Rollentausch
Hmmm....nein, ich habe mich nicht verlaufen.
Ein Mann in der Weiberecke.
nix da - wozu habe ich die Männerecke gebaut? Anm. die Red.
Jawoll. Klar, es gibt hier auch eine Männerecke ...
genau! Anm. die Red. aber was soll ich da?
Bin ja kein richtiger Mann mehr. Sagen zumindest die anderen alle.
Und eine Frau bin ich auch nicht, was die Sache kompliziert macht.
Transsexuell? Nööö, kein Schimmer.
Aber ich sollte am Anfang beginnen. Am Anfang war die Idee. Ich lebe mit
einer lesbischen Frau und ihren beiden Kindern in einer Art Wohngemeinschaft
mit Familienanschluß. Im Grunde fast eine klassische Beziehungskiste...ich
ging arbeiten und sie war zu Hause.
Eines abends kamen wir bei einem unserer Endlosgespräche auf die idee, sie
könne ja arbeiten gehen, sich entfalten und den patriachalen Ballast abwerfen
und ich würde den haushalt machen. Durch den lesbischen Feminismus, der mich
umgab und umgibt durch diese Konstellation war ich ohnehin für die
patriachale welt unbrauchbar geworden und so fassten wir den Entschluß.
Rollentausch.
Nein, Nein, es kommt jetzt keine witzige Abhandlung über Hausmänner, die in
ihrem grenzenlosen Dilletantismus und maskuliner Naivität
Haushaltskatastrophen erleben. Sie schulte um und ich stieg zu 100% in den
Haushalt ein. Da ich schon in meiner Ehe mich nie drückte wenn es um die
Erledigung von Aufgaben im Haushalt ging, hatte ich das nötige Knoff-Hoff um
die Aufgaben zu bewältigen.
Die Nachbarn: " Hmmm, neee das ist doch nix für einen richtigen Mann"
Die Freunde: " Hihihihihihi, dann musst Du aber auch Strapse tragen"
Die feministischen Freundinnen: " So ist es recht. Nieder mit dem Patriachat"
Die Zitatensammlung ließe sich fortsetzen. Der Rollentausch war gar keiner.
Die Mütter im Kindergarten fragten sich, ob ich wohl nichts besseres zu tun
hätte. Die Verkäuferin des EDEKA-Marktes mutmasste über Krankheit oder
Arbeitslosigkeit.
Wo die anderen Hausfrauen stets in Gruppen beieinander standen und über
Hausfrauliche Sorgen redeten, wurde mir Integration verwehrt. Beim
Kaffeetrinken im Kindergarten ( Mütterfrühstück ) als bunter Hund dabei..."
Liebe Mütter, heute haben wir uns wieder zu unserem Frühstück getroffen...."
Missbilligende Blicke auf dem Kinderspielplatz "Na, wenn das nicht so ein
Phädophiler ist"
Ich lese immer wieder in allen möglichen Medien über den Wandel der
Gesellschaft. Männer sollen sich mehr in der Familie einbringen.
Erziehungsurlaub für Männer.
Der emanzipierte Mann etc.
Und ich hörte und
höre tausendfach das Klagen der Hausfrauen. Der Haushalt ist Arbeit. Schwere
und vielschichtige Arbeit. 24 Stunden-Job. Es gibt kaum Anerkennung und keine
Bezahlung. Und wenn der Kerl von der Arbei kommt, dann nimmt er es als
selbstverständlich hin. Er sieht nicht mal was frau so alles geleistet hat
und schaufelt sein Essen in sich hinein. Und dabei erzählt er nur von sich
und seinem tollen Job, bevor er sich zur Couch begibt und die Füße hochlegt.
Und die Hausfrau bekommt die Krise, weil ihr einzigstes Highlight des Tages
war, dass sie heute tatsächlich alle Socken nach dem Waschen wieder komplett
hatte.
Dieselben Frauen die zu recht diese Umstände anmahnen, sind es allerdings
auch, die mich fragen " ob ich nichts besseres zu tun hätte". Hey, ich bin
Hausmann, ich erlebe das Selbe jeden Tag.
Nein, das ist nicht vergleichbar scheinbar.
Also bin ich schon mal ganz sicher keine frau....keine Hausfrau im Sinne der
Berufsdefinition eben weil ich ein Mann bin.
Hausmann sein heißt auch, Mütterlichkeit zu entwickeln. Fürsorge, Betreuung,
Erziehung und dergleichen gehören zum Alltagsgeschäft.- Das ist nichts was
man/frau lernen kann, es ist eine Empfindung die man/frau mitbringen muss, um
am Beruf Hausfrau/mann Freude zu haben. Aber es sind durchweg feminine
Eigenschaften, so will es die Gesellschaft.
Die Gesellschaft definiert auch den Mann anders. Männer sind stark,
patriachal, egoistisch, karrieregeil und Jäger und Sammler. Sie sind Machos
oder Manager, stark behaarte, wilde Lover oder Handwerker, sie arbeiten,
schaffen das Geld herbei und beschützen ihre Familien. Sie gehen kegeln,
schauen Fußball und pinkeln im Stehen. Sie interessieren sich nicht für
Feminismus und sie sind das starke, dominierende Geschlecht.
Pfffffffff....und ich bringe die Kartoffelschalen schürzenbewehrt zum
Komposthaufen und schaue Soap-operas, während ich die Wäsche zusammenlege.
Nein, ein Mann bin ich auch nicht.
Aber bevor ich mein Elaborat hier in die Männerecke hänge, stelle ich es
lieber in die Frauenecke...die erkennen wenigstens an, dass ich im sitzen
pinkle!
Bernhard am 13.06.01