Gedankenstrich Es war einmal vor langer Zeit ein Tausendfüßler fast soweit, dass er- man glaubt es kaum- hinaus wollt' in den Weltenraum. Am Faden der Gedanken sah man ihn mutig schwanken. Doch tausend Füße sind nicht viel im Hinblick auf das ferne Ziel. Als er nun so, irgendwie nirgendwo, mal eine Pause machte und darüber nachdachte, da wurde ihm erleichtert klar, das ist ja alles gar nicht wahr! Wer hier so kraxelt bin nicht ich. Das ist nur ein Gedankenstrich. © '98 F. Lang Geteilter Schmerz Es litt einmal ein Regenwurm recht große Qual bei einem Sturm. Ganz festgeklemmt von einem Stein und sehr gehemmt in seinem Sein. Er sucht' sein Heil und hälftet sich, bis jedes Teil von dannen schlich. Geteilter Schmerz verdoppelt sich, berührt mein Herz, und trifft auch mich! © '98 F. Lang Einerlei Ich sitz so da und denk' nicht an und auch nichts aus. Da kommt des Nachbarn Katze im Maul die kleine Maus. Ich laß sie nicht an mich heran und schneide ihr 'ne Fratze. Ich sitz' so da und denk' nicht an und auch nichts aus. Da kommt des Nachbarn Hund. Die Zunge hängt ihm weit heraus. Ich laß ihn nicht an mich heran und hab' so meinen Grund. Nun muß ich denken wie das ist, wenn einer stets den andern frißt. Mir ist so gar nicht wohl dabei. Den Dreien ist es einerlei. © '99 F. Lang Wohin? Unser Leben ist eine Treppe, deren Stufen Erfahrungen sind. Endlos, wohin sie uns führen. Zögernd nur bleibt Vertrautes zurück, doch schon zeigt sich das Neue den Mutigen. Warte doch Liebste und lass' mich Dein Leben sein. |
Unser Kätzchen Ein schwarzes Fell aus langen Haaren, die Augen hell und jung an Jahren. Ein weißer Latz als Serviette. Welch süßer Fratz in unser'm Bette! Die Augen halb geschlossen, total entspannt in Rückenlage liegt sie wie hingegossen, sogar ihr Schwanz ist eine Frage. Die Hinterbeine ausgestreckt, die vorderen geknickt. Ich frage mich, was sie bezweckt mit ihrem sanften Blick. Fast immer liegt sie faul herum und macht nach einer Weile das Mäulchen auf, den Rücken krumm. Doch alles ohne Eile. Wenn sie dann maunzend mir so um die Beine streicht, liegt es wohl nur an ihr, wann sie mein Herz erweicht. Nehm' ich sie dann auf meinen Arm, erfreu' ich mich an ihrem Charme. Ach Kätzchen, Du bist wundervoll. Der wahre Clou. Ein jeder Zoll. © '99 F. Lang Die Holzbildnerin Du bringst so manchen rohen Klotz in rechte Form. Nun ist er glatt und trotz- dem keine Norm. Du hast viel Kraft und bist doch zart und Kompromisse sind nicht Deine Art. Du setzt die Zeichen hier und dort. Kannst Viele erreichen ohne ein Wort. © '99 F. Lang Eine Liebe Eine Muschel im Sand. Fest geschlossen die Schalen. Wartend auf den, der sie findet. Ich nehme sie ganz zart in beide Hände, und trage sie dorthin, woher sie kam. Vertrauend hat sie sich nun geöffnet und ruht auf meiner Hand, die dankbar dieses Wunder hält. Wir tauchen zusammen hinab und schweben in unserer Welt. Wir steigen und lassen uns fallen im endlosen Spiel. Ganz nah' die eine dem andern. Zwei Muscheln, zwei Menschen sind eins und leben in Liebe der eine im andern. © '99 F. Lang |
© '99 F. Lang am 09.02.1999