
Mein Sohn ...

Gestern war so ein wirklich typischer Sommertag. Es regnete pausenlos heftig und trostlos. Zuerst
ignorierten wir das Wetter tapfer, fuhren nach Bonn um den blühenden Titanenwurz zu sehen und
stellten uns unverdrossen in die Reihe der anderen Wartenden.
ab hier noch 2,5 Stunden Wartezeit
beschied uns ein Schild, was dann doch zu Verdruß führte. Was soll es? Den Titanenwurz haben wir
schliesslich vor 4 Jahren schon blühen sehen. Kein Grund für schlechte Laune. Ausserdem waren
wir noch bei Freunden zum Geburtstags-Waffelessen eingeladen. Also marschierten wir wieder zum Auto
und fuhren hin. Ein gutes hatte der kurze Abstecher in den botanischen Garten gehabt:
wir sahen nicht mehr so spiessig und ordentlich aus, sondern bewiesen durch den einen oder anderen
Schlammspritzer, vermatschtes MakeUp und kletschige Haare unsere Erdverbundenheit.
Die Waffeln waren lecker, aber leider waren die Kinder bald satt und satte Kinder in einer wirklich
überfüllten noch nicht kindgerecht eingerichteten Wohnung, sind ein Stressfaktor für sich.
Also verabschiedeten wir uns wieder. Es muß ja mal aufhören zu regnen und dann könnte man
einen schönen Spaziergang machen. Es hörte nicht auf zu regnen.
Also holte ich aus der Nachbarschaft ein ebenso gelangweiltes Kind in Olivers Alter, setzte Michaela
vor den Computer, wo sie Ronja, die Räubertochter durch ein Abenteuer schubst, liess die beiden
Zwerge mit der Duplo-Eisenbahn spielen und verkrümelte mich mit der Zeitung und einem Kaffee
in das Esszimmer.
Plötzlich weinte das Nachbarskind und mein Sohn, der Schatz, kam, ging in die Küche,m öffnete
den Kühlschrank und holte den Eisbeutel.
Phil Aua hat, Eisbeutel braucht, sagte mein eher wortkarger Spross. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer,
wo er seinem Spielkameraden den Beutel an den Kopf hielt.
Hast du dich am Tisch gestossen?, fragte ich, was Oliver aber verneinte.
Woran hat er sich denn gestossen?, bohrte ich.
War das nur?, grübelte Oliver, sah sich suchend um, wobei er aber den Eisbeutel weiter an
Phils Kopf hielt. Plötzlich leuchteten seine Augen auf und er wies auf die Duplo-Lokomotive.
Wie kann man sich denn an der Lokomotive stossen?, fragte ich leicht verwirrt.
Ich haut hab!, sagte Oliver, tätschelte Phil den Kopf, pustete und fragte
besser jetzt?
Phil nickte, Oliver brachte den Eisbeutel wieder in den Kühlschrank und dann spielten die
beiden weiter.
Du, Oliver ...
hm?
Du kannst den Phil aber nicht einfach mit der Lokomotive hauen, das tut doch weh!
ich dann Eisbeutel hol
Und damit war die Angelegenheit erledigt ...