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Rubensmutter

Nein, ich war gar keine Rubensmutter.
Ich war sogar wirklich schlank nach den Geburten.
Aber ich HATTE eine Rubensmutter.
Das war einfach wunderbar.

Manchmal haben wir sie ein wenig gehänselt, wenn die Bluse über dem grossen Busen wieder mit einer Brosche zusammengehalten werden musste. Oder wenn sie sich eine Jacke nach einem Vormodell gestrickt hatte, und die neue Jacke dann zu eng war. Unser Vater hat immer geschmunzelt und gesagt: "Aber alles meins."
Grösse 44 war schlank, Grösse 46 eher schlank, 48 gerade richtig. 50 war dann schon ein bisschen zuviel, da musste eben abgenommen werden. Nicht eigentlich, weil die Figur nicht passte, nein, weil die Kleider nicht mehr passten.

Auf unserer Finca (ich bin wieder in der Gegenwart) laufen Pferde, Hühner und Enten vielfach frei herum. Vor allem die Enten laufen im "Gänsemarsch" schnell durch den Garten. Immer wieder muss ich dann an meine Jugend zurück denken:
Wer katholisch ist, weiss vielleicht, dass man während der Adventszeit in die Roratemesse geht. Jedenfalls war das in meiner Jugend so. Um sechs Uhr wurden wir aus dem Bett gejagt (wirklich), eine Viertelstunde später war Aufbruch. Ich wuchs in der Altstadt von St. Gallen auf. Die Strasse zur Kathedrale war breit und schnurgerade. So eine richtige Schneise für die kalten Winterwinde. Ach wie gut war es doch, dass wir eine stämmige Mutter hatten. Sie ging aufrecht und strammen Schrittes voran. Wir rannten fast hinter ihr her, geduckt in ihrem Windschatten. Nicht nur wir eigenen Kinder, nein auch unsere Freunde nutzten die Gelegenheit. Der erste Platz war immer sehr umstritten, denn dort war der Schutz am effektivsten.

Unsere Mutter war sowieso wunderbar. Wenn wir in der Schule eine Strafe einfingen, dann gab es zuhause erst mal eine obendrauf. Die Lehrer wussten sicher ganz genau, weshalb sie uns bestraften. Wehe aber dem Lehrer, wenn unsere Mutter in mal antraf. Dann hatte er etwas zu erleben. Denn das Strafen war, bitte sehr, Aufgabe unserer Mutter. Der Lehrer konnte ihr berichten, was vorgefallen war. Damit hatte es sich, Punkt! Manche Lehrer gingen unserer Mutter dienlichst aus dem Wege. Möglicherweise war ihre imposante Figur mitbestimmend. Mutter war immer korrekt gekleidet. Sie trug, das war damals halt so, nur massgeschneiderte Korsetts, damit sie keinen vorstehenden Bauch und eine schön geformte Brust hatte. Oh ja, sie war sehr eitel. Sonntags trug sie immer einen Hut. Handtasche und Schuhe mussten genau zusammenpassen. Vier Zentimeter Absatz am Schuh waren das Minimum, bis es ihr der Arzt verboten hat. Da war sie dann schon etwa siebzig. Männerschuhe wurden ihr verschrieben. Sowas! Die ganze Stadt hat sie abgesucht nach schönen, akzeptablen Schuhen.

Ich hatte zu meiner Mutter nie ein besonders inniges Verhältnis, ich war eher Papa zugetan. Aber ich liebte sie, sie war mollig und kuschelig und wehrhaft. Sie roch nach Lilienmilchseife. Und emanzipiert, schon damals. Ich erinnere mich gerne an die Ruhe, die sie ausströmte. Auch wenn wir uns manchmal gestritten haben, sie wurde nie laut. Sie hat nur geschaut und den Kopf ein wenig nach hinten gelegt. Da wussten wir dann, dass es nun genug war.

So war sie eben, meine Rubensmutter.

Verena am 17.09.04

Verena hat auch noch eine Liebeserklärung für ihren Vater geschrieben.


wunderschöne Stiefmutterlinie

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