06.08.98
Eines Tages erwachte in mir der Wunsch, gemütlich im Garten sitzend, Texte tippen zu können.
Mehr nicht - ich möchte nicht im Garten sitzen und das Internet bereisen, sondern lediglich
tippen. Einfachste, simpelste Textverarbeitung...
Das Internet ist was für morgens, verregnete Abende ohne Columbo und zwischendurch mal eben -
aber nichts für Milchkaffee im Garten, während Oliver gerade zufrieden den Sand aus
dem Sandkasten in die Beete verteilt.
Als ich Sonja, unserem ehemaligem Vorzeigeyuppie von meinen Wünschen berichtete,
erzählte sie mir von Frauen, die Notebooks mit ins Bett nehmen und machte anzügliche
Joystickwitze... Das kann ja auch nur von einem unverheirateten,
frustrierten Single kommen, oder? Wobei Sonjas Verlobungsring irritiert...
In der Folgezeit mußte ich begreifen, daß ich von ihr mit meinen Wünschen noch ernst
genommen wurde im Vergleich zu anderen Ansprechpartnern. In einschlägigen Katalogen
fand ich nur Notebooks, mit denen man eine komplette Firma managen konnte. Die waren
dann aber auch sehr teuer. Naiv freute ich mich, daß mein Notebook viel weniger können
müßte und erwartete nun also eine Einfachstausführung zu Aldipreisen.
Was dann kam, war herb.
Um einen Vergleich zu bringen, betrat ich ein Fachgeschäft auf der Suche nach einem
Badeanzug, um mich mit diesem Badeanzug gelegentlich in den Garten zu legen. Ein
freundlicher Verkäufer zeigte mir stolz eine ganze Reihe von Badeanzügen und pries
mir die Extras an. Dieser Badeanzug hier ist ausgestattet mit einer Flasche Sunblocker,
einer formschönen Strandtasche, dem neuesten Roman von Hera Lind, einem Liegestuhl mit
geblümten Baumwollbezug, einem praktischen Schalenkoffer, einem Pauschalurlaub auf
Mallorca, einer Boeing 07, einer Dose Katzenfutter und einer japanischen Gebrauchsanleitung.
Hinweise, ich bräuchte aber doch nur einen Badeanzug, der noch nicht einmal wasserfest
zu sein bräuchte, denn so einen hätte ich schon, wurden damit beantwortet, daß ich
gerne eine leicht veraltete Version haben könnte, die statt des Hera Lind Romans einen
schlecht verkäuflichen Roman einer unbekannteren Autorin als Extra hätte und der Liegestuhl
einen neongelben Polyesterbezug trüge.
Mein erneuter Hinweis, ich bräuchte doch eigentlich nur ... wurde mit einem stirnrunzelnden
naja, wenn ich mir kein anständiges Notebook leisten könnte, wäre ich hier wohl falsch...
beantwortet. Nachdem ich ihm kräftig (verbal) vor das Schienbein trat, gestand er stotternd,
daß alte Modelle sogar eingestampft wurden, um die Käufer zum Erwerb eines völlig
überausgestatteten Modells zu zwingen.
Mich nicht!
Ich stellte die Anzeige auf die Seite, sprach all meine Bekannten, Freunde und Verwandten
an und... sitze seither strickend im Garten...
Der beste aller Väter wollte mir gönnerhaft das Neueste vom Neuen kaufen, was ich mit einem
halben Tobsuchtsanfall (ich will nur Teeeeeeeexte tippen!) ablehnte. Der beste aller
Hanjos kennt eine günstige Quelle, die mir vieeeeel zu teuer ist und ein einziger
potentieller Verkäufer konnte sich dann doch nicht von seinem Notebook trennen, als
er es verstaubt aus der letzten Ecke kramte. Zu viele, zu schöne Erinnerungen hängen
daran...
Dann stricke ich eben, pfft!
