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Eltern sind zuweilen schwierig

Oder:
Bei psychischen Erkrankungen ist es besser, auf reichen Kindersegen zu verzichten
Meine Eltern sind so ein Fall, der einfach nicht komisch ist. Jedenfalls fand ich sie nie komisch. Ich bezweifle sogar, dass sie sich nicht viel früher hätten scheiden lassen sollen. Das will was heißen, denn sonst rede ich nicht der »Lebensabschnittsgefährten-Mode« das Wort. Aber in diesem Fall war das Wohl von uns Kindern gefährdet.

Schuld war wohl hauptsächlich, dass meine Mutter »psychisch auffällig« war, was eine euphemistisch Umschreibung von »knatschdoll« sein soll. Tatsächlich hat sie in der uneigennützigsten Weise dafür gesorgt, dass in Hemmerden der Gesprächsstoff nie ausging.

Besonders widerlich fand ich Mutters hoffnungsfrohe Sprüche, wenn mein Vater abends später kam: »Vielleicht ist er ja tödlich verunglückt«. Da ekelt man sich als Grundschulkind vor der eigenen Mutter!

Irgendwann befand sie, dass sie »ihre besten Jahre« für meinen Vater geopfert habe und nun alles nachholen müsse. Wir waren vier Kinder, und mit »Nachholen« ist da nichts. Doch Muttern fand einen Weg: sie legte sich ins Krankenhaus, jeweils mit fadenscheinigen Diagnosen. Schließlich wurde ihr eine Kur bewilligt.

Das aber war ein Fehler. Sie lachte sich dort einen Mann an, den sie zu uns nach Hause einlud. Kurz nach Ende ihrer Kur stand dieser Fremde also bei uns auf der Matte. Wir Kinder sahen, wie meine Mutter sich kaum noch einkriegte vor Begeisterung und wir sahen ebenso, wie mein Vater sich kaum noch einkriegte vor Schreck.

Wäre das alles gewesen, na gut! Ein zünftiger Krach - und der »Käs ist gegessen«. Nein, der Mann übernachtete bei uns - im ehelichen Schlafzimmer, während mein Vater im Wohnzimmer auf der Couch nächtigte. Wen wundert da der Suizid-Versuch?

Die Scheidung war daraufhin nur noch eine Frage der Zeit. Doch wir Kinder sollten vom Regen in die Traufe kommen. Meine Mutter suchte nicht etwa eine Wohnung in der Nähe, nein! Wir zogen rund 400 km weit weg, in der »menschenfreundlichen« Absicht, meinem Vater Besuche bei uns Kindern so schwer wie möglich zu machen.

Aber nun brauchte sie einen neuen Sündenbock, und der war ich. Überhaupt ließ sie sich voll gehen, dekompensierte in einem Ausmaß, dass der Hausarzt mehrfach eine Einweisung in die Psychiatrie erwog. Die Crux dabei ist jedoch, dass sie in Gegenwart des Arztes hätte ausrasten müssen, was sie aber tunlichst vermied.

Sie pflegte - höchst malerisch - in Ohnmacht zu fallen, natürlich erst, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass hinter ihr nichts Hartes oder Spitzes lag. Sie wachte prompt auf, als ich ihr die verhassten Pfefferminztropfen unter die Nase hielt. Schnell war sie wieder auf den Beinen, jagte mir nach und sperrte mich im Winter für eine gute Stunde aus.

Ein anderes Mal krabbelte Mutter in den Kasten ihres Bettes und verkündete bei verschlossener Tür von dort aus, mit Stentorstimme, sie ersticke. Nun, dachte ich, wer so laut schreit, kann auch wieder aus dem Bettkasten raus und wollte meine jüngeren Geschwister beruhigen. Die aber wollten nicht beruhigt werden. Sie »retteten« also Mutter. Und wieder war ich die Böse, die sich nicht um Mutters Wohl scherte.

Dann wieder lag sie mal wieder zu Bett und verlangte Kaffee. Ich habe wohl zuviel Kaffee-Pulver erwischt. Jedenfalls glaubte Mutter nun plötzlich, ich wolle sie vergiften. Sie schnappte sich einen Hammer, lief hinter mir her und haute Löcher in eine Zimmertür, hinter der ich mich verschanzt hatte. Ich gestehe, dass ich es ihr gönne, beim Auszug eine neue Tür zahlen zu müssen.

Meine Eltern sind seit Jahren tot. Aber das Drama setzt sich fort. Die Entwicklung, die nach meiner Kenntnis mit dem Verhältnis meiner Mutter zu ihrer älteren Schwester begonnen hatte, wird von meiner Schwester fortgesetzt. Sie hat ihre beiden Söhne in genau dieselbe Rolle gedrängt, in der sowohl meine Mutter und ihre Schwester, als auch ich und meine Schwester steckten. Die beiden Kinder werden /wurden jeweils gegeneinander ausgespielt. Hass wird gesät, was Unfrieden mit sich bringt, selbst wenn die Kinder schon Großeltern sind.

Weiß man das alles, erscheint es mir viel sinnvoller, auf eigene Kinder zumindest solange zu verzichten, bis man die traumatischen Kindheitserlebnisse vollständig verarbeitet hat. Das nutzt auch den ungeborenen Kindern, die nicht das gleiche Leid durchmachen müssen, wie ihre Vorfahren.

anonym am 12.10.04


wunderschöne Stiefmutterlinie

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