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Letzte Woche fuhren wir nach Madrid. Von Zeit zu Zeit müssen wir dahin. In unserer Gegend sind die Grosshandelsgeschäfte zu teuer, viele Sachen sind gar nicht erhältlich. Lederschnüre, Kermikperlen, "Dream catcher" und was weiss ich sonst noch, machen eine Reise schon bald rentabel. Ausserdem geniessen wir die paar Tage als Ferien. Erst einmal mussten wir uns einen Stadtplan kaufen. Wir waren drei Jahre nicht da und konnten uns einfach nicht mehr so recht orientieren. Wir hatten gerade bei einem Marokkaner ganz prima Couscous gegessen und einen wunderbaren Pfefferminztee getrunken. Wir setzten uns auf eine Bank und falteten den Stadtplan auseinander. Wir sind in den letzten zehn Jahren vermutlich zu richtigen Landeiern mutiert. Ich hatte meine Handtasche offen neben mich auf die Bank gestellt. Ein Mann näherte sich uns und fragte nach dem Weg zur Puerta del Sol. Ich drehte mich um und wollte ihm die Richtung zeigen, als ich eine dunkelbraune Hand meine Tasche erlesen sah. Landei ja, aber nicht langsam und nicht blöde.Blitzartig war ich auf den Beinen, alarmierte gleichzeitig meinen Mann und packte die Hände des Mannes. Ich erwähne hier nur, dass er ein Mann war, weil ich meiner Lebtag noch nie so kalte Hände anfasste. Eiskalt. Und ganz weich. Der Mann trug einen Rucksack auf dem Bauch und schaute mich mit grossen, erschreckten Augen an. "No, no, no!" sagte er eins über das andere Mal. Er stand wie erstarrt, immer nur "no, no, no" stotternd. Der andere Mann war verschwunden. Ich liess auch den armen, erschreckten, verhinderten Taschendieb laufen. Er wieselte davon. Wir kontrollierten nochmals, ob nichts fehlte. Nein. Als wir weitergingen, tat mir vor allem der verhinderte Taschendieb sehr leid. Wird er zusammengeschlagen werden? Oder wird der andere bestraft werden? Später begannen mir die Knie zu zittern. Immer wieder liest man von Brutalitäten durch verhinderte Taschendiebe. Die hätten uns zusammenschlagen können. Was für ein Glück für uns, dass es sich vermutlich um Anfänger handelte. Verena am 04.10.02 |
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