Suche!
Impressum
Datenschutz

home - zum Eingang
zum Club - tritt ein
zur Forenübersicht
zum Chat

Kleinanzeigen
Eltern
Rezepte
Handarbeiten
Küchentipps
Haushaltstipps
Körperpflege
Heirat
Liebe
Diät
Buchtipps
Schreibstube

-Weiberecke
-Hausfrauenreport
--Neues von der Hausfrau
-Männerecke
-Wühltisch
-Umfragen

 

Link zur Schreibstube

Wie ich die Ölpest erlebe

Einen Monat leben wir in Galicien nun schon mit dem Alptraum. Das Sprichwort :"Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" scheint hier nicht zu gelten.
Man hat den Schrecken ohne Ende gewählt.

Da ich ausser dem staatlichen spanischen und dem regionalen galicischen Fernsehen auch via Satellit die deutschen TV-Sender sehen kann, habe ich eine gute Vergleichsmöglichkeit über den Wert der Information.
Auf den deutschen Kanälen ist das Geschehen zugunsten der üblichen Parteistreiterein in den Hintergrund getreten. Dennoch:
Das, was mitgeteilt wird, entspricht in der Regel der Wahrheit. Was allerdings fehlt sind Landkarten.
Galicien ist dreiviertel so gross wie die Schweiz. Ein Land in Form eines Viereckes nördlich von Portugal. Im Westen liegt der Atlantik, im Norden das Kantabrische Meer, in Deutschland sehr oft als Biscaya bezeichnet, was nicht ganz stimmt.
Touristisch erschlossen ist vor allem die Atlantikküste, die sogenannten Rías Bajas. Dort befinden sich auch die grössten Muschelzuchten. Die Costa da Morte (Costa de la Muerte, Todesküste, weil sie für Schiffe so gefährlich ist) grenzt im Norden an die Rías Bajas, sie zieht sich über Finisterre bis nach A Coruña.
Im Norden liegen die Rías Altas.

Die Prestige havarierte etwas südlich von Finisterre. Unkenntnis, mangelhafte Organisation, Geldgier und Überheblichkeit führten zu einer Irrfahrt des havarierten Tankers erst nach Norden, dann nach Süden, dann auf 200 Seemeilen hinaus, wo er am 19. November auseinanderbrach und sank.
Es nützt nichts mehr, jetzt darüber zu streiten, wer denn nun schuld sei.
Durch die starke Meeresströmung und durch ungünstige Westwinde wurden grosse Ölteppiche an die Costa da Morte bis in die Gegend von A Coruña geschwemmt.
Tonnenweise plantschte der Ölschlamm auf die Küste.
Die schlimmsten Bilder kamen aus Muxía, die hat wohl jedermann gesehen.
In den ersten Tagen brachte das Meer Ölflecken und -teppiche bis nach A Coruña, kleinere Flecken in die Gegend der Rías Altas (Ferrol, Cedeira). Günstige Strömungen und Südostwinde hielten die nördlichsten Küstenabschnitte fast frei, also da, wo wir wohnen.
Die Ölflecken zogen vorbei, verschmutzten dann aber einige Tage später Strände und Fischerhäfen in Asturien und Kantabrien, weil der Wind sich drehte.
Diese gleichen Winde bliesen nun auch die grossen Ölteppiche auf dem Atlantik wieder nach Süden und bedrohten die Rías Bajas und den Norden Portugals.
Die Fischer kämpften mit ihren eigenen Schiffen, mit Netzen, Rechen und den blossen Händen für ihre Muschelbänke. Heute Samstag soll ein neuer Teppich angeschwemmt werden, diesmal wieder an die Küsten der Naturschutzgebiete der Inseln Ons, Sálvora und Cies.
Das Schlimme daran ist, man kann nun nur noch den Schaden begrenzen, oder es wenigstens versuchen. Jedermann will helfen, aber an Ort und Stelle kannst du nicht einfach ankommen. Man muss sich zur Hilfe über eine Gratistelefonnummer anmelden. Der "Chapapote" ist giftig. Man muss ausgerüstet sein mit Schutzkleidung, Schutzbrille und Maske. Alles ist ziemlich chaotisch, auch wenn das die Organisatoren nicht zugeben. Die behaupten nach wie vor, es sei alles bestens organisiert. Mann müsse sich eben an den "Dienstweg" halten. Als ob eine Katastrophe einen Dienstweg hätte.
Für den Tourismus ist das ganze ebenso eine Katastrophe wie für die Fischerei und die Muschelzüchter. Gerade, weil fast ausschliesslich die Atlantikküste touristisch erschlossen ist, glauben nun sehr viele Leute, ganz Galicien sei betroffen, alle Strände seien verschmutzt.
Dabei sage ich immer:
Wer nach Galicien in die Ferien kommt, um den ganzen Tag am Strand in der Sonne zu liegen, hat sich im Ferienziel geirrt.
Unsere Strände sind wunderbar. Gar nicht überlaufen, mit romatischen kleinen Buchten für Verliebte. Aber, es regnet immer wieder. Ferien in Galicien sollen zum Wandern benützt werden, zum Abschalten. Die Luft ist unglaublich frisch und sauber. Es gibt Meer, Berge, Wälder. In den Gärten wachsen Zitronen- und Orangenbäume, Riesige Palmen, riesige Zedern und Araukarien (Norfolktannen). Lorbeerbäume können sich zu einer wahren Unkrautplage entwickeln. Galicien ist Feenland mit vielen in Halbfreiheit lebenden Pferden. Es gibt Bauwerke, Museen, alte Klöster, Dolmen, Grotten. Es gibt einfach fast alles, eben, ausser einige Wochen garantiert keinen Regen.
Die Ölpest ist grausam. Mich dauern vor allem die vielen Tiere. Vögel in den Reservaten, verendete Delfine, Krabben und Langusten, die auf dem Meeresboden in Ölklumpen eingeschlossen verenden.
Aber, Galicien ist auch die Landschaft. Das sind die Sonnenuntergänge, die Leute, die Taschen und Pakete an den Strassenrand legen und zu tanzen anfangen, wenn irgendwo eine Gruppe Dudelsackpfeifer (Gaiteros) aufspielt. Das sind die oben soeben noch beschimpften Behörden, die eine lange Brücke bauen, an der alle fünfzig Meter eine Ausbuchtung, eine Art Balkon eingeplant wird, damit die Leute angeln können.
Ihr seht, aus meiner Wut über die Ölpest ist eine Liebeserklärung an Galicien geworden. Auch das sollte in den Medien einmal erzählt werden.
Und dabei die betroffenen Familien nicht vergessen, die vor dem absoluten Nichts stehen. Bei uns ist die erste Annullierung eingetroffen. Aber, es ist erst Dezember. Wir werden sehen, wie es sich weiter entwickelt.
Vor allem in Deutschland und in der Schweiz leben unglaublich viele Gallegos. Vielleicht kann man einigen ihrer Angehörigen dadurch helfen, dass man sich bei ihnen einmietet und ihnen so ein wenig Verdienst zukommen lässt.
Wer etwas Spanisch versteht, kann sich in die Web-Site der hiesigen grössten Tageszeitung einloggen. Da ist die Information sauber und unzensiert: http://www.lavozdegalicia.es.

Verena am 14.12.02


wunderschöne Stiefmutterlinie

Hausfrauenseite