Diesen Tag werde ich nie vergessen. Es ist ein Samstag, mitten im Juli im Jahre 2000. Meine Tochter ist 8 Jahre alt und ein wirklicher Wildfang. Kein Baum ist ihr zu hoch, es gibt nichts, wovor sie Angst hat. Und genau das wäre ihr beinahe zum Verhängnis geworden ... Sie spielt draußen mit einem Klassenkameraden Ball. Dann endlich, es ist schon nach Mitternacht, kommt sie aus dem OP Saal. Der Arzt erklärt uns, dass unsere Tochter einen doppelten Milzriss hatte. Zum Glück war es nicht die Leber, so war es aber auch schon schlimm genug. Die Milz wurde geklebt und musste nicht entfernt werden. Aber der Arzt sagt zu uns : "Wir wollen hoffen, dass sie die kommende Nacht übersteht": Schluck! Ich höre diese Worte wie durch Watte, schaue kurz auf meine Tochter, die wie ein Häufchen Elend in dem großen Bett auf der Intensivstation liegt, umgeben von Geräten und Kabeln und Schläuchen. Die Schwester sagt, wir sollen nach Hause gehen. Unsere Tochter braucht Ruhe. Die Nacht wird furchtbar. Ich träume schlecht und habe Angst, meine Tochter zu verlieren. Am nächsten Morgen fahren wir zeitig ins Krankenhaus. Unsere Tochter liegt immer noch auf der Intensivstation, ist aber wach. Am frühen Abend wird sie auf die normale Station verlegt. Es scheint bergauf zu gehen. Drei Tage nach der OP geht es ihr wieder schlechter. Sie muss sich ständig übergeben und hat starke Schmerzen. Wieder muss sie in den OP. Sie hat eine Darmverschlingung, eine "Hinterlassenschaft" der Not OP von vor 3 Tagen. Sie kommt wieder auf die Intensivstation und am nächsten Tag wieder auf die normale Station. Es wird langsam, aber dann bekommt sie Fieber. Sie liegt zusammen mit 3 kleinen Kindern auf einem Zimmer und findet keine Ruhe. Da wird sie auf ein Einzelzimmer verlegt, denn es geht ihr immer schlechter. Blut wird ihr abgenommen und es stellt sich heraus, dass sie einen Virus hat. Also bekommt sie noch eine Infusionsflasche mehr angehängt und nach 2 Tagen endlich geht es wirklich bergauf. Am Tag, als sie Fieber bekam, hatte sie übrigens Geburtstag, aber den hat sie gar nicht richtig mitbekommen. Meine Tochter liegt nun schon seit 17 Tagen im Krankenhaus und soll nun endlich entlassen werden. Als wir sie abholen wollen, fragt uns eine Schwester, ob unsere Tochter schon mal die Windpocken hatte, denn auf Station wären Windpocken ausgebrochen. Wenn nicht, müßte sie noch ein paar Tage bleiben. Aber unsere Tochter hatte die Windpocken schon, nämlich im Alter von 2 ½ Jahren. Nun darf sie endlich nach Hause. Sie ist zwar noch schwach und hat den linken Arm eingegipst, aber sonst geht es schon. Der Arzt hat zu uns gesagt :"Wenn sie sich nicht das Handgelenk gebrochen hätte, hätten wir wahrscheinlich viel zu spät erkannt, dass sie innere Blutungen hatte und sie wäre in der Nacht verstorben. Da wird mir erst bewusst, dass meine Tochter dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Es war eine schlimme Zeit und ich hoffe, dass wir niemals mehr sowas erleben müssen.
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