
die besessene Hausfrau an sich ...

Gelegentlich wecken Dinge mein Interesse und verändern nachhaltig unser Leben.
Dinge, die mich zuvor nie interessierten, beenden mit einem Schlag ganze Bündel lieber
Gewohnheiten.
Am spürbarsten war das wohl, als ich begann in fremder Frauen Kinderwagen zu starren und
der Idee verfiel, auch einmal so ein Gefährt zu bestücken.
Irgendwann später kamen die Tiere - Delphine, Hühner, Rinder, die ich nicht haben,
sondern verspeisen wollte. Halt, nein - die Delphine natürlich nicht, sondern Thunfische
(die mir nie etwas taten, weshalb ich ihnen mittlerweile ihr Leben und auch das
H lasse).
Ich weiß, daß viele Vegetarier ähnlich denken, nur ist meine
Fressgier
grösser und statt komplett auf Fleisch zu verzichten, begnügte ich mich damit,
künftig sicherzustellen, daß die Tiere vor ihrem Eintreffen in meiner Küche ein
möglichst schönes Leben hatten.
In Enningscher Küche verwendete Eier stammen
aus glücklichen, freilaufenden Hühnerhintern, die Milchprodukten aus Bio-Eutern und die
Kaffeebohnen sammeln fair bezahlte Kaffeebauern auf ihren unbelasteten Plantagen ein.
Schöne, heile Welt
Dann gewann Ferrero gegen einen Hersteller von Kinder-Zahnbürsten. Die Wort- und Bildmarke
Kinder gehört denen und die Zahnbürsten sind künftig keine Kinder-Zahnbürsten
mehr, sondern Zahnbürsten für Kinder. Wobei aber Kinder-Schokolade Kinder-Schokolade ist
und keine Schokolade für Kinder ... zumindest nicht für meine, denn ich finde die Idee,
aus Kindern eine Wort- und Bildmarke zu machen schlicht abstossend.
Ausserdem liebe ich
Zwergenaufstände
Hört her, ich, die ähm - Hausfrau? - kaufe keine Produkte von Ferrero mehr - das wird dem
Konzern sicher arge Kopfschmerzen bereiten ...
Eine Ernährungsberaterin erzählte mir daraufhin, daß man spezielle Kinderprodukte
eh meiden sollte, da sie der Reihe nach zu süß, zu fett, zu farbig, zu aromatisiert und überteuert
wären. Und Trick 17 - die lustigen Comic-Figuren seien nicht einfach nur niedlich und würden
nicht einfach nur zum Kaufen anreizen, sondern die an sich vernünftige Scheu von Kindern vor
neuen Produkten senken.
Bei meiner nächsten Stippvisite in der Buchhandlung stolperte ich über
die Suppe lügt
von Hans-Ulrich Grimm. ISBN 3-426-77402-x Mit diesem Buch gehen wir Silvester ins neue Jahrtausend.
(als Ex-Bankkauffrau halte ich es mit Adam Riese ...) Das nächste Jahrtausend widme ich meinem
Kampf gegen die natürlichen Aromen.
Felix würde mir jetzt einen schrägen Seitenblick zuwerfen, denn wenn mich ein Thema
interessiert, dann gründlich. Und so bekomme ich ein leicht irres Flackern in den Augen
und meine Stimme einen beschwörenden
nur ich kann die Menschheit vor den natürlichen
Aromen retten Klang.
Der Begriff ist schon so Klasse -
natürliche Aromen.
natürlich ist ein perfekt dehnbares Wort - der Inhalt einer Kinderwindel ist
übrigens auch
natürlich - aber die Details erspare ich Euch, sonst guckt Felix
wieder so drohend, wie im Kino am Montag, als meine Freundin fragte, ob ich mir keine Nachos
holen würde.
Kunstkäse, jaulte ich -
natürliche Aromen ...
Ein warnender Blick traf mich, ich lächelte und sagte
ich sag' ja gar nicht, woraus die
die Nachos und den Kunstkäse machen - das mit dem Tiermehl muß ja auch nicht stimmen ...
Ich erzählte auch nichts über Mitsuyuki Ikeda, dessen Fleischersatz ja auch (noch???)
gar nicht im Handel ist. Schmeckt leicht nach fischigem Hühnchen und wird aus Klärschlamm
hergestellt und mit
natürlichen Aromen aufgepeppt.