
Was Frauen wirklich brauchen

Die unendliche Geschichte unseres Autos ist übrigens vorbei.
Die Bremsen waren nach Auskunft der Werkstatt in einwandfreiem Zustand, aber die ABS-Elektronik
entwickelte eine Art Schüttelfrost. Und so schwankte unser Auto wankelmütig zwischen
ABS an oder aus herum. Kein nettes Gefühl, wenn man in Wales ein Schild mit dem Hinweis auf eine
25% Neigung der Strasse sieht und das ABS-Lämpchen beeindruckt flackert.
Und leider bewirkt diese Unentschlossenheit nicht nur einen Ausfall des ABS, sondern eine Art Ladehemmung
der Bremse.
Hatten wir uns vor unserem Urlaub heimlich in den 75 von Rover verliebt, galt es nun zu handeln.
Verliebt waren wir noch immer, aber es dürfte unmöglich sein, einen 75 zu finden, der
im britischen Racing-Green angepinselt wurde, ein Glasschiebedach und
keine Klimaanlage hat.
Wer so etwas findet oder hat und verkaufen möchte, kann sich gerne vertrauensvoll an uns wenden,
aber in Ermangelung derartiger Angebote, entschieden wir uns für eine
Zwischenlösung.
Kein Chrom, keine Wurzelholzausstattung - kein Göttergatte, der die Kinder nötigt, vor dem
Einsteigen die Schuhe auszuziehen und in Müllsäcke zu schlüpfen, um nur ja nichts anzuschmutzen.
Kein lebenslanges Eis- und Getränke-Verbot - viele geschonte Nerven, also.
Die
Zwischenlösung, die im Idealfall hält, bis die Kinderlein ihre eigenen Autos fahren,
ist grün und blinkt, wenn man auf den Schlüssel drückt, was sehr angenehm ist, denn ich vergesse
dauernd, wo ich geparkt habe.
Den Blink-Vorteil unseres Autos hatte ich als Oma-Schreck bereits angepriesen.
Aber das Auto hat noch einen weiteren Vorteil, auf den ich ausgesprochen stolz bin, da ich ihn durchgesetzt habe:
ein CD-Player!
Wer sich fragt, was die Hausfrau von Welt mit steigendem Alter braucht:
lange vor den dritten Zähnen, der künstlichen Hüfte und dem täglichen Schwipps mit der
Klosterfrau kommt die Notwendigkeit eines CD-Players.
Irgendwann stellt man das Radio an und merkt nämlich, daß man dafür schlicht und ergreifend
zu alt geworden ist.
Spätestens dann, wenn man mit einem Gefühl wie Zahnschmerzen auf das Lied reagiert, welches die
eigene Nichte begeistert mitsummt. Fühle ich mich auch wie in einer Karaoke-Bar - ihre Welt ist
in Ordnung und cool. Eine dünne Stimme versucht sich an dem Song der Weather-Girls.
It's raining men! mit dem Stimmvolumen der Braut aus
My Best Friend's Wedding.
Und mochte ich ihn schon bei Phil Collins nicht besonders - die
Hommage von Brandy and Ray J
(wer heißt bitte Brandy oder Ray J???) is just another day in pain ...
Vor kurzem noch fühlte ich des öfteren leise Wut, wenn eines
meiner Lieder im Radio
kam und nach einigen Takten Angehörige irgendeiner sozial vernachlässigten Randgruppe ausgerechnet dieses
Lied nutzen mußte, über die Ungerechtigkeit der Welt zu labern - halt,
rappen.
Können die das nicht nach dem Lied erzählen?
Mittlerweile bereue ich diese meine Einstellung, denn schliesslich hatten die (anfangs) wenigstens noch
eine Art Message. Also eine Ausrede zum
Missbrauch der Lieder.
Yo Man!
Geri hat keine Ausrede, dafür aber sagenhaft abgenommen und so einen süßen Hund. Der Hund bekommt
eigene Angebote für Werbespots!
Das weiß ich auch aus dem Radio und habe den tiefen Verdacht, daß ich nicht mehr recht zur
Zielgruppe dieses Senders gehöre.
1999 ging mir das schon einmal so während der Elmi-Radio-Show. Elmar Hörig - ach, wärst Du
doch nie ins Fernsehen gekommen ... Er war
der Held so vieler Radiohörer. Er war wirklich
witzig bis zu dem Tag, als er 3 oder 4 Homo-Witze aus der alleruntersten Schublade anlässlich
irgendwelcher verbilligten Bahnfahrkarten vom Stapel liess.
Ok, ja, er war vorher irgendwie schon penetrant geworden, hatte aber diesen
er hat in den 80ern
schon moderiert-Bonus und die 80er sind wohl die Jahre, in denen mein Geschmack stehen blieb.
Ja, wer sich an die 80er erinnert, der hat sie halt nicht erlebt ... denn unsereins erinnert sich nicht,
sondern ist dort geblieben. In Discos erkennt man uns an der Neigung eher unbeweglich zu schauen und
gelegentlich mit den Schultern zu zucken ... (ein Scherz, ein Scherz ...)
Und bin ich doch mal ehrlich - daß es mich nicht interessiert, daß Robbie Williams keine
Zahnklammer mehr braucht, daß Britney Spears endlich auch in dem Alter angekommen ist, in dem
manchmal ein
kleiner, roter Indianer vor ihrer Tür steht, daß Ronan Keating die
Teletubbies voll Klasse findet etc - liegt schlicht und ergreifend daran, daß ich deutlich älter
bin als all jene Teenie-Stars.
Es böte sich an, einen anderen Radio-Sender zu suchen, der Infos für die gesetzteren
Jahrgänge sendet, aber da kommt wieder das Problem, daß ich meist gar nicht in der priviligierten
Situation bin, solchen Berichten zu folgen. Meist sitzen mir ein oder zwei selbstgemachte Menschlein im
Nacken, die sich dringend mit mir darüber unterhalten müssen, daß und weshalb Traktoren
nicht auf die Autobahn dürfen, daß Sabine
auch mit Glitzernagellack in die Schule darf,
daß Oliver gerade gepupst hat und Michaela popelt (
stimmt nicht, stimmt doch, stimmt nicht ...)
und überhaupt, daß da gerade ein Mc D war und beide genau jetzt Hunger haben ...
Wenn zwischen diese wertvollen Gesprächsbeiträge dann noch ein "Seitenbacher, die Fruchthütchen
ohne Gelantine!" gerät, mußte ich bisher immer das Radio ausschalten, um nicht plötzlich
und unvermutet zu
explodieren.
Beim Autohändler schaute ich also in das Objekt der ehemännlichen Begierde, erblickte das
Radio mit Kassettenteil und fragte, ob es einen CD-Player hat. (
Frauen dürfen das ...)
Der Händler verneinte dies, wies meinen Mann auf irgendwelche anderen Details hin, als wäre
er James Bond und dieses Auto mit Flammenwerfern ausgestattet.
Ich nbörgelte ein
es hat keinen CD-Player und bewegte mich gelangweilt Richtung Ausgang.
Der Händler stellte die Chance in Aussicht, er könne einen CD-Player aus einem der anderen
Autos einbauen, aber er könne das nicht versprechen und davon würden wir sicher den Kauf des
Autos nicht abhängig machen
hä hä hä.
Ich schon, sagte ich
hihihi und wer sagt es denn, nun habe ich mein Traumauto.
Man kann Oliver Fahrrad aufrecht hineinstellen, es blinkt, wenn man es sucht und bei der geringsten
Seitenbacher-Gefahr stelle ich auf CD um.
Ach, und weshalb ich nicht einfach eine Kassette ...?
Wir haben keine Märchen-CDs - DER Grund für CD-Player überhaupt, denn scheinbar
kommt kein Kinder-Märchen ohne penetrante Dinge wie ein Täräää von
Benjamin und ein Hurraaa, Hurraaa vom Pumuckel aus.
Mord an den elterlichen Nerven ... und wenig besser als ein upps, I did it again ...