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Leserreaektionen und Meinungen

Hausfrauenreport

Lippenstiftlinie

vom Babyzimmer kommend ...

Hallo!
Gerade stoße ich durch Zufall (von der Babyzimmer-Seite) auf diese Homepage und lese als erstes den Hausfrauenreport, der mich sofort sehr gefesselt hat. Ich kenne diese ganzen Überlegungen, Zweifel, Entscheidungen zum Thema Erwerbsarbeit oder nicht ganz gut aus eigener Erfahrung, ich kenne auch alle geschilderten Typen von Frauen, die verschiedene Einstellungen dazu haben und auch zum Besten geben. Ich selbst bin Mutter einer kleinen Tochter (21 Monate) und erwarte im November mein zweites Kind. Seit genau einem Jahr arbeite ich in Teilzeit (2 volle Tage in der Woche) bei meinem alten Arbeitgeber, bei dem ich vorher 3 Jahre in Vollzeit beschäftigt war. Laura ist in der Zeit bei einer Tagesmutter, wir mußten nach einem halben Jahr wechseln, weil die erste in eine andere Stadt gezogen ist.
Die Arbeit im Büro macht mir nicht nur Spaß, sie hat mich wirklich aus Frust und Depression gerettet. Ich genieße ungeniert die regnerischen Nachmittage mit den Kolleginnen und "Erwachsenengespräche", adrett und krümelfrei gekleidet und denke an meine Mitmütter, die entnervt zuhause sind und die Wahl haben zwischen matschigem Spielplatz und randalierenden Kleinkindern in der Wohnung. Ich genieße aber auch, mich am Mittwochnachmittag ins "Wochenende" zu verabschieden, nervtötende Kunden und Kollegen hinter mir zu lassen und mich auf mein Kind freuen zu können. Ich genieße es auch wieder, ohne Termindruck einen Tag zuhause zu verbummeln, spontane Pläne zu machen, mich nicht stylen zu müssen.
Ich habe für mich festgestellt, daß dieses Arbeitspensum genau ausgewogen ist, nicht zuviel Streß und das Gefühl, in die tägliche Tretmühle zu gehen. Aber es bedeutet auch, nicht abgeschnitten zu sein von neuen Entwicklungen, einen Fuß in der Tür zu behalten, nicht den Anschluß zu verlieren und Abwechslung vom Alltag zu haben.
Ich weiß natürlich, daß ich großes Glück hatte und viele Dinge sich glücklich fügten. Nicht jeder Arbeitgeber ist daran interessiert, seine Mitarbeiterinnen im Erziehungsurlaub als Aushilfen zu beschäftigen. Ich habe außerdem sehr kurze Wege zur Tagesmutter und zur Arbeit (mit dem Fahrrad zu bewältigen) und das beruhigende Gefühl, jederzeit zur Stelle sein zu können, falls etwas passiert. Ich mußte nur sehr wenig Überzeugungsarbeit bei meinem Mann leisten, der mich auch gegen seine Eltern verteidigt hat. Meine Tochter hat mir von Anfang an signalisiert, daß sie eine weitere Bezugsperson gern akzeptiert (Familienmitglieder wie Omas und Tanten sind alle in weiter Entfernung) und auch durch den Kontakt mit "Tagesgeschwistern" viele neue Anregungen bekommt - auf der anderen Seite muß ich akzeptieren, daß die neue Tagesmutter Mami genannt wird, schluck.
Der Weg bis zum heutigen Zustand war allerdings lang. Es fing damit an, daß mein Chef mich praktisch drängte, wieder zur Arbeit zu kommen und meine wertvolle Erfahrung wieder der jungen Firma zukommen zu lassen. Das hat mir natürlich enorm geschmeichelt, noch dazu in einer neuen, unsicheren Lebensform mit einem Säugling; die Aussicht, wieder vertrauten Boden zu betreten und Erfolgserlebnisse zu haben war schon sehr verlockend. In zähem Ringen setzte ich meine Forderung nach 2 statt 3 Tagen pro Woche durch und begann meinen Einstieg zunächst mit Urlaubsvertretungen in verschiedenen Abteilungen, echter Hiwi-Arbeit eben. Inzwischen habe ich wieder ein eigenes Arbeitsgebiet mit eigenen Kompetenzen, ich bin geradezu stolz darauf, bewiesen zu haben, daß auch Teilzeitkräfte zuverlässig und effektiv arbeiten. Dadurch lasse ich mich natürlich prima manipulieren, als berufstätige Mutter will ich perfekt neben den Nichtmüttern dastehen. Dumme Sprüche der männlichen Kollegen prallen mittlerweile an mir ab, ich stehe einfach darüber, wenn es wieder heißt, man sollte eben doch keine (jungen) Frauen einstellen, die bleiben ja eh nie lange. Es kommt niemand auf die Idee, daß junge ehrgeizige Männer auch von heute auf morgen zu einem besseren Job wechseln oder daß ältere Herren wegen Zipperlein fehlen.
Naja, Laura war offensichtlich auch bei der Tagesmutter sehr zufrieden, wurde heiß geliebt von ihrem 5jährigen Sohn und lernte den Alltag in einer anderen Familie kennen, einschließlich anderer Ernährungsweisen und einer anderen Sprache. An manchen Tagen war sie nur schwer dazu zu bewegen, sich zu verabschieden. Aber diese Zweifel..., das endlos schlechte Gewissen, beißend, schlafraubend am Anfang. Die Skepsis, die absurde Ideen erzeugt(was, wenn sie dort geschlagen wird? wenn sie einen Unfall hat? wenn sie entführt wird?). Ich hatte förmlich das Gefühl, als Mutter versagt zu haben, weil ich es nicht schaffte, zuhause und dabei glücklich zu sein. Das hatte ich mir doch so gewünscht, ein Kind und endlich nicht mehr in Büro gehen zu müssen. Ich hatte es mir so vorgestellt, daß es mich ausfüllt und beglückt, beschäftigt und befriedigt. Daß viele Rahmenbedingungen bei mir nicht so sind wie bei anderen der scheinbar zufriedenen Vollzeitmütter, habe ich erst nachher gesehen. Wir wohnen weit weg von unseren Familien, d.h. ein fester Omatag fällt schon mal aus. Auch kein Kaffeeklatsch mit Schwester oder Kusine, die auch kleine Kinder haben. Kein Netzwerk von Müttern, mit denen man sich austauschen kann (am Anfang), das war vielleicht das schlimmste. Ein Ehemann, der unregelmäßig heim kommt, monatlich auf längere Geschäftsreisen verschwindet. Die einzigen Sozialkontakte zu den ehemaligen Kollegen. Die Erkenntnis, daß es mich nervt, jeden Tag Putzlappen und schmutziges Geschirr zu sehen und ein anspruchsvolles Baby zu versorgen (was bin ich nur für eine Mutter! wieder schlechtes Gewissen), mich eingesperrt und angekettet zu fühlen.
Aber dann die Meinung der anderen...die meisten der Krabbelgruppenmütter sind froh, "für alle Zeiten" mit ihrem Beruf fertig zu sein (am Anfang!), können nicht verstehen, wie es mich "zu dem Streß" wieder freiwillig hinzieht. Ich kann niemand klarmachen, daß es kein zusätzlicher Streß, sondern fast so was wie Hobby, Luxus ist, wieder was anderes zu machen, und auch noch Geld und Anerkennung dafür zu bekommen.Schräge, bestenfalls ungläubige Blicke allenthalben. Auch die Vorstellung, das Kind einer fremden Person anzuvertrauen, stößt auf Entsetzen, vor allem bei meiner Schwiegermutter. Sie würde Laura ja liebend gerne betreuen, wenn sie in der Nähe wäre. Gut, daß ich erst gar nicht vor die Wahl gestellt werde. Ich kann einer "fremden" Frau besser sagen, was ich von täglichem Schokoladekonsum, ihrem Erziehungsstil und anderen Dingen halte.
Alles in allem läuft es für uns sehr gut, Laura ist jetzt zweimal in der Woche mit ihrem neuen, gleichaltrigen "Tagesbruder" zusammen und schaut sich dort allerhand Unfug ab. Ich habe mein Selbstvertrauen im Beruf wiedergefunden, nachdem ich mir am Anfang nichts zugetraut haben. Mein Mann hat wieder eine ausgeglichenere, informiertere Frau und das Familienbudget freut sich auch. Mein einziges Bedauern ist, daß ich ab September diese schöne Balance wieder aufgeben muß und auf unbestimmte Zeit zuhause sein werde, obwohl mich Kommentare wie "mit zwei Kinder arbeiten zu gehen ist natürlich nicht zu schaffen" schon zum Ehrgeiz anstacheln. Aber vielleicht brauche ich es dann auch nicht mehr so sehr, vielleicht kann ich jetzt eine gewisse Zeit fulltime zuhause genießen, wenn ich weiß, es kommt irgendwann auch mal wieder was anderes. Vielleicht muß ich jetzt auch nicht mehr irgendwas anderes kompensieren, da ich mich jetzt gut eingelebt habe in der Haufrauen- und Müttergemeinde und Leute gefunden habe, mit denen ich mich gut verstehe.
Das ist jetzt aber ein langes email geworden. Falls es auf der Hausfrauenseite veröffentlicht wird, würde ich mich freuen, auch von anderen Müttern zu hören.
Chris am 12.06.99

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