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EXTRABLATT
Feuermachen
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Als d i e Carola mich fragte, ob ich was in ihre Männerecke schreiben wolle, war ich natürlich sehr interessiert. Aber andererseits fragte ich mich: was schreibt man in einer Männerecke auf einer Frauenseite? Und vor allem für wen schreibt man da was? Natürlich erst mal für sich selber. Aber das reicht ja nicht. Also für wen noch? Für Carola? Da könnte ich ihr gleich einen Brief schreiben. Was ich ja auch schon gemacht habe. Wen will oder kann ich nun aber wirklich ansprechen wenn ich in einer Männerecke einer Frauenseite etwas Geschriebenes hinterlasse?

Männer? Welche Männer lesen Frauenseiten? Diese schlaffen Typen ohne Kontur, die sich anbiedern und auf diese Weise glauben eine Chance zu bekommen nicht geköpft zu werden von überzeugten FRAUEN? Sie sammeln Informationen über das Objekt, bei dem sie sich einschmeicheln wollen. Denn nichts schmeichelt mehr als Verständnis. Nein für die will ich eigentlich nicht schreiben. Die schreiben ja selber soviel. Und ich will ja nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Sonst glaubt noch jemand, ich wäre selber so einer.

Frauen? Welche Frauen lesen in den Männerecken von Frauenseiten? Frauen von Männern, die hier was geschriebenes hinterlassen haben? Die stolz sind darauf, so einen Mann zu haben, der sowas schönes schreibt, und es vielleicht sogar der Freundin zeigen und sagen "kuck mal was mein ... hier geschrieben hat, ist er nicht süß?" Oder sind es die lustigen Frauen, die sich immer wieder daran erfreuen, wenn Männer sich an Frauenthemen vergreifen und kläglich daran scheitern? Ist es Komik, die hier zählt und erwartet wird oder gibt es doch Leute die hier in der Männerecke einer Frauenseite eine Auseinandersetzung mit einer Sache zu finden hoffen. Sind die Hausfrauenseiten überhaupt Frauenseiten? Vielleicht habe ich ja einfach was übersehen. Wie es mir schon oft passiert ist. Bringt es dieses Unterscheidungskriterium Männer Frauen überhaupt, wenn es um potentielle Leser geht?

Gut, ich mach mir also keine Gedanken darüber, ob ich überhaupt jemanden und wenn ja, wen ich mit dem hier Geschriebenen anspreche. Ich kann es noch nicht wissen und wahrscheinlich werde ich es auch nie wissen. Das Feedback ist ja einer der großen Schwachpunkte hier in diesem Netz. Grüße und tolle Sprüche bekommt man in Massen, aber Zeit zum richtigen lesen und antworten nehmen sich nur wenige. Ich ja auch recht selten.

Und so wird die zweite Frage noch schwieriger: Was schreibe ich?

Carola sagt: ich müßte nicht unbedingt was über Frauenthemen schreiben, was schon wieder eine neue Frage aufwirft: Was sind eigentlich Frauenthemen? Schwangerschaft, Geburt, Kinder, das sind Themen, die ich hier gefunden habe in der Männerecke. Sind das Frauenthemen oder sind das Männerthemen? Wenn es keine Männerthemen wären, dann würden die Männer hier doch sicher nicht über sowas schreiben. Welcher Mann schreibt schon gern was zu Frauenthemen? Außer einem Frauenarzt vielleicht.

Aber wenn ich ehrlich bin muß ich zugeben: Schwangerschaft Geburt und Kindererziehung interessieren mich eigentlich nicht so sehr, daß ich jetzt unbedingt etwas darüber schreiben wollte. Aber andere Themen von denen ich glaube, die müssten jetzt unbedingt in die Männerecke einer Frauenseite, fallen mir gerade auch nicht ein. Astrologie? Blödsinn! Autofahren? Darüber hab ich schon zu viel geschrieben. Reisen? Darüber können alle anderen mehr erzählen als ich. Ein Gedicht? Oh Gott, wenn es einen Platz gibt an dem ein Mann kein Gedicht veröffentlichen sollte, dann ist es die Männerecke einer Frauenseite. Außer natürlich er legt es nur darauf an, eine zu finden, also eine Frau, dann könnte ich das wieder verstehen. Andrerseits bin ich natürlich auch Mitglied der SPASSWELLE und da müsste man mir so ein kleines lustiges Gedicht in der Männerecke einer Frauenseite schon nachsehen. Aber ich lasse es lieber. Irgendwie ist es heute schon zu herbstlich draußen für ein lustiges Gedicht.

Jetzt bin ich natürlich ziemlich ratlos. So sehr ich mich darüber freue, daß Carola mich eingeladen hat, hier was hinzuschreiben, so schwer fällt es mir.

Meine Leidenschaft ist seit Jahren eigentlich die Wärmepumpe. Ich komme ja aus dem Heizungsbau, auch wenn ich jetzt als Bleistiftspitzer in einem größeren deutschen Elektrokonzern die helle Zeit des Tages verbringe. Heizen ist ein Thema, über das ich etwas schreiben könnte. Romane. Aber wen interessiert das schon. Alle wollen es angenehm haben, wollen nicht frieren und nicht schwitzen, es soll nicht stinken und das Blut soll locker zirkulieren, aber wo die richtige Wärme herkommt, wen interessiert das. Manchmal bin ich fast ein wenig traurig darüber, wie wenig das Herzstück unseres Eigenheims gewürdigt wird, die Heizanlage. Ich bin oft im Keller um hier und da nach dem Rechten zu sehen. Läuft alles ruhig, ist alles in Ordnung, ist alles da, wo es hingehört? Meistens ist es ja so, daß man leicht eine Sache daran hindern kann, aus den Ruder zu laufen, wenn man ihr die notwendige Aufmerksamkeit zukommen läßt.

War es nicht schon immer so, daß der Mann für das Heizen zuständig ist? Das Feuer, macht das nicht der Mann? Ich hab irgendwann mal gelesen, daß Sigmund Freud also der Mann, der den Kanaldeckel des Unterbewußten entdeck(el)t hat, oder einer seiner treuen Schüler, gemeint hätte, daß die Auflehnung der Söhne gegen den Vater sich auch darin manifestiere, daß die Jungs heimlich auf sein Feuer pissen und es damit zu löschen versuchen. Ich weiß nicht wieviele Söhne so ein Vater haben muß, damit die im endlich das Feuer auspissen können, aber es zeigt doch, daß Mann und Feuer zusammengehören. Woher kämen sonst die vielen Freiwilligen bei der freiwilligen Feuerwehr? Die Freiwillige Feuerwehr hat erheblich weniger Probleme mit dem Nachwuchs als z.B. die heilige katholische Kirche.

Ja, natürlich hab ich auch gelesen, daß ja eigentlich in früheren Zeiten die Frau für das Feuer zuständig war. Der Mann war ja bekanntlich auf der Jagd, mit seinen Freunden, wärend die Frau und ihre Freundinnen zusammen mit den Kindern zuhause blieben und unter anderem das Feuer bewachten bzw. darauf Nahrung zubereiteten oder darin Gefäße brannten. Aber trotzdem glaube ich hat es der Mann angezündet, das Feuer, z.B. mit diesen beiden Hölzern, einem harten Drehstöckchen und einem weicheren Lochholz. Und wenn der Frau zuhause mal das Feuer ausging, dann hat sie die Kinder in den Wald geschickt, den Mann heimzuholen zum Feueranmachen. Der kam dann natürlich nicht, weil er gerade einen Bären erlegen mußte, und so mußte die Frau es selber versuchen. Was natürlich nicht auf Anhieb klappte, so wie beim Mann eben auch nicht das erste Mal.

Und sicher war es auch ganz ganz ganz anders damals. Der Mann war viel zu faul um auf die Jagd zu gehen, und er ging nur mit, weil er nicht auffallen wollte. Eigentlich hätte er viel lieber gekocht oder das Feuer gehütet, aber die Frauen ließen ihn nicht, und die anderen Männer auch nicht. Trotzdem blieb er zuhause, und dafür ging seine Frau jagen. Wichtig war schon damals, wie heute auch, daß niemand darüber sprach. Im Prinzip waren die Jagdgesellschaften geschlechtermäßig in einer Weise durchmischt, die mancher heutigen Quote sehr gut tun würde. Die waren ja auch nicht blöd damals. Warum soll einer gezwungen werden zu jagen, wenn ihm der Sinn mehr nach Höhlenmalerei steht. Und warum soll jemand nur weil er eine Frau ist, zuhause bleiben müssen und das Essen versauen, anstatt Bären mit einem Stoß zu erlegen, wenn er das besser kann. Wir verlangen ja auch von einem katholischen Priester nicht, daß er im Zölibat lebt, wenn ihm der Sinn nicht danach steht. Es ist ja immer nur wichtig, daß der Schein gewahrt bleibt. Der ist es ja, der uns die Sicherheit gibt, die wir so nötig brauchen im täglichen Leben.

Und da wären wir wieder beim Feuermachen angelangt. Der erste Schein, den wir selbst produzierten war der des Lagerfeuers. Da war viel Flackern und Wärme und Nähe notwendig damit überhaupt irgendwas beleuchtet werden konnte oder eben ein Schein entstehen.

Und jetzt haben wir das Internet. Das riecht nicht, das wärmt nicht und alles, auch das vermeintlich Nahe ist gleichweit weg. Es scheint n u r Schein zu sein. Insofern hat sich diese Fragerei am Anfang dieses Textes auch erledigt. Es ist ja eigentlich egal, wer hier für wen was schreibt wie man sieht, weil es ja nichts von alledem wirklich gibt. Und wenn ich es genau bedenke, ist ja die moderene Heiztechnik auch eine Weiterführung des Lagerfeuergedankens in Richtung Internet. Gerade in den letzten Jahren hat die energiesparende Niedrigtemperaturtechnik rasante Fortschritte gemacht. Das, was ich mit meiner geliebten Heizanlage produziere ist eigentlich nur LAUWÄRME.

Ludwig Reichenwallner
Regensburg, 11. Oktober 1997

seine derzeitige Webseite (2001) Murs


© LURE 1997

 

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