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Päng, päng - auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn

Gegen Schußwaffen hege ich eine tief verwurzelte Abneigung, und heute habe ich den ersten Pokal meines Lebens gewonnen - ausgerechnet beim Schießen.
Der Verein der "Freunde des Erdöllehrpfades" (ich erkläre hier nicht, was das ist, das würde diesen Rahmen sprengen) veranstaltete heute ein Mitgliedertreffen in Prottes. Nach einer kurzen Wanderung zum Barbarakreuz (die Hl. Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute) ging es wieder abwärts zur Schießstätte. Dort wurde ein Jux-Wettschießen mit Luftdruckgewehren abgehalten.
Juxschießen deswegen, weil die Zielscheibe in lauter kleine Felder unterteilt ist, in die zufallsverteilt Zahlen zwischen Null und 25 eingetragen sind. Die meisten Punkte erreicht man also nicht wie bei herkömmlichen Zielscheiben durch das exakte Treffen der Mitte, sondern durch Schüsse in Felder mit möglichst hohen Punktzahl. Besonders lukrativ wird es, wenn ein Schuß mehrere Felder gleichzeitig "anreißt". Dann wird die in den einzelnen Feldern enthaltene Punktzahl summiert. Insgesamt werden fünf Schüsse auf das "Zielblatt" abgegeben, anschließend wird die Auswertung durchgeführt.
Als ich vom dem Wettschießen höre, ist mein erster Gedanke, da mache ich bestimmt nicht mit. Doch als immer mehr Kollegen und Bekannte ihre Zielblätter herzeigen, ändere ich langsam meine Meinung.
Ich begebe mich in die Halle mit mehreren Schießständen und beobachte erst mal die anderen. Gleichzeitig studiere ich die Listen mit den Punktzahlen. Der höchste erreichte Wert liegt unter 150, die meisten Schützen kommen auf ungefähr 120 Punkte. Ich habe noch nie in meinem Leben ein Gewehr in der Hand gehalten und bezweifle, daß ich überhaupt das Ziel treffe. Es scheint aber nicht so schwer zu sein, da sich auch Kinder mit durchaus guten Erfolgen beteiligen. An jedem Schießstand befindet sich ein Helfer, der das Gewehr lädt und die Regeln erklärt.
Plötzlich wird ein Stand frei. Ich fasse mir ein Herz und gehe hin. Der Betreuer stellt den Anschlag auf meine Körpergröße ein und erklärt mir, worauf ich achten muß und wie das ganze funktioniert. Das Gewehr ist dabei noch nicht geladen. Dann steckt er eine Zielscheibe in die Halterung und schickt sie auf die zehn Meter lange Reise zur gegenüberliegenden Wand. Während ich das Gewehr auflege, merke ich, wie sich mein Puls beschleunigt und mein Herz zu flattern beginnt. Ich schimpfe mich eine Närrin, schließlich geht es hier um absolut nichts, und kein Menschen wird Notiz von meiner Punktzahl nehmen. Meine Aufregung legt sich, ich lege an und will zielen, als der Betreuer plötzlich die Zielscheibe wieder heranholt. Ich habe abgedrückt, ohne es zu merken und ohne es zu diesem Zeitpunkt beabsichtigt zu haben. Glücklicherweise habe ich das Blatt getroffen, und dieser erste, ungewollte Schuß wird sich sogar als derjenige herausstellen, der die meisten Punkte einbringen wird, weil er gleich vier Felder trifft.
Es passiert mir aber kein zweites Mal, daß ich wider Willen abdrücke, ich ziele also mal hierhin, mal dorthin und feuere einen Schuß nach dem anderen ab. Das Gewehr ist erstaunlich präzise, ich habe immer das Gefühl, genau dort zu treffen, wohin ich gezielt habe. Nach dem letzten Schuß wird es spannend, denn dann werden die Treffer ausgewertet. Gut, daß ich nachrechne, denn der Betreuer verrechnet sich um 10 Punkte zu meinen Ungunsten, was aber an meiner Plazierung letztlich nichts geändert hätte. Ich traue meinen Augen nicht, als die Addition aller fünf Punktzahlen den Wert 171 ergibt. Damit liege ich unangefochten an der Spitze. Das besagt aber noch gar nichts, denn dieser Wert kann jederzeit übertroffen werden.
Als ich zu meinem Tisch zurückkehre, verkünde ich meinen Punktestand nicht sofort, sondern warte, bis ich danach gefragt werde. Daraufhin bekommen der Vorgesetzte meines Mannes und dessen Frau ebenfalls Lust, sich am Wettkampf zu beteiligen. Ich begleite die beiden zum Schießstand. Zuerst schießt die Frau und erzielt unspektakuläre 117 Punkte, dann kommt er an die Reihe. Ob man es jetzt glaubt oder nicht - noch bevor er den ersten Schuß abgegeben hat, weiß ich, daß er ein besseres Resultat erzielen wird als ich. Merkwürdigerweise stört es mich nicht, und tatsächlich kommt er auf 184 Punkte. Dieser Wert wird aber von niemandem mehr übertroffen.
Einige Zeit später findet die Preisverleihung statt, ein Kollege gratuliert mir bereits vorher zum Gewinn. Ich wehre ab, ich hätte nur den zweiten Platz erreicht. Worauf er meint, es gibt zwei Wertungen, eine für Damen und eine für Herren. Ich weiß momentan nicht, ob ich lachen, mich wundern oder mich ärgern soll. Schließlich ist es bei diesem Wettbewerb nicht auf Körperkraft oder sonstige spezifisch männliche Eigenschaften angekommen. Wie auch immer - so habe ich den ersten Pokal meines Lebens gewonnen. Ob es auch der letzte ist, darüber wage ich keine Prognose, denn schließlich soll man niemals nie sagen.
© Manuela Gößnitzer (5.10.1997)
Jede Veröffentlichung, ob schriftlich, elektronisch oder in anderen Medien, nur mit Zustimmung der Autorin erlaubt.


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