Suche!
Impressum
Datenschutz

home - zum Eingang
zum Club - tritt ein
zur Forenübersicht
zum Chat

Kleinanzeigen
Eltern
Rezepte
Handarbeiten
Küchentipps
Haushaltstipps
Körperpflege
Heirat
Liebe
Diät
Buchtipps
Schreibstube

-Weiberecke
-Hausfrauenreport
--Neues von der Hausfrau
-Männerecke
-Wühltisch
-Umfragen

Hausfrauenseite -> Weiberecke -> Alltag in Deutschland

 

Link zur Schreibstube

Alltag in Deutschland?! - die Fortsetzung

Also - ich bin diesem Angebot für Fortbildung durch das Arbeitsamt selbstverständlich nachgekommen! Wer so nett gebeten wird, dem kann man doch nichts abschlagen, oder? Außerdem - ich hatte ja eh nichts besseres vor und ... eine Woche "Arbeit" für einen ganzen Monat Geld?
Ein fairer Deal, wie ich finde. Schlaues Kind, das ich ja hoffentlich doch bin, habe ich mir natürlich einen Tag vorher schon mal genau die Örtlichkeiten angesehen. Wenn man sich um Punkt 08.00 h irgendwo einfinden soll, ist es doch erheblich stressbefreiend, wenn man im Vorfeld schon Antworten auf die Fragen "wo lasse ich das Auto" , "wo ist der Eingang" und ... "welche Straße ist es genau" ...weiß.
Tja, warum auch immer, aber - als ich mich sozusagen auf die letzte Naht morgens dort einfand, stand eine größere Ansammlung von Leuten vor der - vermeintlichen - Eingangstür und nur der Seiteneingang stand offen.
Nun dachte ich - zumindest im ersten Moment - dass meine "neuen Kollegen" vielleicht noch zu Ende rauchen wollten und dann kommen würden.
Sie hatten von ihrem Platz aus einen Blick in den Seminarraum - aber ... es war wirklich noch keiner drinnen. Nun, ich dachte mir, ich mache mal den Anfang, insbesondere, da es schon mehr als Punkt 08.00 h war. Der Referent guckte mich erleichtert-begeistert und auch ein bisschen dankbar an und begrüßt mich mit einem "ich dachte schon, es kommt niemand mehr. Ich verstehe das gar nicht ... das ist noch nie so gewesen."
Ich war - zugegebenermaßen - verwirrt. Denn ... auch er konnte diese kleine Ansammlung von Menschenbeinen sehen (der Seminarraum befindet sich im "Halb-Souterrain"), die direkt vor der vermeintlichen Eingangstür stehen.
Nun möchte ich wirklich nicht behaupten, dass ich Deutschlands Schlaueste bin und morgens immer eine Tüte Logik frühstücke, aber ... dieser Zusammenhang erschien mir relativ glasklar, aber - ich war gern bereit mein Halbwissen mit ihm zu teilen.
Auf meinen Hinweis "ich würde sagen, die warten dort vor der Tür und wundern sich, warum niemand aufmacht" nahm die Dankbarkeit im Blick, die durch mein Erscheinen dort war, stark zu ...
"Meinen Sie? Aber - warum kommen die nicht durch die andere Tür??"
Mir fiel nur ein ... "Nun, ein Schild mit "Eingang um die Ecke" hätte sicherlich enorm geholfen" ein. Denn, ganz einleuchtend war es mir selbst nicht, warum man - bei einem hell erleuchteten Raum und einem einsamen Referenten - nicht mal die Fährte nach einem weiteren Eingang aufnimmt.

Stellt euch vor - nach kurzer Zeit saßen wir alle glücklich vereint am Tisch. Zu meinem Kummer war die Küche, die sich direkt neben dem Seminarraum befand, dunkel, obwohl mit Kaffeemaschinen und Wasserkocher ausgestattet ....
Aber - dazu gleich mehr. Unser Referent begann mit dem Durchzählen. Und - alle Dankbarkeit und Freude war dahin und wichen einer tiefen Bestürzung!
Es fehlten sage und schreibe 11 "Seminarteilnehmer". Und das, obwohl unser neuer Arbeitgeber in der Einladung angekündigt hatte, dass ein Nicht-Erscheinen drei Wochen Geld-Sperre nach sich ziehen würde.
Ich gebe ehrlich zu, mich hat nicht die Begeisterung und das Interesse morgens zu früher Stunde aus dem Bett getrieben. Aber ... wegen dieser fünf Tage auf drei Wochen Arbeitslosengeld verzichten???
Das finde ich bis heute stark übertrieben. Selbst wenn ich - nach meinen vorangegangen Erfahrungen mit dem Arbeitsamt und dessen durchdachter Organisationsstrategie - meine Zweifel habe, dass wirklich alle noch arbeitslos waren, die nicht erschienen sind.
Vielleicht hatte der ein oder andere bereits einen neuen Job angetreten und man hat aufgrund von Überlastung versäumt den Bildungsträger (dessen Namen ich hier nicht erwähnen möchte ... dessen Marketingleiter ich aber gern mal kennen lernen würde. Genialer Schachzug, diese "IOS - Informations- und Orientierungsseminare" für das Arbeitsamt an Land zu ziehen. Lob und Anerkennung!!) darüber zu informieren.

So, nach dieser Verwirrung sollte es dann losgehen.
Wir stellten uns kurz einzeln vor, wer wir sind, was wir gemacht haben und ... wie lange wir schon für diese neue "Firma" beschäftigt sind.
Schnell stellte sich heraus: ich war die einzige aus dem eher "feindlichen" Lager, der Chefetage. Auch wenn ich nicht selber Chef gewesen bin, war ich immerhin doch eine von denen, die auch was "damit" zu tun hat. Aber, diese erste Antipathie konnte ich dann später doch noch bekämpfen ... Nun kenne ich das eigentlich immer so, dass sich - eigentlich bevor sich die Teilnehmer vorstellen, auch um einen kleinen "Leitfaden" für die etwas Unerfahreneren zu geben - der Referent als erstes vorstellt. Gut, durch die leichte Verwirrung kann man ja mal ein Auge zudrücken. Leider wollte er sich aber dem Anschein nach gar nicht vorstellen.
Ein einsames, halb herunterhängendes Namensschild ließ vermuten, wer er ist. Aber, das wird jetzt niemanden überraschen, ich bin ein sehr kommunikativer Mensch und weiß eben auch gern, mit dem ich es zu tun habe.
Also unterbrach ich ihn mitten in seinen Ausführungen, was wir diese Woche alles tolles lernen würden und fragte, ob ich davon ausgehen könne, dass er derjenige sei, dessen Namensschild dort baumeln würde. Erstes Grinsen auf den Gesichtern meiner Kollegen - anscheinend hatten sich das alle gefragt, aber niemand mochte es laut aussprechen.
Tja - unser Referent war ... peinlich berührt und wollte den Fehler wieder gut machen ("ich gehe regelmäßig auf Rhetorik-Seminare, ich verstehe gar nicht, wie mir das passieren konnte" ... nun - wenn DAS (und weitere Begebenheiten) das Ergebnis seiner Rhetorik-Seminare war, dann würde ich mein Geld zurückfordern an seiner Stelle ...).
Endlich sollte unsere Fortbildung beginnen. Wenn da nicht meinerseits noch das Problem mit der Kaffee-Küche und den mangelnden Getränken bestanden hätte. Immerhin, ich war die einzige, die überhaupt etwas zu trinken mit hatte (die kluge Frau baut vor ...), aber ... ich finde, so ein kleines Getränk lockert den Start und die Runde immer ungemein auf, oder?
Okay, ich wurde also zum Wiederholungstäter mit den Unterbrechungen und dann konnten wir wirklich anfangen. Meine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich - 3 Tage lang sollten wir uns mit der Frage "wie schreibe ich eine Bewerbung, was schreibe ich in eine Bewerbung usw." beschäftigen. Inklusive eines Kurses, wo "immer 2 Leute" mal an einem Computer ein bisschen probieren dürfen. *uaaaahhh*
Das war genau DAS, was ich mir schon immer gewünscht hatte. Immerhin, die Nummer mit dem Computer fanden drei weitere meiner Kollegen genauso blöd, dafür hatten wir aber vier Kollegen, die weder an so einem Ding gesessen hatten geschweige denn einen eigenen Zuhause gehabt hätten.
Im Übrigen - unsere Berufsgruppe hieß "kaufmännisch" - darunter fallen auch Einzelhandelskaufleute, Lagerarbeiter und LKW-Fahrer .... hervorragende Mischung.
Wobei ich damit keine Wertung abgegeben möchte, ich kann nämlich weder einen LKW noch einen Gabelstapler fahren und bedienen, ebenso wenig kenne ich mich mit Registrierkassen oder Lebensmittel aus, aber ... wenn eine 50-jährige Käseverkäuferin im gleichen Fortbildungskurs für Bewerbungsunterlagen sitzt wie eine 35-jährige Geschäftsleitungs-Assistentin ... dann kann es auch gern mal zu Hemmungen kommen, die Fragen zu stellen, die einen wirklich bewegen!!

Um euch weitere Einzelheiten zu ersparen:
Nachdem ich den Schock überwunden hatte, dass man mich gleich zu Beginn über Sozialhilfe aufklärt, ab wann und wo ich die beantragen muss - den einen Job suchen ist ja so gut wie aussichtslos, war der Kurs an sich ist wirklich ein Gewinn für die Arbeitssuchenden.
So eine Art "Outplacement-Training für lau", eine hervorragende Sache. Für mich absolut unnötig (es war dafür ja auch nicht individuell genug), denn ich fand meine Vorgehensweise in Sachen Bewerbung durch die Bank bestätigt, dafür war ich eine wirklich große Hilfe für viele andere.
Denn a) habe ich mich getraut ständig zu unterbrechen, Fragen zu stellen, die sich sonst niemand zu stellen traute (oder auf die vielleicht auch nicht unbedingt jemand gekommen wäre)
b) konnte ich der ein oder anderen Kollegen hilfreich zur Seite stehen und ...
c) konnte ich dem Referenten die ein oder andere arbeitsrechtliche oder praxisnahe Auskunft aus einem Kündigungs- oder Bewerberauswahlverfahren geben.
Und - ich konnte nach unserem wirklich hochprofessionellen Computer-Training noch mal ein kleines Handbuch für den Umgang mit dem Computer und den wichtigsten Internet-Adressen für Arbeitssuchende zusammenstellen. Denn, daran hatte von Referenten-Seite leider niemand gedacht.
Und, könntet ihr euch vorstellen, wenn ihr noch niemals am PC gearbeitet hättet und dann das erste Mal so ein paar Stunden an so einem Ding sitzt, mit Hilfe daneben, dass ihr danach fröhlich pfeifend ins nächste Internet-Café geht, um dort mal kurz ein bisschen zu surfen???? Also, ich nicht!
Und, dementsprechend frustriert waren meine Mitstreiter, die sonst noch niemals Berührung mit der Materie Computer + Internet hatten. Deshalb hatte ich mich dann abends noch mal geschwind hingesetzt und so etwas gebastelt. Hey - wenn das nicht nützlich war!!! Ich verstehe wirklich nicht, warum der betreffende Referent so was nicht da hatte. Schließlich läuft dieses Seminar gute 40 Wochen im Jahr, jede Woche von vorn!
Immerhin habe ich darüber hinaus auch für mich einige sehr interessante Informationen gewinnen können über die Situation als Arbeitslose (und spätere Sozialhilfeempfängerin) und das Beste war: diese als "Vollzeit-Maßnahme" titulierte Veranstaltung ging täglich von 08.00 - 14.30 h mit großzügig bemessenen Pausen. Für jemanden wie mich, die ich vorher manchmal auch gern 50-Std.++ die Woche gearbeitet hat, war das wirklich ein Lachschlager. Dafür hätte ich es im Leben nicht hingenommen, drei Wochen kein Geld zu bekommen.
Diese Maßnahme trägt im Übrigen dazu bei, dass das eigene Bewerberprofil im "AIS" auf der Homepage des Arbeitsamtes annähernd so erscheint, wie man es selbst möchte. Und vor allem versetzt es viele Arbeitssuchende in die Lage sich deutlich besser zu bewerben, als es vielleicht jemand tun würde, der seit 15 Jahren mitten im Job steht und dann den Wunsch nach Veränderung hat. So jemand ist nämlich nicht unbedingt auf Up-to-date was die Anforderungen an eine professionelle Bewerbermappe angeht. Für den Ansatz dieses "IOS" sollte man das Arbeitsamt also wirklich loben, aber - vielleicht sollten sie die dafür aufgewendeten Gelder etwas gezielter einsetzen???!!
Also - Seminare, in denen es eben nur um Rechte und Pflichten geht, für qualifizierte, kaufmännische Bewerber und Seminare mit angeschlossenem Bewerbertraining. Das würde der Steuerkasse doch erhebliche Entlastung bringen. Leider ist nämlich jetzt die Rede davon, dieses Seminar aus Geldmangel ganz und gar einzustampfen.
Wirklich schade, wie ich finde!

Eine beeindruckende Information möchte ich euch allen nicht vorenthalten.
Wir haben u.a. ein paar vergleichende Zahlen für Arbeitslosengelder in Europa bekommen.
Wir Deutschen haben wirklich riesiges Glück gehabt ... z.B. in Italien gibt es nur EUR 7,00 pro Tag. Zugegeben, das Wetter ist dort meistens besser, aber ... unter der Brücke möchte ich auch bei gutem Wetter nicht leben.
Was kann man noch tun, wenn man pro Monat nur EUR 217,00 Arbeitslosengeld bekommt???

Und - ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, dass ich mittlerweile vom Arbeitsamt sogar ein Jobangebot unterbreitet bekommen habe. Genau Heiligabend traf die Post ein. Was genau daraus wird - und ob die Position wirklich das ist, was ich suche, konnte ich leider bis heute noch nicht in Erfahrung bringen ... die Weihnachtsferien all überall in den Firmen. Aber, darüber hinaus gibt es auch von anderer Seite Licht am Horizont, sodass ich hoffentlich demnächst schon wieder für eine andere Firma tätig bin!

In diesem Sinne wünsche ich auch all meinen anderen derzeitigen "Kollegen" viel Glück im neuen Jahr bei der "Job-Jagd" ... was habt ihr bisher für Erfahrungen sammeln können??
Und ... wie war euer Seminar???

Viele herzliche Grüße von
Steffi am 06.01.03

wunderschöne Stiefmutterlinie

Hausfrauenseite