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Das kleine Licht

Das kleine Licht schwebte nun schon seit beinahe 4 Tagen ganz verloren durch die Wolken. Die ganze Zeit über hatte es andere, größere Lichter gesehen, die alle einen genauen Weg zu kennen schienen. Aber es war wohl zu klein und zu langsam um mit ihnen mithalten zu können. Am Abend des vierten Tages, die Sterne strahlten wunderschön und es schneite ganz sanft, da spürte es plötzlich in seiner Nähe ein anderes Licht, nicht so klein wie es selber war, aber auch nicht so sehr groß wie die anderen, die es in den letzten Tagen bemerkt hatte.

"Hallo", sagte das größere Licht, "wo willst Du denn hin?".

"Ich weiß es nicht so genau. Ich scheine nirgendwohin zu können. Die ganz großen sind so schnell und wissen, wo ihr Ziel liegt, aber auf mich wartet keiner. Vielleicht gibt es gar keinen Ort, für solche wie mich. Vielleicht war ich noch gar nicht genug Mensch, um irgendwohin zu gehen, jetzt, wo es von mir doch nur noch dieses Leuchten gibt."

"Komm doch mit mir, ich weiß einen sehr schönen Ort, da ist es warm und hell und das innere Leuchten von vielen Tieren findet dort Platz."
"Ich war aber kein Tier. Ich glaube ich war noch gar nichts ......... - Wo kommst Du denn eigentlich her und hast Du auch einen Namen?"
"Ich heiße Pepper, aber da, wo ich hin will, braucht man keinen Namen. Es macht also nichts, wenn Du noch keinen hast."
"Ich glaube, ich hätte einen Namen bekommen, wenn ich noch Zeit zum Wachsen gehabt hätte. Aber so war ich wohl noch zu Wenig um irgendwie zu heißen. Meine Mutti hat mich in Gedanken immer Wanja genannt. Gleich vom ersten Augenblick an....."

"Na also, das ist doch ein sehr schöner Name. Willst Du ein Stück mit mir durch die Sterne schweben? Ich zeige Dir dann von wo ich komme. Dort war es sehr schön und Dir hätte es dort auch gefallen."

Weil das kleine Licht eigentlich nichts besseres zu tun hatte und weil das große Licht so freundlich war, kam es ein Stück mit.

"Was machen denn der Mann und die Frau dort unten?"

Unter dem klaren Sternenhimmel, mitten auf der eingeschneiten Wiese, standen die zwei und gruben ein Loch.

"Es sieht so schön aus da unten, als wenn der Schnee eine Bettdecke wäre.", sagte das kleine Licht, das sich hier, in der Nähe dieser beiden Menschen irgendwie heimisch fühlte.

"Sie graben ein Loch für meinen Körper, denn es sind nette Menschen, sie würden ein totes Tier nicht einfach in die Mülltonne werfen. Dort in dem Handtuch haben sie mich eingewickelt und sieh nur, die Frau schaut noch einmal nach, ob ich wirklich tot bin. Kennst Du die beiden eigentlich. Weißt Du wer sie sind?"

"Ja", antwortete das kleine Licht ganz leise, denn es wollte die Frau und den Mann nicht stören.
"Sie sind aber sehr traurig. Sie haben Dich wohl sehr geliebt"

"Ich glaube, sie weinen mehr um Dich als um mich, nur wissen sie es vielleicht nicht so genau. Es ist gut, wenn jemand um einen trauert, dann war man doch nicht so ganz umsonst auf der Welt, oder?"

"Ich war doch gar nicht auf der Welt, darum bin ich doch auch nur so ein kleines Leuchten..."

"Aber Du warst doch da, wenn auch nur so ein bißchen und die zwei da unten, die haben sich auf Dich gefreut, darum sind sie jetzt auch so traurig. Sie werden bestimmt immer daran denken, daß sie vielleicht noch ein Kind gehabt hätten. Ich finde es auch nicht schlimm, daß Du nur so ein kleines Licht bist. Dort wo ich hingehe, gibt es viele kleine Lichter. Tiere werden doch nicht immer so groß.... Viele Menschen denken, daß wir Tiere gar keine Seele haben, aber die Frau da unten, Deine Mutter, die weiß, daß das nicht stimmt."

"Sie ist wohl sehr klug?"
"Sie hat ein großes Herz, weißt Du? Komm wir wollen uns jetzt beeilen, wir haben noch einen weiten Weg und ich bin etwas müde. Die letzten Tage waren sehr anstrengend für mich"

Und so schwebten sie davon, das große und das kleine Licht. Ganz dicht beieinander, damit sie sich nicht verloren.

"Weißt Du," sagte das große Licht, " die letzten Tage waren wirklich nicht schön für mich. Ich habe immerzu Bauchschmerzen gehabt und mir gewünscht, ich würde endlich sterben. Aber jetzt weiß ich, daß es gut war, daß ich noch warten mußte."

"Warum?", fragte das kleine Licht, und es hoffte, daß es die richtige Antwort schon ahnte.

"Sonst hätte ich Dich doch nicht getroffen, und Du wärst ewig alleine hier herumgeschwebt. So habe ich doch schon einen Freund, wenn wir am Ziel ankommen. Einen Freund für die Ewigkeit"

Die Lichter rückten noch ein wenig näher zusammen, so daß sie beinahe aussahen, wie ein einziges großes Leuchten.

Unten auf der Wiese schaufelte der Mann die letzte Erde fest und der Schnee legte sich über alles, wie eine wunderschöne weiße Bettdecke.........

Zum Hintergrund:
Als ich nach der Fehlgeburt aus dem Krankenhaus nach Hause kam, starb das Zwergkaninchen meiner Jungs, das schon ein paar Tage ziemlich krank war.
Eine Kollegin, die meinen Schmerz uber die Fehlgeburt gut verstand, meinte dann, dass das Kaninchen (oder seine Seele?) darauf gewartet hatten, die Seele unseres ungeborenen Kindes zu begleiten.
Ich fand den Gedanken sehr schon und habe ihn in Worte gefasst.

Carolin am 25.03.02


wunderschöne Stiefmutterlinie

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