04.10.1996
Das Wort Urlaub weckt in jedem andere Vorstellungen und Erwartungen. Ich denke bei Urlaub an
eine große Insel und Strände, aber anders als bei den meisten von Euch, kommt jetzt nicht etwa Sonne,
sondern "Fish and Chips" oder Apple Pie, Chips mit Salz und Essig, Jacked Potatoes oder
Sticky Toffee Pudding in Butterscotch Sauce. Den kulinarischen Höhepunkt fanden wir dieses Jahr
in einer "Original Heinz Baked Beans Tiefkühlpizza" - gibt es auch mit Würstchen. Wir standen jubelnd
vor dem Tiefkühlregal, schafften unsere Beute schleunigst in unser Ferienhäuschen und verbrachten den
Abend andächtig kauend. Ich werde hier ein wenig herumexperimentieren und Euch dann natürlich
unverzüglich ein Rezept für diesen Gaumenschmaus auf die Kochseiten setzen - es paßt doch prima
zu meiner Sauerkrautlasagne.
Nein, ich glaube nicht, daß Ihr nun schon wißt, wo wir nun eigentlich waren. England ist falsch - wir
waren in Wales. Ein tolles Land! Man kann an einem Tag sämtliche Urlaubsarten miteinander
kombinieren. Morgens ein wenig am Strand herumbuddeln, dann eine kleine Bergwanderung an
kleinen Seen vorbei und nachmittags besichtigt man eine geschichtsträchtige Burgruine. (Und Abends
stöbert man quer durch einen Supermarkt nach kleinen kulinarischen Wundern)
Einzig gutes Wetter sollte man nicht unbedingt erwarten. Dieses Jahr hatte ich uns fantastisch vorbereitet.
Für jeden hatte ich 2 absolut wasserfeste Regenjacken (bis zu eienr Tauchtiefe von 50m), eine dicke
Winterjacke, 2 Paar schlammtaugliche Wanderschuhe und für Michaela auch noch eine Gummilatzhose
eingepackt. Tja, und dann so was! Sonne! In Wales - also, an kurze sonnige Abschnitte waren wir ja gewohnt,
aber dieses Jahr hatten wir 2 Wochen Sonne. An einigen Tagen hüpfte Michaela nur im T-Shirt und einer
großen rosa Schippe über den Strand und nötigte uns, Dämme zu bauen, oder Matschlöcher auszuheben.
(Matschlöcher braucht man, um sich die Füße richtig mit Matsch einzuschmieren, anschließend zum
Wasser zu rennen, um die Füße wieder sauber zu bekommen - sehr gute Beschäftigung für kleine,
lästige Kinder von ruhebedürftigen, faulen Eltern...)
Wir fanden in Wales auch einige liebevoll geführte Streichelzoos. Dort kann man "Feedbags"
erweben und sämtliche Tiere füttern und streicheln. In einem Zoo hatten sie auch einen wirklich
schönen Spielplatz eingerichtet, auf dem ein richtiger Fuhrpark aus Bobbycars, Tretautos, - traktoren
und -baggern zur Verfügung stand. Dort erlebten wir dann erstmal "unfreundliche" Waliser, aber das
lag natürlich an Michaela, die sich hartnäckig weigerte, englisch zu sprechen. Sie rief begeistert
"Bagger, Bagger...blablabla...Bagger!" Erst nach einer Weile begriffen wir die eindeutig empörten
Blicke der anderen Eltern und begannen laut und viel auf Deutsch zu erzählen. Man hatte uns noch
nicht als Ausländer erkannt und vermutete nun, daß unser Kind "Bugger" sagte. Das ist wohl das
Schimpfwort überhaupt! Im Wörterbuch steht dazu: Saukerl, Strolch, Unzucht treiben, Sodomie...
Nun, wir vermieden weitere Feindschaft, indem wir unserer Tochter an Baustellen den Mund zuhielten
und schnell weitergingen...