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Hat jemand mein Jahr gesehen? Weiss jemand, wo es abgeblieben ist? Still und heimlich hat es sich aus dem Staub gemacht. Es kommt mir so vor, als hätte sich nichts ereignet, als wäre alles ganz normal verlaufen. Aber nun, da ich so darüber nachdenke, ist eigentlich nichts mehr so wie sonst. Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann stürmt dort draussen zwar, aber es ist nicht kalt. Noch nicht einmal frisch. Auch in unseren Breitengraden ist es nicht normal, dass der Holunder schon wieder kleine Blätter hat. Oder dass bereits die Mimosen blühen, die Rosen immer noch blühen und die hellfarbenen Camelien schon braun werden. Im Oktober, als wir den Bienen den Honig wegnahmen, war ich noch der Meinung, dass es einen kalten und langen Winter geben werde, denn da war fast keine Brut in den Stöcken. Eigentlich ein sicheres Zeichen. Ja, es hat über zwei Wochen lang heftig geregnet und unseren Garten in eine Schlammlandschaft verwandelt. Da ruhten die Bienen. Aber, das war doch nicht extrem lange! Kommt der Winter vielleicht noch? Viele Apfelbäume haben noch ihr grünes Laub, die roten Äpfel hängen noch oben. Warum, bitte sehr, ist es also schon bald Weihnachten und das Jahr vorbei? Der blühende Jasmin an der Hauswand verhöhnt mich: Hättest Du mal besser aufgepasst, dann wüsstest Du wo das Jahr hingegangen ist. Ach ja, ich nehme es halt als positives Zeichen. Ich habe mich nie gelangweilt im bald schon vergangenen Jahr. Darum ging es so schnell. Aber: Wenn es doch so schön war, warum konnte es denn nicht ein wenig langsamer vergehen? Wir kauften uns wieder einmal einen Weihnachtsbaum mit Wurzeln, den werden wir schmücken. Wir werden vielleicht Gäste haben. Das weiss man bei uns nie so genau. Und dann werden wir das abhanden gekommene Jahr verabschieden. Bei diesen Wetteraussichten vielleicht auf der Terrasse.Als Tischdekoration einen blühenden Strauss aus dem Garten. Verrücktes Jahr 2003. Verena am 18.12.03 |
