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Mein Freund, der Baum, ist tot

Trauerweiden mochte ich schon immer. So ganz richtig gepackt hat es mich aber, als wir auf unseren Reisen quer durch Frankreich, all die wunderschönen, alten, riesigen Bäume sahen. Auf vielen Campingplätzen wuchern sie fast. Ihre bis zum Boden herabhängenden Äste bilden Gartenlauben, unter denen man im Schatten sitzen kann. Den Kindern dienen sie zum Spiel, den Liebenden zum schmusen.
So eine Weide wollte ich haben.
Als wir vor etwa zwanzig Jahren dieses Grundstück mit Fast-Ruine kauften, bat ich den Vorbesitzer, mir doch bitte neben dem Haus auf dem kleinen, unnützen, etwas erhöhten Wiesenstück eine Trauerweide zu setzen, aus einem Steckling, der anfällt, wenn er die seine zurückschneidet.
Als wir im darauf folgenden Jahr wieder kamen, stellten wir fest, dass sieben Weiden gepflanzt waren.Im Kreis angeordnet rund um das Wiesenstückchen. Luis hatte es gut gemeint. Nun mussten wir also alle sieben ausgraben. Zwei davon pflanzten wir mit verschlungenen Wurzeln in die Mitte der kleinen Wiese, die restlichen fünf Bäumchen verschenkte ich.

Wenn man die Landkarte anschaut, müsste einem eigentlich auffalllen, dass dieser in den Atlantik ragende Klotz, die Iberische Halbinsel, aus hartem Fels sein muss. Aber, wer denkt schon, wenn er ganz verzaubert ist von der Aussicht, zehn Meter neben dem Haus eine lebende Gartenlaube zu haben.

Und nun stirbt uns die Weide. Klar, das Haus wurde genau in dieser Ecke der Finca gebaut, wo die Felsen herauskommen. Fundamente wurden damals nicht erstellt, man baute, Jahr für Jahr, Steinmauern auf. Ungefähr im rechten Winkel, so zwischen 85 und 95 Grad, ungefähr im Lot, unten etwas dicker, oben etwas weniger dick. Mal ein wenig mehr nach innen geneigt, dann korrigiert, etwas mehr nach aussen. Aber das Haus stand und steht. Als wir dann viele Jahre später mit dem Schaufelbagger das Grundstück zwischen dem Nachbarhaus und unserem reinigen liessen, sahen wir, dass allenthalben Felsen aus dem Boden gucken. Das kleine Wiesenstück bildet heute ein Gärtchen, es ist etwa einen Meter erhöht, die Zufahrt führt daran vorbei. Wie sollten wir wissen, dass dort beim damaligen Hausbau der anfallende Bauschutt und die abgetragene Erde deponiert wurden?

Galicien ist feucht, ein Traumland für Trauerweiden. Bis auf das kleine Gärtchen neben unserem Haus. Es bleibt uns ein Foto aus grünen Zeiten, als ich die herabhängenden Äste noch auf Augenhöhe mit der Heckenschere abschnitt. Damals, als unsere Touristen unter der Weide sitzen konnten und lesen oder schwatzen, essen und Siesta halten.

Mein Baum ist tot. Der dickere Stamm hat einen Durchmesser von sechzig Zentimetern, der dünnere auch noch etwa vierzig. Von weit her sieht man die Weide. Leider erkennt man sie nun daran, dass sie beinahe kahl ist. Das E-Werk ist benachrichtigt, man wird die Leitungen für einen oder zwei Tage umhängen, damit wir tun können, was wir tun müssen. Schon graut mir vor dem Geräusch der Motorsäge, dem Geräusch des fallenden Baumes und der brechenden Äste.

Lange dachten wir darüber nach, was wir nun pflanzen sollten. Sogar im Gartenforum habe ich mich gemeldet. Die Lösung heisst Robinie.

Fügung? Zufall?
Mein Bäumchen lebt! Unten, an der Ría, neben den Bienenstöcken, haben wir vor einigen Jahren eine Robinie gepflanzt. Freunde aus Frankreich (woher denn sonst) haben sie uns mitgebracht. Und neben dieser Robinie wachsen zwei neue, kleine Robinchen, Austriebe aus den Wurzeln. Bald schon, in fünf oder zehn Jahren, werden wir neben dem Haus wieder einen Baum haben, der dazu einlädt, sich darunter zu setzen. So lange kann man doch wirklich warten. Und ich freue mich schon auf den wundervollen Duft im Frühjahr, wenn die Robinie blüht.

Verena am 12.09.03


wunderschöne Stiefmutterlinie

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