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Im Wartezimmer

ist das Warten irrelang
ein Zeitverlust unnütz und total.
Eine Stunde des Lebens
fliegt nichtig dahin
zwei Stunden und mehr.
Wo fliegen sie hin?
Verlorene Zeit!
Lustig finde ich das nicht.

Man wartet und schaut
auf den, der nur sieht,
man hört keinen Laut
in Gedanken man flieht.
Die Krankheit bedenkend
mit düsteren Mienen:
Kann uns ablenken
der Tanz der Bienen?
Dort aus der Ecke
hört man ein Husten,
ein Patient fragt sich:

Ward ich gerufen?

Doch keine Stimme hat endlich gesagt:
"Der nächste, bitte! Wer ist jetzt dran?"

Plötzlich tobt und plärrt ein Kind,
ein Butterbrot bekommt es geschwind.
Mit dem spielt der Bub,
er spielt ja nur,
 ein Herr geht verärgert
hinaus auf den Flur.

Zwei Menschen sie plaudern
per glücklichen Zufall!
Die andern, sie zaudern.
Ist das ein Kuhstall?
Der Herr steht draußen,
es ist eine Qual;
kehrt bald zurück
ihm bleibt keine Wahl.

Das ist echt ein Jammer
die reinste Folterkammer!

Die bunten Zeitschriften
liegen überall herum
von Butter verschmiert:
Keiner kümmert sich drum.
Arme Sprechstundenhilfe,
die muß haben Geduld!
("Ich war es nicht")
Wer ist daran schuld?

Eine sabbernde Dame
sitzt da und strickt,
ist garnicht so alt
aber hat einen Tick.
Eine andere, ganz jung,
schlank und fast dünn,
schaut in den Spiegel
und findet sich schön.

Die Fenster geschlossen,
die Hitze bringt Schweiß,
man ist verdrossen,
was für 'nen Sch...!

Warten und schwitzen:
Was kann man sonst machen?
Schwitzen und lesen,
denken und lachen?
Husten und hüsteln,
der Durst ist nun groß.

Wie spät ist es schon?

Doch endlich ein Name tönt laut und schwer:
"Herr Soundso, herein bitte sehr!"

Das kann man kaum glauben!
Freude kommt schnell,
dem unendlichen Warten
ist ein Ende bestellt.

Vorbei ist das Warten
als wär nichts gescheh'n.

Victoria Pardo-Wege
Victoria
Erdmannhausen, Aug.97


wunderschöne Stiefmutterlinie

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