
Freitag der Achte

Der letzte Freitag war nicht mein Tag.
Der 8. Dezember ist der Geburtstag meiner Mutter und ein beliebter Moment, über die
Weihnachtsplanung zu sprechen. Es ist nicht wirklich so, als gäbe es viel zu besprechen.
Kein
was macht ihr denn so?
und schon gar kein
wir lassen die Kinderlein bei Freunden und fliegen dieses Jahr nach New York ...
Kinder machen spiessig und so ist klar, daß wir Weihnachten all jene Traditionen hochhalten,
die wir in Teenietagen belächelten. Vorhin habe ich künstliche Tannenranken mit Lichterketten
um den Eingang verteilt.
Allerliebst ...
Aber in Ermangelung weihnachtlichen Wetters, versuche ich zumindest mit kilometerlangen Kabelknäulen
eine gewisse Weihnachtsstimmung zu erreichen. Gibt es etwas Weihnachtlicheres, als wohlgefüllte
Dreifachstecker?
Kinder machen spiessig und Mütter setzen noch einen drauf ...
Da ich einer sehr modernen Patchworkfamilie entstamme, weiß ich, weshalb es drei Feiertage
gibt. Einen für die Schwiegereltern, einen für Papi und Frau und einen für Mami und Mann.
Wer die Kinder bedauert, deren Eltern sich trennen, kann gar nicht damit aufhören, denn selbst
dann, wenn bereits wieder die ersten Silberhochzeiten nahen, hüpft man als Abkömmling
einer gescheiterten Ehe hilflos zwischen listig aufgestellten Fettnäpfchen herum.
Es gab Jahre, an denen ich den 24.12. gemütlich vor dem Fernseher verbrachte, Geschenke
verpackte und im Zehnminutentakt Einladungen ablehnte. Der 24.12. ist heilig und wehe, man gibt
jemandem den Vorzug, ausgerechnet diesen Tag bei ihm zu verbringen.
Rückblickend waren diese Weihnachtsabende nicht die schlechtesten, zumindest blieb mir
der Kampf mit großen, sehr toten Vögeln erspart, in den ich mich die letzten 10 Jahre
todesmutig (und gelegentlich siegreich) gestürzt habe.
Alljährlich geht es nun eigentlich nur noch darum, am Geburtstag der besten all meiner Mütter -
ich habe nur eine ... alle Anspielungen zu überhören, in denen es um die Tatsache geht,
daß ich einen Weihnachtstag bei meinem Vater verbringen werde. Seit 10 Jahren überrasche
ich sie damit, den ersten Feiertag dort zu sein und am zweiten Feiertag dann der riesigen Restfamilie
zur Verfügung zu stehen.
Auch dieses Jahr streifte mich ein wohlgezielter Vorwurf, tückisch hinter ihrem Rücken
die Weihnachtsplanung mit meinem Vater geregelt zu haben, ohne mich mit ihnen abzusprechen. Routiniert
wies ich auf den Umstand hin, daß es (seit 10 Jahren) nicht anders zu handhaben ist, da wir
dort übernachten müssen und am zweiten Feiertag geht dies nicht, da wir am nächsten
Morgen in Köln sein müssen.
Für das nächste Jahr plane ich, mir diese Antwort einfach zu verkneifen, was meine
Schwestern aber sicher bedauern würden, die dieses Schauspiel alljährlich geniessen.
Oder aber, ich buche tatsächlich einmal den Flug nach New York (mit den Kindern) und verkünde dies mit
honigsüßem Lächeln.
Sobald die Wogen wieder geglättet (scheinen), kommen konspirative Geschenk-Absprachen. Meine
Eltern wünschen sich alljährlich nichts und sind nur begierig, die Weihnachtswünsche
der Enkel zu erfahren und zu kritisieren.
ein Kickroller? viel zu gefährlich ...
Oh, ich geniesse diesen Tag, ganz besonders, wenn er sich seinem Ende nähert.
Der letzte Freitag hatte mich eh schon etwas berührt, weil es der letzte Tag meines Erziehungsurlaubs
war. Was nun meine Entscheidung in Sachen "Rückkehr in den Beruf" angeht, könntet Ihr
daran sehen, daß ich heute hier tippe, statt das Geld anderer Leute in alle Welt zu verstreuen.
Ich bin eine Hausfrau ...
Gerade, als meine Kinderlein ihre Schuhe anzogen und meine Mami besorgt fragte, ob ich evtl. zugenommen
habe (nein, habe ich nicht, ganz im Gegenteil, aber danke der Nachfrage ... *knirsch*),
klingelte mein Handy und der holdeste all meiner Gatten teilte mir mit, daß bei uns eingebrochen
wurde.
Kurz darauf fiepte mein Handy erneut los - eine SMS der besten Freundin dieser Welt, in der sie
arglos anfragte, ob es etwas Schöneres geben könnte, als einen Strandspaziergang am Abend,
bei sommerlichen Temperaturen.
Gibt es irgendwen, dessen Freitag noch mehr zu bieten hatte?