25.09.1996
Ok, Ihr wollt sicher mal wieder was zu lachen haben, also erzähl ich Euch eine Geschichte von
großer Zivielcourage und noch größerer Blamage...
Es war zu der Zeit, als der kleine James Bulger getötet wurde und die Zeitungen fassungslos aufschrien,
weshalb nur niemand dem kleinen Jungen zu Hilfe geeilt war. Überall wurde die Gleichkültigkeit unter
den Menschen angeprangert, als ich eines Abends in der Dämmerung durch den Park eilte.
Da hörte ich ein Kind ganz erbärmlich und wie ich damals meinte, in größter Not schreien. Ein süßes,
kleines Mädchen - und daneben ein großer, äußerst bedrohlicher Mann, der das Kind am Arm packte
und Anstalten machte es hinter sich her zu zerrren. Er war sehr groß und ich habe leider bei 160cm
aufgehört zu wachsen, aber ich sagte mir tapfer, daß jemand, der sich an einem kleinen Kind vergreift
ein Feigling sein muß.
Nein, ich weiß nicht, ob ich das nun wirklich irgendwie durchdacht hatte. "Superhausfrau" setzte ihr
Heldengesicht auf, stapfte entschlossenen Schrittes quer über die Wiese zum Unhold und fragte
barsch: "was tun sie dort, ist das vielleicht ihr Kind?"
Das Kind sah mich total erschreckt an, klammerte sich dem Unhold ans Bein und begann nun bitterlich
zu weinen, während er mich total entgeistert anstarrte: "Natürlich ist das meine Tochter!"
"Ähm, ach so, ja, klar , fein, ähm, entschuldigung, ähm, schönen Abend noch", stotterte ich und schlich
von dannen.
Der Göttergatte hat herzlich gelacht, als ich ihm von meiner unerwünschten Rettungsaktion erzählte und
ich verbrachte die nächsten Tage mit der intensiven Suche nach dem "Vergessen".
Tage später sprach mich ein Mann an - oje, der "Unhold"...
Zu meiner Überraschung war er sehr freundlich und hat sich tatsächlich bedankt, daß ich bereit gewesen wäre,
sein Töchterlein aus den Klauen eines vermeintlichen Verbrechers zu retten.
Nett von ihm - ich denke, ich habe ihm nicht recht antworten können und mich wieder auf der "Ähm, ja, ach so, ja, Danke -Ebene"
aufgehalten...