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Mein Herz hängt so daran!

Man soll sein Herz nicht an weltliche, materielle Dinge hängen. Das ist leichter gesagt als getan. Wir sind Leute, die alles so lange behalten und verwenden, bis es tatsächlich auseinander fällt. Wollen wir etwas nicht mehr, taugt es nur noch für den Schrott oder den Müll. Das ist nun mal so.
Nachdem wir vor ein paar Wochen alles verfügbare Geld regelrecht zusamengekratzt haben, um eine Weide für die Ponys zu kaufen und sie dann auch noch einzuzäunen, hat es nun unser Auto erwischt. Ich finde das nicht nett von ihm. Es hätte ruhig noch eines oder zwei Jahre funktionieren können. Aber eben: Es hat satte fünfzehn Jahre auf dem Buckel, schon den zweiten Motor und so ungefähr vierhundertausend Kilometer hinter sich.
Ich kann mich erinnern, als wir es gekauft haben, mochte ich es gar nicht. Es war mir einfach zu gross. Nach einigen "Generationen" Enten und anschliessend einem Panda, kam mir der BX riesig vor. Am Anfang geschah es uns tatsächlich, dass wir uns aufführten wie Dick und Doof:
Hinter unserem Haus war der Autounterstand, aber ohne Licht. Einige Male passierte es uns, dass wir so im Dunkeln zum Auto kamen, nach der Türe tappten, uns hineinsetzten und ....... kein Steuerrad fanden. Wir hatten uns auf die Rücksitze gesetzt. Nein, das geschah uns nicht nur einmal, MEHRMALS! Verschämt schauten wir uns dann jeweils um, ob uns jemand gesehen habe. Aber natürlich hatte uns niemand gesehen, es war ja kein Licht.
Dann kam die kurze Zeit, in der wir beschimpft wurden als Umweltsünder.
Unser BX war ein Diesler. In der Schweiz waren zur damaligen Zeit keine neuen Benziner für bleihaltiges Benzin mehr erhältlich. In Spanien aber, da wo wir hinreisten, da gab es weit und breit keine Tankstelle mit Bleifrei.
Also blieb uns nur der Diesler. In der Schweiz fuhr "man" damals keinen Diesler.
Viele tausend Kilometer haben wir mit dem Auto abgespult. Den halben Hausrat haben wir mit einem Anänger hierher gebracht. Es gab Situationen, die glaubt man im Nachhinein einfach nicht mehr: Einmal, um Weihnachten herum war die Reise nach Galicien vorgesehen mit dem Boot auf dem Trailer. Ausgerechnet am Vorabend unserer Reise fing es an zu schneien. Wir fuhren etwas verspätet trotzdem los und gingen dem Wetter auf der Autobahn zwischen Vevey und Lausanne prompt in die Falle. Der Verkehr stand mehr oder weniger still. Um uns herum lauter Autos mit Skiern und Schlitten auf den Dächern. Männiglich bemüht, Ketten aufzuziehen. Und wir mitten drin mit einem Boot auf dem Hänger. Es war einfach lächerlich. Trotzdem. Wir montierten die Schneeketten. Wir hatten sie noch von einem viele Jahre zurückliegenden Auto behalten. So an die zwanzig Jahre mussten diese Ketten auf dem Buckel haben. Aber:
Sie passten. Wie gesagt, wir geben kein Geld aus für Dinge, die wir noch retten können. Nachdem die Ketten montiert waren, fuhren wir in der langsamen Kolonne bis kurz vor Lausanne, als etwas dauernd gegen die Karrosserie schlug. Also, wieder auf den Standstreifen und kontrollieren. Ein Kettenglied war gebrochen. Vielleicht sollte man sich doch noch von Zeit zu Zeit etwas Neues anschaffen. Was tun? Wir überlegten. Ich erlas meine immer wohl gefüllte Handtasche und fand ein paar Schlüsselringe, die ich als Werbegeschenke zum Jahreswechsel erhalten hatte. Das war's! Wir knorzten einen Schlüsselring vom Anhänger und dann an die Kette. Ob man es glaubt oder nicht, das ging. Sogar sehr gut.
Bei Genf hörte es dann auf zu schneien, durch Savoyen waren die Strassen bereits geräumt. Wir kamen ohne weiteren Zwischenfall auf den tausendachthundert Kilometern in unserem Haus an.
In den folgenden Jahren reisten wir kreuz und quer durch Spanien. Als wir hierher zogen, war der Wagen etwas über vier Jahre alt. In der Schweiz demnach praktisch nichts mehr Wert. Also nahmen wir ihn mit und führten ihn in Spanien ein. Vor elf Jahren war Spanien noch anders als heute. Wer ein Auto hatte, war privilegiert. Wer ein solches Auto hatte, war ganz einfach reich. Ausserdem waren Schweizer damals nicht gerade angesehen in der EU, denn ein paar Wochen zuvor war NEIN gestimmt worden zum Beitritt in die Wirtschaftszone. Dementsprechend gehässig empfing man uns bei "Tráfico". Wir mussten erleben, dass unser Auto "nuevo" war. Heute wissen wir, dass "nuevo" nicht "neu" heisst, es bedeutet "wie neu" oder eben "in gutem Zustand". Sechs Monate und viele böse Briefe brauchten wir, bis wir unser Auto wieder benützen durften. Wir sagen immer, dass wir es hier zum zweiten Mal gekauft haben.

Und jetzt, nachdem ich mich so daran gewöhnt habe, nachdem es mir so richtig ans Herz gewachsen ist, da ich alle seine Beulen und Mucken liebe, jetzt gibt es einfach den Geist auf. Es steht da und schämt sich nicht mal.
Wir werden uns rächen. Nächste Woche geht es auf den Abbruch. Wir werden es einfach dort lassen, ohne unsere Liebe. Nicht mal streicheln werden wir es. Nein. Wir haben schon ein anderes bestellt. Auf Abzahlung. Das tut weh. Denn die ganzen Jahre mussten wir keine einzige Pesete und auch keinen Céntimo Schulden machen. Und nun ausgerechnet für ein Auto. Die dümmsten Schulden, die man überhaupt machen kann. Aber eben: Ohne geht es nicht. Man kann nicht dort wohnen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und glauben, das gehe ohne fahrbaren Untersatz.

Der Titel ist falsch. Mein Herz hängt nicht daran.
Es HING

Verena am 30.04.04


wunderschöne Stiefmutterlinie

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