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Stiefmütter

Zum Thema Stiefmütter fällt mir einiges ein! Ich bin 33 Jahre, und war nach einer gescheiterten 10-jährigen Ehe ein wenigstens einigermaßen zufriedener Single.

Nach ungefähr 2 Jahren Single-Leben, mit kleiner, leicht zu pflegender Wohnung u. ä. änderte sich mein Leben noch mal ganz gewaltig:
ich lernte meinen jetzigen Lebensgefährten kennen, der ein halbes Jahr zuvor seine Frau verloren hatte (Krebs) - ja, und dann waren da noch 2 Kinder, damals 4 und 6 Jahre alt.

Ich habe mich ziemlich lange gegen meine Gefühle für diesen Mann gewehrt, denn das war wirklich das letzte was ich wollte:
einen Mann mit 2 Kindern. Ich, die ich mich bewusst gegen Kinder und für Karriere UND FREIHEIT entschieden hatte.

Nun - jeder bekommt das, was er/sie verdient. Plötzlich hatte ich also sehr engen Kontakt zu dieser Familie. Mit den Kindern, das funktionierte soweit schon, aber ich hatte ja nach wie vor meine eigene Wohnung und blieb nicht über Nacht und und und!
Ich baute mir alle möglichen Sicherheiten ein. Die Beziehung zu meinem Lebensgefährten erwies sich in den ersten Jahren als äußerst schwierig, da er weder den Tod seiner Frau noch verschiedene andere Dinge in seinem Leben aufgearbeitet hatte. Mit den Kindern kam ich zwar gut klar - aber natürlich waren sie auf ihre Art und Weise durch die Vorgeschichte gestört. Also viel Arbeit - im wahrsten Sinne des Wortes.

Irgendwann beschloss ich ganz zu meiner Familie zu ziehen, aber immer noch mit meinen Rückzugsmöglichkeiten Vollzeit-Job und eigenes Geld usw.
Die Kinder wurden untertags von einem Kindermädchen sowie von Oma und Tante betreut -> auf Grund diverser Abneigungen und abweichender Auffassungen eine äußerst konfliktbeladene Situation. Das Kindermädchen wollte außerdem - auf eigenen Wunsch und wegen dem Geld - für Putzen, Waschen und Einkaufen zuständig sein. Frühstück bekamen die Kinder vom Vater, warmes Mittagessen war bei der Oma und kaltes Abendessen bereitete das Kindermädchen vor. Oma/Tante haben mich bis vor kurzem nicht mal gegrüßt.

Mein Lebensgefährte war - wie ich übrigens auch - beruflich in einer totalen Stresssituation, deswegen nur sehr bedingt für die Kinder verfügbar, d. h. am Abend und an Wochenenden/Ferien/Urlauben habe überwiegend ich mich um die Kinder gekümmert.

Die Situation spitzte sich langsam aber sicher zu: das Mädchen bekam enorme Schulprobleme, der Konflikt Oma/Tante/Kindermädchen eskalierte immer öfter, unser Haus verkam langsam aber sicher (wenn ich halt eine Bluse wollte, die 3 Monate in der Wäsche lag, war es ja wohl nicht zu viel verlangt, dass ich mich selber darum kümmerte ?), die Kinder waren allgemein schwierig.

In der Zeit kündigte ich meine bisherige Arbeitsstelle, mein Freund ebenfalls, wir nahmen beide eine neue Stelle an, wobei mein Lebensgefährte seinen Job nach ungefähr einem Monat wieder gekündigt bekam und ich außer einer täglichen Fahrtzeit von annährend 2 Stunden zur Arbeitsstelle und zurück mit meinem neuen Job - mit dem ich zwar besser verdiente denn je - äußerst unzufrieden war.

Mein Lebensgefährte bekam schließlich seine Traumstelle, allerdings über 2 Stunden einfache Fahrtzeit von unserem jetzigen Wohnort entfernt.
Wir haben uns letztlich gemeinsam für die folgende Lösung entschieden:
dem Kindermädchen wurde sofort gekündigt, Essen und ähnliches bei Oma/Tante waren ab sofort gestrichen (außer gelegentlichen Besuchen) und ich habe meinen Job ebenfalls gekündigt und unmittelbar daran anschließend mein eigenes kleines Unternehmen gegründet. Mein Lebensgefährte wohnt unter der Woche in einer kleinen Wohnung vor Ort und kommt nur am Wochenende heim.

So, und das bin ich also jetzt: eine vorwiegend allein erziehende Mutter (mein Lebensgefährte ist am Wochenende oft ziemlich müde und ausgebrannt) von 2 Kindern mit jetzt bald 10 und bald 8 Jahren mit zu großem Haus, zu wenig Zeit für die eigene Firma und mit einem festen Gehalt für meine Leistungen.

Die ersten 3 Wochen nach Beginn diese Arrangements habe ich jeden Tag geheult. Ich habe geglaubt, verrückt zu werden, so ganz ohne Erwachsene. Dann aber habe ich mich auf Verschiedenes besonnen und so schaut es jetzt aus:
mit dem großen Haus, der Wäsche und dem Versorgen der Kinder bin ich soweit schon ganz ausgefüllt. Aber ich habe mir mein Organisationstalent zu Nutze gemacht, so dass ich über mehr Zeit für mich als früher verfüge. Ich kann zwar nur die Vormittagsstunden, wenn die Kinder in der Schule sind, nutzen, da die Kinder nicht alleine bleiben und auch zur Zeit noch keinen Babysitter akzeptieren. Die Zeit, die mir bleibt, die gehört allerdings dann wirklich mir: ich arbeite dann an und mit mir. Und es geht mir gut dabei!

Und was noch schöner ist - die Kinder sind ausgeglichen und einfach toll wie noch nie! Das ist zur Zeit meine Belohnung. Das Verhältnis Oma/Tante hat sich entspannt.

Für meine Firma komme ich zu wenig zu arbeiten. Aber ich bin überzeugt davon, auch dazu wird sich wieder die Zeit finden.

Außerdem genieße ich es sehr, ganz alleine schalten und walten zu können, Haus, Kinder usw. sind jetzt ausschließlich mein Job. Sicher - es ist einiges an Verantwortung, was ich mir mit meiner Entscheidung beschert habe. Und manchmal kann ich wirklich keine Kinder mehr sehen. Und auch meine Rolle - selbst die Kinder fragen mich, was ich denn eigentlich für sie bin:
Halbmutter, ist eine Erklärung, die sie noch am ehesten akzeptieren. Kein Mama oder Mami, denn die Mama (wird von Oma nahezu kultmäßig am Leben gehalten), die gab es, aber die gibt es jetzt nicht mehr. Damit kann ich aber sehr gut leben.

Ich habe noch gar nicht erzählt, dass ich in einem sehr kleinen Dorf in der absoluten Provinz lebe. Jeder kennt jeden - ich keinen. Die Große kommt jetzt zur Kommunion - ich als Kommunionmutter zwangsweise bei diversen Veranstaltungen dabei - es wusste keiner wie ich heiße, obwohl ich schon seit beinahe 3 Jahren in diesem Dorf lebe! Aber das habe ich mir mit Sicherheit selber zuzuschreiben, da ich nichts mehr hasse als Kaffeeklatsch + Co und mich hier sehr vornehm zurückhalte.

D. h. ich lebe momentan total zurückgezogen, lese viel und habe vor allem einen Superspaß mit den Kindern. Außerdem bin ich körperlich topfit durch die viele Arbeit, koche gut und reichlich und kann endlich so spät ins Bett gehen, wie ich will, weil ich ja schlimmstenfalls am Vormittag noch mal schlafen kann.

Geistig arbeiten möchte ich aber trotzdem wieder mehr!

Fazit:
obwohl ich mir diese Situation wirklich NIEMALS für mich vorstellen hätte können, geht es mir nach all dem Trubel der letzten Jahre besser (mental) denn je. Ich habe das Gefühl, dass es mir jetzt möglich wird, zu erkennen, was ich wirklich will und ich bin äußerst gespannt, wie das alles weitergeht.

Ich denke, dass ich gegenüber den normalen Müttern einen Vorteil habe:
dadurch, dass es sich bei den von mir betreuten Kindern um die Kinder meines Lebensgefährten handelt, bringt er mir für meine jetzige Arbeit (und als solche sehe ich sie) alle Wertschätzung der Welt entgegen. Und ich weiß definitiv um meine elementar wichtige Rolle für meine Familie und ernte - ich betone es noch mal - täglich die schönsten Früchte.

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich andere Halbmütter, Stiefmütter, Mütter und natürlich Nicht-Mütter nicht nur zu diesem Thema bei mir melden würden.

Allen, die meinen doch nicht so kurzen Bericht gelesen haben, wünsche ich von Herzen alles Gute und möchte noch folgendes mitgeben:
Meiner Erfahrung nach geht es wirklich nicht darum, welche Arbeit man ausführt. Nicht die Arbeit oder Nicht-Arbeit kann Anerkennung verschaffen. Es ist wirklich nur möglich, sich diese Anerkennung SELBER zu geben. Und die kommt tatsächlich von innen.

Viele liebe Grüße
Rehot am 11.04.03

P. S.: Was fehlende Kindertagesstätten, Ganztagsschulen, alternative Betreuungskonzepte und ähnliches anbelangt, bin ich übrigens ebenfalls der Meinung, dass es von diesen hierzulande (BRD) viel zu wenig gibt.


wunderschöne Stiefmutterlinie

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