bis hinein in die heutige Zeit, wurde gebaut. Gebaut, gebaut.
Wer immer einen Plätz Land hatte, stellte darauf ein "Chalet", ein neues Haus, oder sogar eine "Nave", eine Werkhalle. Oder beides.
Oftmals gerade neben dem alten Steinhaus, das nun einfach zur Ruine zerfiel. Die Häuser sind vielfach hässlich, unförmig, ohne Bewilligung und ohne Architekt gebaut. Immer, wenn Geld ankam oder mitgebracht wurde, baute man ein Stück weiter, änderte da etwas, baute dort etwas an. Den meisten fiel es nicht im Traum ein, das Haus dann auch noch anzumalen.
Konnte man darin einmal wohnen, war der Zweck erfüllt.

Vor ein paar Monaten brachte die grösste Tageszeitung der Region eine Artikelreihe über den "Feismo rural", die ländliche Hässligkeit.
Tagelang wurde geschimpft, mit Fotos belegt, gelästert und angeklagt, dass dieses schöne Land dermassen verunstaltet werde.
Und die Zeitung hat(te) recht.

Gallegos sind in manchen Dingen sehr empfindlich.
Offenbar hat sie auch diese Bezeichnung "Feismo rural" tief getroffen.
Seit einiger Zeit werden die Häuser mit Farbanstrichen versehen. Dazu wird in den Farbtopf gegriffen, und zwar zünftig.
Sicher, es gibt noch Langweiler wie zum Beispiel uns, die ihr Haus weiss anmalen. Aber wir sind zusehends in der Minderheit.
Den grössten Anteil an der Farbpalette haben die Gelb- bis Orangetöne. Das geht von vanille bis ziegelrot, dann folgen die Lachs- und Rosatöne bis hin zum satten Sienabraun.
Ein paar Trendbrecher sind auch dabei, die wählen jede Schattierung von blau, bis hin zum Petrolblau oder -grün, je nach Standpunkt.

An einer viel befahrenen Strasse, gleich nach dem Abbiegen bei der Ampel, dort wo man wieder auf das Gaspedal treten kann, steht ein riesiges Gebäude einer Weingrosshandlung.
Es war auch Zielscheibe des Artikels.
Oftmals habe ich bei mir gedacht, dass es doch schade sei um das eigentlich gar nicht so hässliche Gebäude.
So ein wenig Tölpelblende wäre gar nicht zu verachten.

Als ich nun vor ein paar Tagen wieder einmal um die Ecke fuhr, rutschte ich vor Schreck vom Gaspedal. Hinter mir quietschten Bremsen.
Da prangte es, das Gebäude. Frisch bemalt:
Hauptgebäude lila, Anbauten helleres Lila, umlaufende Simse und Vorsprünge in, na, was denn nun? Dunkelmelone? Orangenpink? Wie auch immer.
Das Firmenschild riesig in Vanillegelb mit weinroter Aufschrift.

Wirklich gewöhnungsbedürftig. Aber eigentlich fröhlich.
Und jetzt?
Nun soll das schon wieder vorbei sein. Das neue Baugesetz gibt den Gemeinden das Recht, Vorschriften über die Farbgebung der Fassade zu erlassen. Es bleibt mir ein Trost:
Die Gemeindebehörden bestehen aus Einheimischen. Da hat vielleicht so manch einer auch so ein schön buntes Haus.

Verena am 26.11.02


wunderschöne Stiefmutterlinie

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