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Wer nicht will, der hat schon ...

oder:
Rache ist süss, zumindest für den Rächer.

Ich nenne sie Lisa. Irgend einen Namen musste ich ihr ja geben, Lisa schien mir passend.
Sie ist nicht unsere Hündin, sondern die der gruseligen Nachbarn am Eingang des Weilers. Sie ist etwas vergammelt, eine Jagdhündin, die fast den ganzen Tag schlafend an der langen Kette liegt.
Man hat mir gesagt, sie sei das Produkt einer absichtlichen Kreuzung aus zwei Rassen, die so für die Hasen- und Kaninchenjagd verwendet werde.
Lisa liegt meistens nur an der Kette und schläft.
Aber, weiss der Kuckuck wie, manchmal läuft sie frei herum und kommt mich besuchen.
Sie ist sehr hartnäckig. Sie bellt nicht, sie japst und winselt. Sie wedelt nicht mit dem Schwanz, der Schwanz wedelt mit Lisa. Wenn sie mich sieht, fängt sie an zu jaulen, winseln, japsen und wedeln. Sie tänzelt um mich herum, legt sich auf den Rücken, robbt auf dem Bauch (immer wedelnd) auf mich zu, bringt mich zum Stolpern. Offenbar mag sie mich. Nie gebe ich ihr etwas zu fressen, aber vermutlich klaut sie.
Längst habe ich im Windfang beim unteren Eingang eine Leine hängen, um Lisa damit zurück zu ihrem Haus zu bringen. Das scheint sie ganz besonders zu mögen, mit mir an der Leine spazieren zu gehen. Sie mit mir, oder ich mit ihr, das ist hier die Frage.
Pepe schmunzelt und fragt mich, ob ich denn meinen Besuch nicht behalten wolle.
Gerardo stützt sich auf seinen grossen Stock und sagt: Jaa, jaa.
Carmen ruft mir zu: Bringe ihn nur wieder zurück und binde ihn gut an, diesen schmutzigen Köter.
Nachbarhund Rex schaut mir zu. Er darf mich nicht anbellen, ich habe es ihm verboten. Aber leise winseln darf er.

Also mache ich Lisa bei ihrem Haus an der Kette fest. Ihre gruseligen Herrchen sind nicht zu sehen. Macht nichts.

Vor drei Nächten wachte ich auf und hörte Lisa winseln. Dann vernahm ich das Kratzen ihrer Krallen auf dem Terrassenboden. Während der warmen Nächte im Sommer schlafen wir bei offener Terrassentüre. Ich dreht mich um. Rutsch mir den Buckel runter, ich stehe jetzt nicht auf. Das Winseln verschwand wieder und ich schlief ein. Um etwa fünf Uhr hörte ich wieder die Krallen auf den Bodenplatten, aber dieses Mal ganz offensichtlich im Haus, im Büro. Ich erhob mich brummend. Ja, da war sie.
Los, raus mit Dir.
Ich schloss die Türe und legte mich wieder hin. Als ich dann später aufstand, stolperte ich über etwas, das auf dem Teppich lag. Man soll mich morgens nicht überraschen, nicht ansprechen, und überhaupt. Aber, da lag ein Schuh. Ich nahm ihn und ging zur Türe. Auf dem Fussabtreter lag Lisa, zusammengerollt, inmitten von einzelnen, fremden Schuhen. Ganz offensichtlich Bestechungsgeschenke.

Man soll mich doch morgens nicht überraschen!
Also ging ich hinunter und machte Frühstück. Mein Mann verliess das Haus durch die Türe im Erdgeschoss, um das Federvieh ins Freie zu lassen. Nach dem Frühstück lag Lisa immer noch da, sichtlich müde, von der nächtlichen Sammelorgie.
Ich packte alle Schuhe in eine Einkaufstasche, nahm Lisa an die Leine und führte sie zurück. Es war noch niemand unterwegs, nur Rex schaute mir zu. Als ich zurückkam, fragte mich einer unserer Gäste ganz verschlafen, ob ich wohl einen seiner Turnschuhe gesehen hätte. Ja, hatte ich. Ich erklärte ihm, wo er ihn suchen soll.

Vorgestern war Lisa offensichtlich wieder da, ich hörte sie im Windfang.
Einfach ignorieren!
Nur nicht immer nachgeben. Und siehe da: Bald trollte sie sich wieder.

Gestern morgen hat es geregnet. Ich ging zum Wäscheständer und begutachtete etwas belämmert die patschnasse Wäsche. Ich hatte sie am Abend zuvor hängen lassen, weil sie nicht ganz trocken war. Es hat Ende Juli nicht zu regnen. Tat es aber doch. Ich zuckte mit den Schultern und liess die Wäsche hängen. "Morgeräge und Wiiberweh sind am Mittag niene meh," so sagt eine Schweizer Bauernregel. Das Gras war weich und nass, ich war barfuss. Als ich zum Haus zurückkam, hatte ich doch tatsächlich etwas kalte Füsse. Genau für solche Fälle habe ich im Windfang so ein Paar spiessige, bequeme, warme Pantoffeln liegen.

Hatte ich. Einer ist verschwunden.
Rache ist eben süss. Wer nicht will, der hat schon.

Verena am 18.09.02


wunderschöne Stiefmutterlinie

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