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Baustellen-Virus

aus meinem "Tagebuch einer Rabenmutter"

Mir läuft die Nase, die Mandeln kratzen und husten muss ich auch. Na prima.
Jetzt hat mich die Erkältung gepackt.
Und Schuld daran ist ganz allein die Tatsache, dass ich nach einer Tochter noch zwei Söhne in die Welt gesetzt habe.
- Na, ist doch wahr:
Hätte ich drei Mädchen, dann müsste ich mitten im Winter nicht stundenlang im kalten Wind stehen, bloß weil ein paar Strassen weiter gerade ein neues Einkaufszentrum entsteht. Aber mit zwei Jungen.... !

Nein, glauben Sie mir: An dieser Tatsache kommt auch die Wissenschaft nicht vorbei; denn Jungen haben das "Bagger-Gen".
Diesen Reflex, sich an jeden Bauzaun zu klammern, als sei dieser das letzte Rettungsboot auf der Titanic, bloß weil dahinter irgendwelche Fahrzeuge monotone Bewegungsabläufe zelebrieren.

"Schau doch mal, Mami, der riesige Radlader ...boah ey. Und der Muldenkipper da hinten, den find ich echt stark.....und sieh mal: Die haben einen Löffelbagger und einen Schaufel-bagger hier - ist das nicht irre ?"
Mein Fünfjähriger kriegt einen roten Kopf vor lauter Begeisterung.
Meine hingegen hält sich ziemlich in Grenzen. Sinkt mit jeder Minute - parallel zur Temperatur meiner Füße.

Währenddessen schwenkt der große Kran seinen Arm über den Platz. Was für ein Highlight !
Meine Söhne scheinen mit dem Bauzaun zu verschmelzen und stöhnen im Chor: "Coooool !"
Ja, das find ich auch. Echt cool. Vor allem meine Zehen, die ich kaum noch spüren kann.

Seit einer knappen Stunde stehen wir nun hier und beobachten diesen aufkeimenden Wirtschaftsaufschwung der hiesigen Baubranche. Aber jetzt ist mir kalt. Jetzt will ich nach Hause, und zwar auf der Stelle. Sozusagen sofort.

Ich versuche es mit Bestechung: "Hey, Jungs, ich hab eine Idee: Wir gehen jetzt nach Hause und schauen eine Folge "Bob der Baumeister". Na, wie wär`s damit ?"
"Das ist doch öde!", befindet der Große.
"Nöööö, hier Bagga gucken !" bestätigt der Kleine.
(Na toll. Sonst können sie doch nicht genug kriegen von dieser kleinen, moppeligen Zeichentrick-Figur, die im Blaumann über unseren Bildschirm springt und tagein tagaus nur baut und hämmert.)

Aber schön. Wenn Bestechung nichts bringt, dann werde ich halt autoritär:
"Mein lieben Freunde. Wir haben hier nun eine Stunde lang zugesehen wie der Bagger baggert, der Muldenkipper kippt und die Betonmischmaschine mischt.
Es reicht jetzt. Wir gehen jetzt nach Hause !"

Prompt kriegt der Große einen seiner berühmt-berüchtigten Zusammenbrüche, mitten auf dem Gehweg: "Ich will aber Bagger gucken !"
"Bagga gucken!" kreischt auch der andere und klammert sich nur noch fester an den Zaun.
Die vorbeilaufenden Passanten drehen sich nach uns um.
Missbilligende Blicke treffen mich, - mitfühlende meine Kinder.

"Wir haben jetzt genug Bagger geguckt" zische ich wütend und versuche, meinen Zweijährigen vom Bauzaun zu lösen.
"Man, Du bist echt gemein !", schluchzt der Große. "Die haben gerade eben erst angefangen, mit dem Rüttler den Schotter zu verdichten. Und ausgerechnet da sollen wir gehen.
Das find ich echt fies !"
Mich trifft ein Blick, der, - könnte er töten - mich sofort in die Waagerechte befördern würde.

Oh, was bin ich doch für eine kaltherzige Mutter, die nicht mal bereit ist, eine kleine Lungenentzündung zu riskieren, damit ihre armen Söhne endlich einmal in Ruhe zusehen können, wie eine fußballfeldgroße Schlammwüste eingeebnet wird. Echt fies.

In diesem Moment fährt der Kieslaster seine Ladefläche hoch, und mit ohrenbetäubendem Getöse rauschen etwa 30 Tonnen Steine auf den Bauplatz.
Für schätzungsweise 30 Sekunden wird mein schreiendes Duo vom Baulärm übertönt.

Ich nutze die kurze Irritation des Kleinen, um ihn vom Drahtgeflecht zu pflücken und stopfe ihn in die Kinderkarre.
"Steh auf, wir gehen !", gebe ich meinem Älteren eine kurze, klare Anweisung.

Das hab ich mal gelesen: Kurze, klare Anweisungen sollen bei Trotzanfällen ja wahre Wunder bewirken.
Naja. Bei meinen Kindern nicht.
Der Großen ignoriert mich und tut so, als würde er nicht zu mir gehören
(und so, wie er sich da gerade auf dem Boden rumwälzt, wünschte ich heute fast, es wäre so).

In diesem Moment erlöst mich das Schicksal. Genauer gesagt: Die Uhrzeit.
Denn plötzlich verstummen alle Motoren, alle Fahrzeuge halten inne, und die Arbeiter legen ihre Werkzeuge nieder und stapfen Richtung Bauwagen.

Meiner ersten Verblüffung folgt die Erkenntnis:
Hey! Es ist 16:00 Uhr und die Bauarbeiter gehen in ihren wohlverdienten Feierabend. Heissa !
- Da endlich lassen sich auch meine beiden Kinder problemlos zum Gehen motivieren.

Vor der Haustür treffe ich meine Nachbarin Sabine.
Die Mutter von Hanna und Mareike.

Sie sieht irgendwie ziemlich mitgenommen aus, finde ich.
Hat so eine ungewöhnlich rote Nase und die Augen glänzen beinahe fiebrig.
"Was ist denn mit Dir passiert ?" erkundige ich mich besorgt.

"Ach, frag nicht !", winkt sie ab, " Weißt Du was ? Du kannst echt froh sein, dass Du Mutter von zwei Jungen bist ! Da musst Du wenigstens nicht stundenlang neben der Eisbahn stehen und dabei zusehen, wie Deine beiden kleinen Mädchen Schlittschuh laufen lernen..... !" sprach`s, und verschwindet naseschnaubend in ihrem Haus.

Ich hätte ja zu gerne etwas erwidert.
Aber wer kann schon sprechen, wenn er von einem Hustenanfall geschüttelt wird ?

Feline am 04.02.07

wunderschöne Stiefmutterlinie

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