
Erschreckende Abhängigkeit vom Dosenöffner

Von der Öffentlichkeit weitgehend ignoriert wird die Abhängigkeit vieler vom Dosenöffner.
Bei manchen geht die Sucht so weit, daß sie mehrere Dosenöffner, gelegentlich sogar elektrische
Dosenöffner besitzen und diese regelmässig benutzen.
Typisch für Suchtkranke ist, daß diesen unglücklichen Menschen ihre eigene Sucht gar
nicht bewusst ist, daß sie ihren häufigen Gebrauch des Dosenöffners vollkommen normal
finden und auch trotz intensivem Nachdenkens nicht auf die negativen Folgen ihrer Sucht aufmerksam werden.
So öffnen sie ungehemmt Dosen und vergessen dabei völlig - zB die horrenden Stromkosten.
Ihnen ist nicht bewusst, daß man sein Glück nicht in einer Dose finden kann...
Es wird Zeit, daß sich die Medien dieses Phänomens annehmen, daß Selbsthilfegruppen
für Dosenöffnersuchtgeschädigte und ihre Angehörigen gegründet werden!
Jaaaaa, ich war bei meinen Eltern und das Thema Internet kam auf. Meine Mutter hatte gehört, daß
es Menschen gibt, die davon süchtig werden. Ahnungslos erzählte ich gerade stolz von meinen
letzten (finanziellen) Erfolgen und erwartete begeisterte Anerkennung. Was ich bekam war mütterliche
Besorgnis. Das ist auch manchmal ganz schön, aber kommt meist etwas unerwartet.
Hatte ich unter den Augen meiner Mutter eine drogenfreie Pubertät hinter mich gebracht, malt sie
sich nun vermutlich die nächste, grässliche Gefahr aus.
In den USA hat man einer Mutter sogar ihre Kinder weggenommen!
Es war eine Art Jungbrunnen und erinnerte mich lebhaft an die Zeit, da meine Mutter mit Argusaugen nach
verdächtigen Zeichen für den Drogenkonsum ihrer Kinder suchte. Irgendwann hatte mich das Schicksal
mit pickeligen Oberarmen gestraft. Da dafür mein Gesicht eine relativ pickelfreie Zone war,
hielt sich meine Verzweiflung in Grenzen, führte aber dazu, daß ich trotz Hitze gerne
langärmlige Kleidung trug. Ratgeberhefte für Eltern pubertierender Kinder erkennen darin
messerscharf das Verbergen verdächtiger Einspritzlöcher...
Gibt es eigentlich Ratgeberhefte für Eltern von Nachwuchs in den Dreissigern?
Onlinesucht ist da sicher DAS Thema überhaupt.
Für mich ist das Internet ein fester Bestandteil meines Alltags geworden. Sicher hat jeder die eine
oder andere Flause bei der Nutzung des WWW. Ich gebe zu, daß in mir eine Art Gier,
nach meiner
Mail zu schauen, geweckt wird, wann immer wir nach hause kommen, oder sich Gäste verabschieden.
Von Sucht würde ich aber erst sprechen, wenn man die Heimkehr oder den Abschied der Gäste
mutwillig beschleunigt, um
endlich an die Kiste zu kommen.
Nichtsurfern mag es unheimlich erscheinen, wenn ich nachts um 2 Uhr aus einem Taxi klettere,
herzhaft gähne und
natürlich noch nach der Mail schaue - aber glücklicherweise reduziert sich die Anzahl der Nichtsurfer stetig.
1996 lernte ich im Netz ausschliesslich neue Leute kennen - 1999 ist eher das Jahr, in dem ich meinen
Freundes-, Bekannten- und Verwandtenkreis im Netz begrüssen kann. Aber nur kurz.
Will sagen, ich bin aus der Chatphase einfach entwachsen. Mein ICQ nutze ich meist, um meinen
Bekannten mitzuteilen, daß ich keine Zeit habe. Die häufigste Message ist:
warte, ich rufe dich mal an dicht gefolgt von
ruf doch mal an...
Fragen nach der Bedeutung des Internets in meinem Leben stehe ich sehr hilflos gegenüber, da
die Antwort ein klares "irgendwo zwischen nichts und unheimlich viel" ist. Das letzte Wochenende dürfte
ist dafür recht bezeichnend. Samstag besuchte uns ein frisch verheiratetes Pärchen - oh,
besucht mal seine Seite, er ist
Lyriker.
und nimmt mir nicht übel, daß ich damit herzlich wenig anfangen kann...
Sonntag saß ich dann mit
Peter, als vorgezogenes
Geburtstagsgeschenk beim BAP-Konzert im Müngersdorfer Stadion. (als Nachgruppe kamen die Rolling Stones)
Montag klingelte es mittags überraschend und Willi stand in der Tür...
Online-Bekanntschaften - Online-Freunde - ich kann mit diesen Begriffen nicht viel anfangen, da
das Internet zwar eine Möglichkeit darstellt, Menschen kennenzulernen und sich gegebenenfalls
anzufreunden. Wenn dies aber geschieht, sehe ich keinen Unterschied mehr zu den Freunden, die ich
in der Schule, im Reitverein, im Urlaub, in der Ausbildung oder irgendeiner Kneipe, einer Krabbelgruppe,
einem Spielplatz, im Museum
oder einer öffentlichen Toilette (...) gefunden habe. Es ist ja nicht so, daß man nun
ständig über oder im Internet kommuniziert.
Wirklich neu ist halt, daß ich Donnerstags mit Regina im Kino war. Halt nein, ins Kino gehen wir schon seit -
auweia 14 Jahren. Wir haben uns
neulich in der Ausbildung kennengelernt...
Neu daran ist nur, daß das Internet als Thema dazu gekommen ist, seit sie online ist (und
auch
mal eben nach der Mail schaut...)
Und eben war meine
allerallerbeste Freundin hier und natürlich hat sie mittlerweile auch
einen Internetzugang. Nein, wie lange ich sie kenne, werde ich jetzt nicht ausrechnen - die 14 Jahre
von eben beeindrucken mich schon zu heftig und zurückrechnen, wann ich auf der Grundschule war,
möchte ich jetzt wirklich nicht.
Die jährliche
Vorgeburtstagskrise - mir reicht derzeit auch schon der Satz
Michaela kommt nächstes Jahr in die Schule
mein Baby!
Ok, ok, das ist vermutlich nur ein milder Vorgeschmack auf Sätze wie:
Michaela ...
Hey, ich wollte doch glatt
heiratet oder so schreiben - elendes Klischeedenken...
Am Wochenende düse ich
runter in den Osten um meine älteste Onlinebekannte und ihre
Familie zu besuchen. Also, wenn das Sucht ist, dann mag ich sie!
Das Internet ist in meinen Augen eher eine Pralinenkiste. Krokant mag ich nicht, deshalb nehme ich
es nicht, wogegen weiße Pralinen mich doch arg interessieren.
Sind meine Vergleiche nicht immer ganz große Klasse?
Ich meine, daß jeder anders an dieses Medium herangeht, andere Möglichkeiten ausschöpft
und es dadurch auch für jeden eine andere Bedeutung hat. Die Tatsache, daß ich durch
die Pflege der Hausfrauenseite nicht nur interessante Leute kennenlerne, sondern auch noch Geld
verdiene, fasziniert mich immer wieder. Allerdings möchte ich auch, daß dieser Aspekt
eine erfreuliche Nebensache bleibt.
Von mir als Bankkauffrau konnten die Kunden einiges verlangen. Die meisten Menschen bringen dabei ein
Mindestmass an Freundlichkeit auf, aber natürlich konnten auch jene von mir gleichbleibende
Freundlichkeit erwarten, die selbst nunja...
Ganz selten gönnt man sich klitzekleine Biestereien. Eine wirklich strunzdumme Person, die die
halbe Zweigstelle schier in den Wahnsinn trieb - die dritte Ehefrau eines Arztes...
(diese Angabe ist
selbstredend falsch, aber sehr beschreibend :-)
verlangte zum Beispiel von mir
Devisen und ich bat mit dem zuckersüß goldigsten
Augenaufschlag um ihre Kontonummer, auf die ich die Dollar dann überweisen sollte.
Nein, ich will das bar mitnehmen!
Oh, Sie meinen also Sorten?!
Zu meiner und aller Kollegen Freude, errötete sie tief und mit meinem noch viel freundlicheren
Geschwafel, daß das Wort Devisen oft falsch benutzt wird, machte ich es natürlich versehentlich
noch viel peinlicher...
Ich denke, daß viele Angestellte irgendwann dazu übergehen, selbst erlittene
Demütigungen
dann an andere weiterzugeben. Untergeordnete Angestellte, oder Kunden, die gerade versuchen von einem
bereits überzogenen Konto...
Diese Frustgrenze habe ich glücklicher Weise nie erreicht - es wäre übel gewesen,
da die Anzahl jener Kollegen, die noch weniger Bedeutung hatten als ich, doch sehr gering war und
die Damen vom Reinigungspersonal recht wehrhaft erschienen...
Wo wollte ich eigentlich hin?
Ah, genau - einmal hatte ich einen potentiellen Bannerkunden am Telefon, der für die Tatsache,
daß er ein Banner schaltet, ein
gewisses Entgegenkommen erwartete - sprich ein
persönliches Lob irgendwo im
redaktionellen Teil.
Der geschäftstüchtige Teil in mir wollte ihm das gerade ausreden, als die Hausfrau ihm
auch schon erklärte, was er sie mal könnte. Hoffentlich bekomme ich dieses spontan,
impulsive Ich wieder in den Griff, bis Olivers Erziehungsurlaub endet...
Das Internet - es gehört halt dazu, bereitet mir viel Freude, viel Abwechslung, einige Arbeit
und ganz neue Erfahrungen. Aber vom Stellenwert her liegt es hinter der Spülmaschine. Ich kann
sicher eher einen Tag auf meine Mail verzichten - das fiel mir im Urlaub auf - wirklich vermisst
habe ich die Spülmaschine, den Wasserkocher, das Gästeklo und den Schlitz zwischen den
beiden Matratzen im Ehebett. Wenn man jahrelang daran gewöhnt ist, igendwie den dicken Zeh
beim Einschlafen dort einzuklemmen...
In bed with
der Hausfrau...
PS unseren Dosenöffner hatten wir übrigens mitgenommen - eine Marotte, mag sein - aber nach
einem Urlaub in Wales, mit einem sehr störrischen... Ja, ich fürchte, ich mache mir was vor -
meine Sucht nach Dosenöffnern gehört therapiert!