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Neues vonder Hausfrau

Lippenstiftlinie

Die Füsse von David Sedaris

Quadratweiber bei einer Lesung ...
Gestern war ich für 20 Uhr mit Regina und einem weiteren Quadratweib vor der Mayerschen verabredet. Obwohl ich für meine Verhältnisse recht pünktlich war: keine Regina!
Das ist doch zwanghaft, murmelte ich, zeigte meine Eintrittskarte vor und betrat die büchrigen Hallen. Dass niemand unten auf mich warten würde, war mir eigentlich in der Sekunde schon klar, als ich auf meiner Eintrittskarte die Formulierung freie Platzwahl fand.
Das bedeutet selbstredend, daß bei einem Beginn der Lesung um 20.30 Uhr meine beiden Begleiterinnen gegen 20 Uhr schon um gute Plätze prügelten. Da kein Krankenwagen mehr in Sicht war und auch niemand Dinge wie "gegen das Schienbein, nur um mir meinen Platz abzujagen ... vor sich hinmurmelte und blutend die Buchhandlung verliess, könnte die Platzrangelei auch schon gegen 19.30 Uhr stattgefunden haben.
Als ich jedenfalls zu den Stuhlreihen kam, waren sie voll, sehr voll. Ich liess meine Blicke schweifen und zuckte betroffen zusammen. Sie hatten 3 Plätze in der allerersten Reihe erkämpft. Wir wissen ja, wer in der allerersten Reihe sitzt - Streber!
Ja, bei manchen mag der Eindruck entstanden sein, als würden Regina und ich immer und ewig Sushi essen gehen. Das wäre doch wirklich langweilig! Nein, wir machen auch sehr aufregende Dinge, wie gelegentlich ins Kino zu gehen oder wirklich revolutionär, unsere Gewohnheiten zu ändern. So findet derzeit eine leichte Verschiebung von Sushi weg zu "Italienern ohne Pizza" hin. Damit es nicht zu aufregend wird, halten wir noch an der guten alten Milchkaffee-Tradition (sie bekommt meinen Amaretto-Keks) fest.
Zuviele Veränderungen auf einen Rutsch tun nicht gut und wir sind auf diese langsame Art schon weit gekommen. Immerhin trafen wir uns anfangs Dienstags, tranken grünen Tee und strickten.
Ausserdem trafen wir uns zu dritt, wobei sich der dritte Teil durch geschmacklose Garfield-Geschenke disqualifizierte und sich schliesslich, als sie merkte, daß sie nicht recht in unseren gediegenen Kreis paßte, in Aachen einen Mann angelte, heiratete, an den Bodensee zog und 3 Kinder bekam.
Ja, so ist das, wenn man verstossen wird ...
Irgendwann, als wir überlegten, ob wir Essen oder ins Kino gehen sollten, kam uns eine neue, noch revolutionärere Idee. Wir kauften Karten für eine Terry Pratchett Lesung.
Während Regina an seinen Lippen hing und ich mir der unterschwelligen Gefahr bewusst war, sie könnte in ihrer Begeisterung so weit gehen, ihren Hüftslip auf die Bühne zu werfen, wuchs in mir das Verlangen, Herrn Pratchett mitzuteilen, daß ich ihn nur lesen würde, weil Douglas Adams etwas schreibfaul war.
Mittlerweile ist er tot - wer weiß, vielleicht sage ich ihm bei der nächsten Lesung, daß ich ihn nur lese, weil Douglas Adams tot ist und dann stelle ich die spitze Frage, was das für ein Gefühl ist, seit Jahren eifrig zu schreiben, dann kommt Adams, schreibt den Anhalter und wrrumms werden die eigenen Bücher auf ewig mit dem Anhalter verglichen (und schneiden unter ferner liefen ab).
Ich muß nur noch eine möglichst kurze, knackige Formulierung dafür finden, die ohne ths auskommt.
Nach der zweiten Terry Pratchett Lesung, bei der wir wieder erfuhren, daß er keine Leute kennt, die Platz in ihren Bücherregalen haben und auch wirklich keine Leute kennenlernen möchte, die Platz in ihren Bücherregalen haben (an dieser Stelle möchte ich der Fairness halber einschieben, daß Regina derzeit nur Platz in ihren Regalen hat, weil sie gerade umgezogen ist und ihre Bücher sortiert und teilweise großzügig zugunsten von Dürreopfern in Bergheim verschenkt hat und somit durchaus immer noch zu den Leuten gehört, die Terry Pratchett nur zu gerne kennenlernen würde), kam die nächste aufregende Idee:
Wie wäre es, wenn wir auch einmal zu einer Lesung eines anderen Autoren gingen?
David Sedaris, nackt Ich hatte das Buch Nackt kaufen müssen, weil Harry Rowolth es übersetzt hatte. Was er übersetzt ist gut (Puh, der Bär zB) Danach habe ich von dem Buch geschwärmt, es unbarmherzig verschenkt und und und - aber gestern wirkte ich mal wieder halb gelangweilt zwischen zwei glühenden Fans.
Vermutlich stehe ich nicht auf Personenkult (ausser er gilt mir ...)
Ich mag Bücher - mir ist es aber schon passiert, daß ich Bücher nicht mehr lesen mochte, nachdem ich Bilder des Autoren oder der Autorin gesehen hatte. Elizabeth George zB strahlt so ein Thomas Lynley gehört mir! aus auf den Bildern. Und statt genussvoll in ihren Krimis zu lesen, beginne ich zu grübeln, was wohl dahinter steckt, einerseits einen so anschmachtwürdiges männliches Wesen zu schaffen und andererseits genussvoll zerstückelte Leichen zu schildern.
Als ich gestern in die Buchhandlung kam, stand ein ziemlich kleiner, schmächtiger Mann zwischen zwei großen, wichtigen Frauen (sie strahlten das aus und hinterher trat eine von beiden auch auf die Bühne, kündigte ihn an und sagte uns dann auch noch, wie wir nach der Lesung die Buchhandlung zu verlassen hätten. durch diesen Ausgang, nicht trödeln, nicht flanieren und nicht über Los und DM 4.000,- ! (er gehört mir, mir ganz allein!)
Leider sagte sie auch, daß Herr Haffmann so nett wäre, ihn zu übersetzen. Es bedarf eines großen Selbstvertrauens, mit einem angesagten Autoren auf die Bühne zu treten, denn das Publikum will ihn pur und keinen Übersetzer, was mit einem sanften, aber hörbaren Aufseufzer geäussert wird.
Man muß aber sagen, daß Herr Haffmann seine Sache sehr gut machte. Er übersetzte nicht, sondern las 2 Geschichten auf deutsch vor, wobei sich gewisse Freiheiten in der Übersetzung offenbarten. Während die Geschichte im englischen Original mit einem fuck-Wort endete, war die deutsche Version ein das ist doch krank!
Auf David Sedaris bohrende Fragen hin, behauptete das Publikum durch Passivität unfreiwillig, daß es im Deutschen keine böseren Umschreibungen als krank gibt. Indirekt hatte er dazu aufgefordert, böse deutsche Worte zu nennen und bitte schön, wer will schon zugeben, daß er welche kennt?
Noch dazu, wenn das Vorbringen böser Worte vor einem großen Publikum und einem in Frankreich lebenden, amerikanischen Autoren geschehen sollte?
Es waren keine Kinder zugegen - ich denke, Herr Sedaris sollte seine Frage einfach mal in einer Grundschulklasse wiederholen ...
sehr eigenwillige Übersetzung des Titels ... Die Lesung war Klasse - auch wenn ich am Ende nicht vorpreschte, um mir ein Buch mit einer Skizze eines behaarten Herrenhinterns signieren zu lassen, wie gewisse andere Quadratweiber dies zu tun pflegen ...
Er las eine wunderschöne (in keinem seiner Bücher bisher erschienene) Geschichte über einen Kinofilm und dessen Auswirkung auf seine 10jährige Beziehung zu klingt wie You vor.
Er erklärte darin, weshalb es keine Filme über alte, glückliche Beziehungen gibt:
sie sind langweilig! oh, schau mal, wie romantisch, sie öffnen die Rechnung vom Elektrizitätwerk!
Ausserdem kündigte er einen Film an, den Wayne Wang (Smoke mit Harvey Keitel) mit Matthew Broderick in der Rolle des David drehen wird - und welche Freude er nun daran hat, Dinge zu schreiben, wie
David kommt in Unterhosen ins Zimmer
hm: David kommt in klatschnassen Unterhosen ins Zimmer und bückt sich, um einen Dollar aufzuheben
Wenn er in dem Tempo weitermacht, wird es lange dauern, bis der Film fertig wird und dann bekommt er sicher eine Altersfestlegung auf 36 oder so ...
Vielleicht sollte ich jetzt doch langsam mal zur Überschrift kommen, denn es ist fast 9 Uhr und da wir morgen in den Urlaub starten, sollte ich nicht mehr in Nachthemd (ein Hauch von nichts über wogenden Massen ...) am Computer sitzen und tippen ...
David Sedaris betrat die Bühne, sagte mit dünner Fistelstimme irgendwas, nahm Platz und: *schauder* weiße Strümpfe!
laßt uns wieder gehen, wisperte ich in beide Richtungen und wurde ignoriert, weshalb ich die Beweisfotos knipste. Neben mir saßen zwei ausgewachsene (und wie!) Frauen und hingen an den Lippen eines kleinen weißbestrumpften Amerikaners.
Das Leben ist eine Satire ...
oben hui

 

 

 

Herr Haffmann liest

 

 

 

unten weissbestrumpft

 

Gegendarstellung:
Der Fall Pratchett
1.Ich höre gerne Leuten zu, die zu erzählen verstehen, dazu gehören neben Carola Terry Pratchett und gestern David Sedaris. Das Vergnügen, das sie mir bescheren, wollte ich noch nie mit einem Frontalangriff mittels Unterwäsche vergelten. Unter Zeltplanen begrabene Leute kann man auch so schlecht verstehen.
2.In meinen Bücherregalen ist keine Lücke. Trotz aller Ausräumaktionen komme ich gerade so mit meinem Platz hin. Pratchett hat diese Bemerkung auch keineswegs so kategorisch gemacht, wie sie bei Carola klingt. Tatsache ist, dass auch ich Leute mit überquellenden Regalen bevorzuge. Es stimmt mich froh, dass es anderen nicht besser als mir ergeht. Ganz misstrauisch machen mich Leute, in deren Schrankwänden drei bis vier Bände verloren dastehen: die Kommunionsbibel, ein Einkommensteuerratgeber, ein Fotoband von der Art wie man sie von Firmen zu bestanden Prüfungen erhält (wahlweise auch Carnegies „Wie man Freunde gewinnt“) und ein Autoatlas.
3.Zur ersten Lesung gingen Carola und ich noch ganz blasé kurz vor Beginn hin und fanden uns auf einer steinharten Treppe wieder. Seither bestehe ich auf früheren Treffen und vorderen Sitzreihen (allein schon wegen der Akkustik). Man glaubt gar nicht wie gesittet die Leute auf Lesungen ihre Sitze aufsuchen, Carola verwechselt das mit ihren Michael Jackson Konzerten. Was meine Begleiter an der vorderen Position auszusetzen hatten, war, dass sie da ja der Autor auch sieht. Soso. Selber schauen, aber nicht angeguckt werden wollen. Voyeure.
4.Leute nach ihrer Kleidung zu beurteilen ist ja wohl unteres Niveau.
5.Pratchett und Adams haben beide ihre Fans, die sich nicht selten sogar überschneiden. Ich mag beide. Jeden auf seine Art.

Regina, 5.7.01

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