![]() ISBN: 3462035428
| Die fünfte Jahreszeit von Werner Hickel Eine Liebesgeschichte im Karneval Karneval Ähnlich erging es schon Jonathans Ururururgroßvater Nepomuk, der fast zwei Jahrhunderte zuvor an Karneval alle Hände voll zu tun hatte, um seine feierfreudige Frau Sophie vor dem undurchsichtigen Rasiermesserfabrikanten Herwegh zu bewahren. Ein mitreißender, historisch lehrreicher Roman, der den Zauber und die Tücken des Karnevals auf zwei geschickt verwobenen Zeitebenen kraftvoll entfaltet.der Autor "Die fünfte Jahreszeit" ist mein erster Roman. 2002 habe ich ein Sachbuch über die Risiken und Chancen der Selbständigkeit bei der Deutschen Verlagsanstalt (DVA) veröffentlicht. Im Herbst 2004 wird ein zweiter Roman sowie ein Katzenbuch erscheinen. Ich bin also noch nicht lange dabei, werde aber hin und wieder um Rat gefragt. Deshalb hier einige Bemerkungen zu Schriftstellerei und Verlagssuche, die über das in einschlägigen Ratgebern Gesagte (z.B. "Von der Buchidee zum Bestseller" von D.R. Meynecke oder "So finden Sie einen Verlag für ihr Manuskript" von S. Englert) zumindest teilweise hinausgehen. Dem Leser dienen Schreiben ist aufregend, erfüllend, bringt mich in Kontakt zu mir selbst. Es ist aber auch ein unsozialer Knochenjob. Schreiben erfordert ein fast schon meditatives Konzentrationslevel. Ich brauche Tee, meinen Computer und Ruhe - besonders letzteres. Das Telefon stört, der Nachbar stört, selbst meine Frau stört manchmal, wenn ich, was meist nach ungefähr einer halben Stunde geschieht, den Einstieg in meinen Text gefunden habe. Ich schreibe jeden Vormittag, halte mich aber nicht an feste Arbeitszeiten; manchmal habe ich um zwei Uhr mein Pulver verschossen, manchmal erst um fünf - eine Unberechenbarkeit, die meine gerade im achten Monat schwangere Frau zuweilen gehörig nervt. Vor allem bastele ich auch dann gedanklich am Manuskript weiter, wenn ich den Schreibtisch längst verlassen habe, im Garten sitze oder im Baumarkt stehe - unsozial eben, selbstzentriert. Aber wenn ich meinen Texten auch nur einen Fitzel weniger Aufmerksamkeit widme, werden sie kraftlos und austauschbar. Es muss ständig Strom fliessen, und nicht zu knapp. Zum Glück holt mich meine Frau regelmässig von meinem Ego-Trip herunter. Sie fordert meine Aufmerksamkeit freundlich, aber bestimmt ein. Sie möchte nicht hinter einem Buch an zweiter Stelle stehen, auch wenn ich es ihr hundertmal widme. Recht hat sie. Wenn das Schreiben zu Lasten der Beziehung geht: reduzieren, aufhören. Einsamkeit ist ein zu hoher Preis für künstlerische Selbstverwirklichung. Das reale Leben geht vor Stimmt natürlich nicht. Man muss atmen, schlafen, essen, trinken und aufs Klo gehen, sonst zunächst mal nichts. Aber wenn man nicht nur ab und zu ein paar Seiten füllt, zur eigenen Erbauung oder um Dampf abzulassen, sondern ein Schriftsteller ist (und das bedeutet in der Tat: Zehn Prozent Inspiration, neunzig Prozent Transpiration), dann muss man zumindest gedanklich jeden Tag ran. Wer es vermag, ein Manuskript tagelang auszublenden, es einfach zu vergessen, weil gerade andere Dinge anstehen, hat gute Chancen, blutarmen Murks zu fabrizieren. Bildung auf Seite schieben Schriftsteller sollten immer aus der Deckung heraus operieren. Es gibt nur sehr, sehr wenige Autoren, die allein von der Schreiberei leben können. Die Margen sind klein und Einkünfte aus Vorschüssen, Buchverkäufen und Lesungen unberechenbar - wenn es überhaupt welche gibt. Wer allein von seinen Büchern leben muss, ist in zweifacher Hinsicht ein armes Schwein. Zunächst ist er meistens abgebrannt. Vor allem aber steht er mit seiner Kunst nackt im Wind: Jedes Ablehnungsschreiben eines Verlags, jede negative Rezension, jeder Käufer, der im Buchladen zu einem anderen Titel greift, trifft ihn ungleich härter als einen Autor, für den die Schriftstellerei lediglich das Spielbein ist. Es schreibt sich nicht gut mit Existenzangst im Nacken. Klassische Abwärtsspirale: Geringer Erfolg führt zu schwächeren Produkten, die zu noch geringerem Erfolg führen. Schnell winken die Lektoren, die wie jeder andere auch keine nervösen, ängstlichen, womöglich selbstmitleidigen Autoren mögen, bei neuen Projekten ab - Ende der ohnehin sehr kurzen Fahnenstange. Vielleicht lese ich ganz gerne romantische Geschichten über hochbegabte, aber mittellose Künstler, die in winzigen Dachkammern hausen - ich möchte aber selbst keiner sein. Kein Geld haben ist nicht romantisch. Deshalb: Schreiben nur als Nebenjob. Das eigene Buch taugt nicht als Rettungsanker Ein Manuskript muss fünfmal verkauft werden. Zuerst muss es der Autor oder sein Literaturagent dem Lektor verkaufen. Der muss es dann zunächst seiner Verlagsmannschaft (PR, Marketing, Verleger, andere Lektoren) und dann auf der halbjährlichen Handelsvertreterkonferenz den Vertretern verkaufen - die es wiederum dem Buchhändler verkaufen müssen, der es schliesslich dem Endkunden verkauft. Bringen sie also Zeit mit. Die Verlage tendieren dazu, die Planung für das jeweils kommende Programm immer früher abzuschliessen. Manchmal kommen Lektoren durcheinander, weil sie gleichzeitig das kommende, das übernächste und das überübernächste Programm betreuen. Gut möglich, dass sie von einem Lektor hören: "Gutes Buch, aber die nächsten anderthalb Jahre sind wir schon zu." Von jetzt auf gleich läuft im Verlagswesen nur sehr selten etwas. Der Misserfolg ist eher die Regel als die Ausnahme "Sie schreiben? Schicken Sie uns Ihr Manuskript, wir machen Ihnen ein faires Angebot". Hinter derartigen Anzeigen, die sich durchaus auch in seriösen Tageszeitungen finden, verbergen sich sogenannte Druckkostenzuschussverlage, die von der Sehnsucht vieler Autoren leben, ihr Werk in gedruckter, marktgängiger Form zu sehen. Diese Verlage operieren am Rande der Seriösität, mitunter der Legalität. Sie knöpfen verzweifelten Autoren viel Geld für ein schlecht gebundenes, pseudolektoriertes Buch ab, für das sie keinerlei Werbung und PR machen, das keinerlei Chance am Markt hat. Hände weg! Nie für Verlagsleistungen zahlen! Wenn sie ein gutes Buch geschrieben haben, werden sie wahrscheinlich auch einen seriösen Verlag finden, der es veröffentlicht und ihnen dafür einen Vorschuss und halbwegs annehmbare Prozente zahlt. Wenn sie ein schlechtes Buch geschrieben haben, nutzt ihnen auch nichts, wenn sie Geld mitbringen: Das Buch wird zwar lieferbar sein, aber in keiner Buchhandlung stehen. Es wird untergehen, ohne das irgend jemand ausserhalb ihres Bekanntenkreises Notiz davon genommen hat. Das Schreiben bringt den Kick, nicht die Vermarktung Setzen sie sich nicht an den Schreibtisch, wenn sie nicht positiv geladen sind. Schreiben sie, wenn sie mögen, eindringlich über die vielen, vielen negativen Dinge auf der Welt, aber bleiben sie selbst positiv, seien sie konstruktiv, wahren sie die nötige Distanz und stiften sie Hoffnung. Der Leser wird ihnen nur durch das Jammertal des Lebens folgen, wenn sie ihm einen Ausweg zeigen. Wenn sie ´schlecht drauf´ und nicht in der Lage sind, einen positiven Funken aus ihrer negativen Stimmung zu schlagen - Hände weg von Stift oder Tastatur. Schilderungen von durch und durch negativen Ereignissen oder Gefühlen braucht kein Mensch. Soviel für jetzt. Sie können mir gerne eine E-Mail schicken, wenn sie Fragen haben. |