Wer zuhause bleibt, wird ausgeschlossen
Nachdem ich gelesen habe, daß es ja anderen Müttern nicht anders geht,
ist mir aufgefallen, daß auch ich diesen bald lästig werdenden Fragen
wie Arbeitest Du schon wieder?" oder Wie lange bleibst Du denn zu
Hause?" nicht aus dem Weg gehen konnte bzw. kann. Denn auch jetzt (mein
Sohn ist 1 ½) ist dies beliebter Gesprächsstoff. Und dann bin ich froh,
sagen zu können, daß ich ja eigentlich noch im Erziehungsurlaub bin,
aber nebenbei schon ein paar Stunden arbeiten gehe. Dann bekomme ich
zustimmende und ermunternde Worte zurück. Es ist wie ein Zwang, dem man
sich unterwirft: Man hat ein Kind geboren - hat schon lange genug zu
Hause gefaulenzt - nun aber schnell zurück in die Arbeitswelt, Werte für
das Leben schaffen ...
Ich habe den Eindruck, daß wenn man sich dazu entscheidet, ganz zu Hause
zu bleiben, von der Gesellschaft ausgeschlossen wird. Naja, nicht
richtig ausgeschlossen, aber man ist eben nicht soviel wert. Man macht
ja dann nicht so was sinnvolles - nein *wert*volles - wie die
arbeitende Bevölkerung. Oder leben wir nicht in einer
Leistungsgesellschaft - wo der, der Leistung bringt, diese auch
entsprechend honoriert bekommt?
Ich muß zugeben, ein Leben, daß für mich als Herausforderung nur den
Haushalt und die Kinder bereithält, ist für mich nicht das Gelbe vom Ei.
Aber mir würde auch irgendwas anderes genügen (das heißt, es muß kein
Karriere-Volltime-Job sein - nein, der darf es gar nicht sein), was man
für sich und sein Ego tun kann (finanzielle Sicherheit mal
vorausgesetzt) und wofür es ein wenig Anerkennung von außen gibt. Ich
denke, es liegt in der Natur des Menschen, daß er nach Bestätigung sucht
und gern erfährt, daß er was zu leisten imstande ist. Außerdem brauche
ich dieses andere, um wieder Energie tanken zu können für Kind und
Kegel.
Dieser Punkt löste bei uns zu Hause eine richtige Diskussion aus, die
mir neue Erkenntnisse über meinen Mann brachten (Danke ;-) Carola): Er
ist nämlich der Meinung, daß, wenn er auf Arbeit 100% gegeben hat, seine
Energie erst mal alle ist (... und dann kommt er nach Hause). Und so,
sagt er, geht er Kompromisse ein - auf Arbeit und in der Familie: seine
100%, die er hat, muß er eben teilen.
Das sehe ich ganz anders: Ich finde, auf Arbeit holt man sich die
Energie für zu Hause und umgedreht. Oder bin ich ein Workoholik?
Allerdings gibt es bestimmt auch Frauen, die mit ihrem Hausfrauenjob
(ohne anderes nebenbei) vollends zufrieden sind. Ich freue mich für
diese, denn sie können einfach so glücklich sein. Ich kann nicht
verstehen, warum sich beide Seiten - Hausfrauen und Arbeits-Frauen -
gegenseitig das Leben schwer machen sollten. Ein Maurer redet ja auch
nicht auf einen Tischler ein, daß der einen blöden Job hätte und er
nicht so leben könnte. Ich denke, solche Diskussionen sind wirklich nur
vom Neid getrieben. Oder denken Mütter, die in solchen Diskussionen
versuchen, ihre Meinung als das Non plus Ultra zu erklären, daß sie
allwissend sind und besonders gut darüber bescheid wissen, was für
andere Kinder gut ist?
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe ein Kind bekommen und damit auch einen
großen Topf voll Verantwortung (man hat ja 9 Monate Zeit, sich darüber
klar zu werden). Da das Kind seine Eltern braucht (ist ja wohl bekannt,
muß ich hier nicht erläutern), möchte ich für mein Kind da sein und
gleichzeitig natürlich nicht mein Leben aufgeben (, weil ich sonst nicht
gut genug für das Kind dasein kann - denn auch eine Mutter muß leben).
Ich habe als Mutter die Aufgabe, für das Kind zu sorgen. Und wenn ich
das selbst mal nicht kann (aus welchem Grund auch immer), dann muß ich
mich kümmern, daß es jemand anderes tut. Dabei liegt es wieder in meiner
Verantwortung, einen geeigneten jemand zu finden. Außerdem ist es für
das Kind bestimmt auch nicht entwicklungsfördernd, wenn 24 Stunden am
Tag immer nur Mutti um es rumspringt.
Wenn andere Eltern ihr Leben anders genießen können, dann sollen sie das
tun. Ich käme nicht im Entferntesten darauf, eine Diskussion mit ihnen
anzufangen, daß sie doch ihr Leben anders n gestalten sollten ...
P.S.: Die Rolle des Vaters habe ich in der ganzen Diskussion
vernachlässigt. Ich denke, damit kann man ganze andere Kapitel füllen
RB am 18.04.98
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